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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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besser gegangen ist! Ich konnte gehen, wohin ich wollte. Ich konnte zu Hause schlafen. All das kann ich jetzt nicht!«
    »Das könnten Sie auch nicht, wenn Haworth Sie finden würde«, entgegnete LaNague. »Denken Sie daran.«
    »Das einzige, woran ich denken kann, ist, daß ich ein Gefangener bin und Sie mein Wächter sind. Und damit sind Sie nicht besser als jeder andere im Imperium. Genau genommen sind Sie sogar noch schlimmer!«
    Die Worte trafen LaNague wie Faustschläge. Er kämpfte gegen die Wahrheit an, die in ihnen steckte, aber schließlich mußte er sie doch akzeptieren: Er hatte alles verdrängt, an das er geglaubt hatte, hatte sein Erbe vergessen, nur um die Revolution voranzutreiben.
    Die Hauptsache: Kyfho … Adrenas Worte fielen ihm wieder ein … vergißt du Kyfho bei deinem Bemühen, den Sieg über den Feind zu erringen, dann wirst du selber der Feind … du wirst schlimmer noch als der Feind, denn er weiß es nicht besser.
    »Der Feind … ich«, murmelte er und fühlte sich schwach und elend. Stafford sah ihn fragend an. »Sie würden es nicht verstehen«, beantwortete LaNague seine unausgesprochene Frage. Als er auf Kanya und Josef blickte, konnte er Sympathie in ihren Augen lesen, aber keine Hilfe. Es war sein Kampf, ein Kampf, der nur allein gewonnen werden konnte. So nahe … so nahe war er dem Sieg, daß der Sieg das Motiv seines Handelns geworden war. Wie hatte er das zulassen können? War dies das Ergebnis, wenn man Macht besaß? Es entsetzte ihn. Er hatte immer gedacht, gegen solche Verlockungen immun zu sein … über ihnen zu stehen. Statt dessen hatte er sich über alle anderen gestellt und ihre persönlichen Wünsche seinem letzten Ziel unterworfen … und das war gerade der Grund, warum er das Imperium so verabscheute!
    Wann hatte es angefangen? Er konnte es nicht sagen. Es hatte so leise begonnen, daß er die feinen Veränderungen in seiner Betrachtungsweise nicht bemerkt hatte. Aber er hätte es eigentlich spätestens damals bei der Druckerei feststellen müssen, als er eher bereit gewesen war, das Leben der Wachen zu opfern als die Aktivierung der Barsky-Box zu verschieben. Wann waren die Überfälle Robin Hoods für ihn wichtiger geworden als ein Menschenleben? Damals hätte er es schon wissen müssen. Er hatte die Einstellung »man kann kein Omelett machen, ohne Eier zu zerschlagen« angenommen, eine Perspektive, die die Außenwelten an den Rand des Ruins gebracht hatte. Niemals hatte in der Vergangenheit für ihn der Zweck die Mittel geheiligt. Warum war es jetzt anders?
    Wenn Mora damals nicht gewesen wäre, hätte er unter Umständen jemanden getötet. Und gerade um Leben ging diese ganze Revolution doch … das Leben sollte wachsen und sich ungehindert ausdehnen können. Die Revolution, so wie er sie ursprünglich gesehen hatte, sollte für alle sein, nicht nur für einige wenige. Und wenn es eine Revolution für alle sein sollte, dann galt sie auch für die Soldaten der Imperialen Wache. Wie jeder andere mußten auch sie die Möglichkeit haben, einer neuen Zukunft entgegenzusehen. Aber das konnte nicht für Tote gelten; ebensowenig wie für einen Piloten, der in einem Lagerhaus eingesperrt war.
    Er wollte davonrennen, die Türen eintreten und in die Nacht fliehen. Nicht zu Mora – überall hin, aber nicht zu Mora. Er schämte sich so sehr über sich selbst und über die Art und Weise, wie er sie behandelt hatte, daß er den Gedanken nicht ertragen konnte, ihr gegenüberzustehen … nicht, bis er alles wieder in Ordnung gebracht hatte.
    »Sie können gehen«, sagte er mit kaum hörbarer Stimme, als er sich gegen den Türrahmen lehnte.
    Stafford machte unsicher einen Schritt vorwärts. »Wieso? Ist es Ihnen auch ernst?«
    LaNague nickte, vermied es aber, den anderen anzusehen. »Gehen Sie nur. Aber seien Sie gewarnt: In Primus hat sich vieles verändert, seit Sie die Stadt verlassen haben. Es ist jetzt Nacht hier draußen, und die Straßen gehören denen, die sich stark oder verzweifelt genug fühlen, sich hinauszuwagen. Es wird Ihnen nicht gefallen, was Sie zu sehen bekommen.«
    »Ich muß zu meiner Frau.«
    LaNague nickte nochmals und gab die Tür frei. »Finden Sie sie. Wenn Sie wollen, bringen Sie Ihre Frau mit hierher, oder versuchen Sie Ihr Glück dort draußen. Es bleibt ganz Ihnen überlassen. Aber denken Sie an zweierlei: Das Imperium sucht Sie überall, und wir bieten Ihnen Schutz und Sicherheit.«
    »Danke«, meinte Stafford und sah zwischen LaNague und den

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