LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos
Bendreth.«
Easly knurrte und erhob sich schnell. Wenn er geglaubt hätte, daß der Bettler mit Absicht so sprach, um der Wahrheit auszuweichen, dann hätte Easly es akzeptieren und verstehen können. Aber ganz offensichtlich war dies einfach die Art und Weise, wie der Verstand eines Vanek funktionierte.
»Kennst du Rmrl?« fragte er plötzlich.
Die Pupillen des Vanek zogen sich merklich zusammen, und für einen Augenblick sah er Easly tatsächlich an, statt durch ihn hindurch.
»Wir alle kennen Rmrl«, antwortete er.
»Und wo ist er jetzt?«
»Bei uns.« Seine Augen starrten jetzt wieder auf einen unsichtbaren Punkt.
»Wie kann ich ihn finden?«
»Räder in Rädern, Bendreth«, entgegnete der Bettler und klimperte mit seiner Bettelschüssel.
Mißmutig stand Easly auf und verließ den Bettler, ohne ihm ein Almosen zu geben. Wie konnte er hoffen, irgendeine aufschlußreiche Auskunft von einem Angehörigen einer außerirdischen Mischlingsrasse zu bekommen, die den Mann getötet hatte, der ihnen geholfen hatte, und die dann aus der Stelle, an der sie ihn ermordet hatten, eine Art Pilgerstätte machten? Die ganze Fahrt war reinste Zeitverschwendung gewesen. Er hatte sich noch nicht einmal die Umgebung ansehen können.
Er verbrachte die frühen Morgenstunden des nächsten Tages damit, sich auf das Treffen mit deBloise vorzubereiten. Dies war der Auftakt zu seinen Nachforschungen: ein Gefühl für den Mann zu bekommen. Und dazu brauchte er den persönlichen Kontakt. Seine Aufgabe war es, etwas herauszufinden, was gegen den Mann sprach – irgend etwas. Jo schien noch ihre Vorbehalte zu haben.
Er kam etwas zu früh in den Büroräumen des Sektorenabgeordneten deBloise an und beobachtete die Sekretärin an der Rezeption, bis sie ihn schließlich in den angrenzenden Raum bat.
DeBloise erwartete ihn hinter seinem Schreibtisch. Er sah gewichtiger aus, als Larry erwartet hatte – früher war er wahrscheinlich einmal muskulös gewesen, jetzt aber sah er leicht aufgedunsen aus. Das dunkle, an den Schläfen bereits leicht ergraute Haar und das herzliche Lächeln, das er stets für die Öffentlichkeit bereithielt, waren Larry vertraut. Easly ließ sich von dem angenehmen, freundlichen Äußeren des Mannes nicht täuschen; seine Nachforschungen hatten ihm gezeigt, daß sich darunter ein stahlharter, von Ehrgeiz getriebener Kern verbarg.
»Nun, Mr. Easly«, begann deBloise, nachdem sie sich die Hände geschüttelt hatten, »was für einen Eindruck haben Sie bisher von unserem Planeten gekommen?«
»Nur den besten«, log Easly und nahm auf deBloises Aufforderung hin Platz.
»Das ist fein. Und was kann ich nun für Sie tun?«
»Der Risden Pressedienst berichtet in einer Serie über die Beziehungen zwischen Menschen und Außerirdischen, und die engste Form einer solchen Beziehung existiert ja hier auf Jebinos bei den Vanek.«
DeBloise nickte. »Man muß daran erinnern, daß die Vanek keine reinen Außerirdischen sind; sie sind das Ergebnis einer Verschmelzung von Menschen mit einer fremden Rasse. Aber ich kann verstehen, warum sie für Ihre Serie von großem Interesse sind. Nur wozu brauchen Sie mich?«
»Sie waren doch einer der Leute, die sich so für das vaneksche Gleichheitsgesetz engagiert haben, oder?« deBloise nickte. »Nun, damit werden Sie zu einer wichtigen Figur in den heutigen Beziehungen zwischen Vanek und Terranern, und Ihre Akten könnten von großer Hilfe für mich sein. Würden Sie mir erlauben, einzusehen?«
DeBloise überlegte; hier bot sich ihm eine außergewöhnliche Chance für positive Publicity in den Medien. »Ich könnte Ihnen einen begrenzten Einblick erlauben. Natürlich werden Sie verstehen, daß ich Ihnen nicht alle meine Akten zugänglich machen kann.«
»Sicher. Ganz wie Sie meinen. Übrigens, da gibt es doch noch eine wichtige Persönlichkeit in den Beziehungen zwischen Vanek und Terranern: diesen Joseph Finch jr. oder wie er heißt.«
DeBloises Freundlichkeit kühlte merklich ab, als Easly Juniors Namen erwähnte. »Ich habe ihn leider nicht gekannt. Wir sind uns niemals begegnet.«
»Aber Sie haben doch nach seinem Tod eine leidenschaftliche Rede über ihn im Namen des Gleichheitsgesetzes gehalten. Ich habe mir die Aufzeichnung angehört … ich muß sagen: sehr bewegend, selbst jetzt noch, nach siebzehn Jahren.«
»Danke«, erwiderte deBloise mit einem verbindlichen Lächeln. »Aber man mußte ihn doch nicht persönlich kennen, um von seinem Tod betroffen gewesen zu sein. Ich
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