LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos
Ist-er-schon-wieder-da-Ausdruck, aber Old Pete beachtete es nicht. Sie war im Begriff, seine Gegenwart zu ertragen zu lernen – es machte ihr nicht gerade Spaß, aber sie nahm es als notwendiges und nur vorübergehendes Übel hin.
»Ich habe gerade jemanden mit einer Ratte auf der Schulter die Halle heruntergehen sehen«, begann er. »Gibst du dich auch mit Tierakten ab?«
»Das war kein Tierakt, und das war auch keine gewöhnliche Ratte. Diesem Mann, den du gesehen hast – er heißt übrigens Sam Orzechowski –, ist es gelungen, die rattus interstellus zu zähmen.«
»Du willst mir doch nicht erzählen, daß dies eine Raumratte war! Diese Viecher kann man nicht dressieren. Wenn das eine echte Raumratte gewesen wäre, hätte sie diesem Kerl schon längst die Ohren abgefressen!«
»Ich habe den Mann überprüft und kann dir versichern, daß seine Angaben über sich stimmen. Jetzt muß ich nur noch einen kommerziellen Verwendungszweck für diese Ratten finden. Aber deshalb habe ich dich nicht herbitten lassen. Wir haben einiges darüber herausgefunden, was mit deBloise und Dil los ist.«
Old Pete setzte sich. »Und das wäre?«
»Ganz genau weiß ich es noch nicht. Ich habe einen der besten Männer in diesem Geschäft auf die Sache angesetzt. Er hat mich angerufen, um mir mitzuteilen, daß er ein paar interessante Neuigkeiten für mich habe.«
»Aber hat er denn nicht gesagt, worum es sich handelt?«
»Wichtige Dinge sagt er nie, wenn die Möglichkeit besteht, daß jemand mithört.« Etwas in ihrer Stimme sagte Old Pete, daß zwischen Jo und diesem Detektiv möglicherweise mehr als nur eine berufliche Verbindung bestand.
»Wann kommt er her?« fragte er.
»Überhaupt nicht«, erwiderte Jo mit einem kurzen Kopfschütteln. »Er kommt nie hierher. IBA nimmt seine Dienste regelmäßig in Anspruch, und es würde auffallen, wenn er so oft herkäme. Wir werden ihn in ein paar Stunden im Kasino treffen.«
»So stelle ich mir aber kaum einen abgelegenen Treffpunkt vor. Das Kasino ist doch Tag und Nacht mit Leuten überfüllt.«
»Trotzdem ist es der ideale Ort zum Austausch von Informationen, wenn man es nur richtig anfängt. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, einmal in der Woche ins Kasino zu gehen, und er kommt dorthin, sooft er in der Stadt ist. Daher findet es auch niemand seltsam, wenn wir uns gelegentlich begegnen – vor allem auch, weil wir beide leidenschaftliche Schachspieler sind.«
»Wirklich? Ich nämlich auch. Und ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr mit einem Menschen gespielt; man bleibt natürlich in der Übung, wenn man gegen einen Computer spielt, aber wenn ich gegen ihn gewinne, vermisse ich dabei doch irgend etwas.«
»Es muß ziemlich einsam sein auf deiner Insel.«
»Ich brauche nur ein- oder zweimal im Jahr die Gesellschaft anderer Menschen; aber einsam bin ich nie – ich habe ja mich. Gott sei Dank gehöre ich nicht zu jenen Menschen, die, wenn sie allein gelassen werden, zu ihrem Mißbehagen erkennen müssen, daß wirklich niemand da ist.«
Ihre Unterhaltung streifte willkürlich verschiedene Themen, bis Jo einen Punkt anschnitt, der ihr schwer auf dem Herzen lag.
»Hat IBA eigentlich Untersuchungen über den Tod meines Vaters durchgeführt?«
Old Pete nickte langsam. »Ja. Bei zwei Gelegenheiten. Es kam aber nichts dabei heraus. Der wichtigste Mann in jener Stadt – ich glaube sein Name war Heber oder Hever oder so ähnlich –, ja, jedenfalls schien er Junior sehr zu schätzen und sorgte dafür, daß unsere Leute Zugang zu allem hatten, was sie für ihre Nachforschungen benötigten. Er selbst hatte sich schon sehr gründlich umgesehen, bevor man in IBA von Juniors Tod erfuhr.«
»Haben ihn diese Fremden ermordet?«
»Die Beweise sprechen dafür. Trotzdem kann ich es immer noch nicht so recht glauben. Sie haben eine eigene Gedenktafel auf sein Grab gestellt, und wir haben die Videoaufzeichnungen von seinem Begräbnis, bekommen -«
»Ich weiß. Ich habe sie mir angesehen.«
»Dann weißt du ja auch, daß sie ihn für so eine Art Halbgott hielten. Es ergibt alles keinen Sinn.«
»Aber du hast ihn dort gelassen. Warum? Nicht, daß ich ein krankhaftes Bedürfnis verspüre, die sterblichen Überreste meines Vaters hier auf Ragna beerdigt zu wissen; mich interessiert nur, aus welchem Grund du sie nicht zurückgebracht hast.«
Old Pete zuckte die Achseln. »Weil sein Körper auf diesen vanekschen Friedhof gehörte. Eher jedenfalls, als irgendwo anders hin.«
Jo antwortete
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