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LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

Titel: LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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nicht. Sie nahm sich vor, die Kopie des Autopsieberichts über ihren Vater durchzusehen; ihre Gedanken wanderten zurück zu jenem Tag, an dem ihre Tante ihr gesagt hatte, daß ihr Daddy nicht mehr zurückkommen würde; daß er auf einem weit entfernten Planeten einen Unfall gehabt hätte und gestorben sei. Sie erinnerte sich, wie sie versucht hatte, das Gefühl des Schmerzes, der Angst und des Alleinseins zu verdrängen, indem sie sich weigerte, es zu glauben, aber das half nichts. Sie wußte, daß es wahr war. Dann hatte Jo geweint, heftiger und länger als je zuvor. Ihre Tante hatte sie lange in den Armen gehalten, hin und wieder hatte sie mitgeweint. Sie war ihrer Tante nie wieder so nahe gewesen wie in jener Zeit. Und soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie seitdem auch nie wieder geweint.
    Mühsam fand sie wieder in die Wirklichkeit zurück und stand auf. »Zeit zu gehen. Ich werde fahren.«
    Als sich der Gleiter vom Dach des IBA-Gebäudes in die Luft hob, bemühte sich Old Pete, das Thema Junior nicht anzuschneiden.
    »Ich habe zufällig ein paar Zahlen aus dem Währungswechsel gesehen, mit dem du angefangen hast. Nicht gerade das, wofür IBA ursprünglich gedacht war, aber ziemlich beeindruckend.«
    »Du irrst dich«, entgegnete sie, und es gefiel ihr, ihn einmal korrigieren zu können. »Es ergibt sich ganz natürlich aus den Aktivitäten unserer Gesellschaft. Im Laufe der Untersuchungen hinsichtlich neuer Absatzmärkte für unsere Klienten müssen wir uns über politisches und wirtschaftliches Klima auf dem laufenden halten. Die Währungspolitik der Kommunalverwaltungen in, wie du sicher weißt, von höchster Wichtigkeit, und deshalb fingen wir an, für jeden Sektor Inflationsraten, Währungsreserven und was sonst noch dazugehört aufzuführen. Mit Hilfe dieser Zahlen habe ich selbst vor ein paar Jahren ein bißchen Währungsspekulation betrieben und war ziemlich erfolgreich. Wenn es schon einem Anfänger wie mir gelang, IBA damit zu größerem Gewinn zu verhelfen, so dachte ich mir, dann mußte ein Währungsexperte, den wir ganztags beschäftigen würden, unseren Klienten einen neuen Kundendienst eröffnen können. So stellten wir zwei Fachleute ein und machen guten Gewinn.«
    »Hast du viel eigenes Geld in die Sache investiert?«
    Jo schüttelte den Kopf. »Ich arbeite nur gelegentlich mit meinem Geld, dann, wenn ich kurzfristig Gewinne machen kann. Erfahre ich, das die nolevetolische Krone zu hoch geschätzt wird, verkaufe ich sie ungedeckt; wird das derbysche Pfund zu niedrig geschätzt, kaufe ich einen Teil auf und warte ab. Im übrigen befindet sich mein Geld in tolivianischen Depotscheinen in einem Safe.«
    Old Pete nickte beifällig und sagte nichts weiter. Auch er hatte schon vor langer Zeit seine Ersparnisse in tolivianische Depotscheine umgewechselt. Die Banken auf Tolive wurden in vielen Finanzkreisen als Anachronismus angesehen, weil sie darauf bestanden, ihre Währung zu hundert Prozent mit Edelmetallen abzudecken. Sie setzten ausschließlich 0.999 Feingold- oder Silbermünzen in Umlauf, und ein »Depotschein« bedeutete, daß eine bestimmte Summe Gold oder Silber von einer tolivianischen Bank aufbewahrt und auf Verlangen ausgezahlt wurde. Die nominelle Regierung von Tolive hatte nur ein Gesetz zur Finanzpolitik: die gesamte Währung mußte durch Edelmetall gedeckt sein; jede Abweichung von diesem Gesetz galt als Betrug und wurde mit öffentlicher Auspeitschung geahndet.
    Old Pete hatte eine Vorliebe für harte Währung, hatte sie schon immer gehabt. Und Jo ebenfalls. Offensichtlich hatte sie mehr mit ihm gemeinsam, als sie zugeben wollte -
    - oder mit Junior. Er hatte sich langsam an ihr Aussehen gewöhnt. Obwohl Jos Haar jetzt ziemlich dunkel war, hatte sie, als er sie in der vergangenen Woche zum erstenmal seit langem wiedergesehen hatte, ihrem Vater so ähnlich gesehen, daß Old Pete einen Augenblick lang vor Erstaunen sprachlos gewesen war. Aber die Ähnlichkeit ging tiefer. Etwas umgab sie, das stark an Junior erinnerte. Jeder, der ihn gut gekannt hatte, mußte es in ihr erkennen. Er hatte es natürlich erwartet, aber nicht in so hohem Maße.
    Und es gab auch Unterschiede, die genauso überraschend waren wie die Übereinstimmungen.
    Junior so ähnlich, dachte er, und ihm doch so unähnlich. Ich dürfte mich eigentlich nicht wundern. Schließlich war die Umgebung, in der sie aufgewachsen sind, bei beiden völlig verschieden. Und nicht zu vergessen ihr gegensätzliches Geschlecht

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