Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
Finger auf die Straße. Vor dem Eingang – es handelte sich um ein Lebensmittelgeschäft – standen die Leute Schlange und warteten darauf, hineinzukommen. Einige hatten Koffer in der Hand, andere Einkaufstaschen und wieder andere gar nichts.
    Von dem Licht und den Leuten wie magisch angezogen, beschloß Stafford, nachzusehen, was das Geschäft so Besonderes zu bieten hatte. Beim Näherkommen fielen ihm bewaffnete Wachleute zu beiden Seiten der Tür auf, und innen standen weitere. Als er genau hinsah, bemerkte er, daß auch ein Großteil der Kunden bewaffnet war.
    Da er nicht hineingehen wollte, fiel es ihm nicht schwer, sich einen Weg ans Schaufenster zu bahnen. Die einzige Ware, die er entdecken konnte, war Mehl. Der Boden war bedeckt von durchsichtigen, zylinderförmigen Behältern, die alle Mehl enthielten. Stafford schätzte ihr jeweiliges Gewicht auf vielleicht fünfzig Kilo. Nacheinander durften die Leute eintreten, sich einen Zylinder aufladen und durch die hintere Tür wieder hinausgehen.
    Aber nicht, bevor sie bezahlt hatten. An einer Theke auf der linken Seite zählte ein Mann Notenbündel, die er stapelte und dann in einen Eimer hinter ihm warf, wenn die Summe stimmte. Der Eimer war schon halb voll; ein anderer dahinter war bis zum Rande mit Geldscheinen gefüllt, und ein dritter, leerer Eimer stand noch davor. Ein bewaffneter Mann bewachte sie. Die Kunden durften nur einzeln das Geschäft betreten; ein Wächter suchte sie ab, ließ sich an der Tür die Waffen aushändigen und gab sie ihnen am Ausgang wieder zurück. Zwischen den bewaffneten Aufpassern und dem Ladeninhaber bestand eine große Ähnlichkeit – vermutlich handelte es sich bei ihnen um den Vater und seine Söhne.
    Fasziniert sah Stafford der seltsamen Prozession eine Weile zu, beobachtete, wie die Kunden ihre Taschen leerten und Geldscheine auf die Theke packten und wie der zweite Eimer immer voller wurde. Und dann durften zwei Männer gleichzeitig den Laden betreten. Beide kamen offensichtlich mit leeren Händen. Der erste von ihnen verursachte eine gewisse Aufregung an der Ladentheke, als er eine Handvoll Münzen zum Vorschein brachte, die wie Silbermarken aussahen, ein Zahlungsmittel, das vor einer halben Generation aus dem Verkehr gezogen worden war. Der Ladenbesitzer untersuchte sie genau, wog sie auf einer Schale ab und legte sie eine nach der anderen in einen Autoanalyser. Offensichtlich war er mit ihrem Metallgehalt zufrieden, denn er nickte den beiden Männern zu. Jeder von ihnen nahm einen Zylinder, und beide verließen das Geschäft durch die Hintertür. »Hübsch, was man mit ein bißchen Silber heutzutage alles erreichen kann«, meinte ein Mann, der neben ihm am Fenster stand. Stafford löste sich von der Scheibe, um sich den Sprecher näher anzusehen. Es war ein schäbig gekleideter Mann von mittlerer Statur und mit fettigem Haar, der mit begierigem Blick Staffords Fliegeroverall betrachtete. Sein Mantel beulte sich verdächtig aus – vermutlich trug er eine versteckte Waffe – und aus dem prall gefüllten Koffer in seiner linken Hand quollen ein paar Geldscheine hervor.
    »Was kostet denn das Mehl da im Laden?« fragte Stafford.
    Der Mann zuckte die Achseln und sah durch das Fenster. »Rund zehntausend Mark, habe ich mir sagen lassen.« Er bemerkte, wie Staffords Kinnlade herunterfiel. »Ich weiß, es ist wirklich ein bißchen teuer – ein ganzer Tageslohn –, aber man kann sich glücklich schätzen, wenn man überhaupt etwas bekommt, gerade jetzt, wo der Luft- und Bodentransport wieder einmal streikt.«
    »Streikt? Wieder einmal?«
    »Ich kann es ihnen ja im Grunde nicht verdenken«, fuhr der Mann fort, und es schien, als würde er nicht zu Stafford, sondern eher zu sich selbst sprechen. »Ich würde es auch nicht wollen, wenn man mich wöchentlich bezahlte. Dann kann man besser gleich zu Hause bleiben.« Plötzlich liefen Tränen seine Wangen hinunter, und er begann, zu weinen. »Eigentlich ist es überhaupt besser, gar nicht mehr zu arbeiten. Das Geld verliert seinen Wert schneller, als man es ausgeben kann … aber irgendwie muß man doch die Zeit herumbringen … früher habe ich meine Arbeit im Büro gern getan … ich war stolz auf meine Familie … und mein Haus … aber jetzt spielt das alles keine Rolle mehr, denn ich weiß nicht, wie ich uns durchbringen oder das Haus halten kann …«
    Verwirrt durch die offen gezeigte Verzweiflung des Mannes drängte sich Stafford durch die Menge zurück auf den offenen

Weitere Kostenlose Bücher