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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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lebensfähig und überraschend friedliebend erwiesen hatte.
    Als er den hell erleuchteten Handelsdistrikt erreicht hatte, verlangsamte Broohnin seinen Schritt. Nur wenige Leute begegneten ihm. Selbst hier auf Primus, dem Sitz des Imperiums und der Hauptstadt des weltoffensten Planeten der Außenwelten, gingen die Menschen wie früher schlafen. Die Nachrichten über den erneuten Anschlag auf den Metep hatten sie noch früher als gewöhnlich in ihre Häuser getrieben. Eine Ausnahme bildeten natürlich die Dolees. Sie liebten Aufregungen jeder Art, und da sie keiner geregelten Tätigkeit nachgingen, konnten sie so lange aufbleiben, wie es ihnen Spaß machte. Allerdings bedeutete das manchmal auch Ärger, und zwar blutigen Ärger. Oft genug wurden unschuldige Außenstehende oder Leute aus ihren Reihen für ein paar Mark, manchmal auch nur, um die Langeweile des täglichen Einerleis zu vertreiben, zusammengeschlagen, erstochen oder erschossen.
    An jedem anderen Abend hätte Broohnin sich ohne eine Waffe äußerst unwohl gefühlt, als er jetzt an Gruppen gelangweilter junger Dolees vorüberging. Aber die Möglichkeit, daß ihn ein Flinter aus irgendeinem dunklen Versteck heraus beobachtete, verdrängte die Angst vor einem Überfall. Außerdem ignorierten ihn die Jugendlichen sowieso. Er war selbst einer von ihnen, einer von den vielen, die vom Imperium Zuschüsse für Miete und Kleidung erhielten und die von den Essensmarken lebten, die ihnen ausgeteilt wurden. Er sah im Augenblick so heruntergekommen aus, daß er leicht als einer von ihnen durchging. Als Broohnin schließlich sein in einer Seitenstraße gelegenes Einzimmer-Apartment erreicht und die Tür hinter sich zugeschlossen hatte, ließ er sich auf die dünne pneumatische Matratze fallen, die in einer Ecke lag. Und dann begann er zu zittern.
    Er war nicht mehr anonym. Es war ein angenehmes, erregendes Gefühl, den Guerilla zu spielen, den Terroristen, der aus der Dunkelheit heraus zuschlug, sich versteckte und irgendwann wieder zuschlug. So konnte er eine Schattengestalt bleiben, ein anonymes Symbol der Rebellion. Er konnte zu den öffentlichen Videozentren gehen und sich dort unter die Zuschauer mischen, wenn die Berichte über seine jüngsten Terrorakte in ihrer ganzen holographischen Brillanz gezeigt wurden.
    Aber das alles war jetzt vorbei. Jemand kannte seinen Namen und wußte, woher er kam und was er getan hatte. Und was dieser eine wußte, konnten auch leicht andere erfahren.
    Flinter! Er konnte es noch immer nicht fassen. Warum beteiligte sich Flint am Sturz des Imperiums, wo es sich doch bisher strikt aus allen interplanetarischen Angelegenheiten herausgehalten hatte? Ihretwegen konnte die Erde mitsamt dem Rest des kolonisierten Weltraums ins galaktische Zentrum stürzen. Warum waren dann jetzt Flinter hier auf Throne?
    Und dann dieser andere … der Blonde. Er war kein Flinter. Broohnin glaubte, aufgrund seines Akzents sagen zu können, woher er stammte, aber es wollte ihm einfach nicht einfallen. Noch nicht. Was ihn allerdings mehr beunruhigte, war die Tatsache, daß der blonde Mann den Flintern offensichtlich Befehle erteilte. Und das war höchst ungewöhnlich, denn Flinter ließen sich von nichts und niemandem vorschreiben, was sie zu tun hatten. Sie verachteten alle Möchtegern-Herrscher und schienen die Existenz der übrigen Menschheit kaum wahrzunehmen … mit Ausnahme der Bewohner des Planeten Tolive.
    Tolive! Broohnin setzte sich abrupt auf. Daher der seltsame Akzent des Blonden – er war Tolivianer! Und in seiner Herkunft war auch die Verbindung zwischen ihm und den Flintern zu suchen. Mit der Erinnerung an das, was er in seinen ersten Ausbildungsjahren über die Geschichte der Außenwelten gelernt hatte, fügte sich alles zu einem logischen Bild zusammen.
    Der Schlüssel zu allem war Kyfho, eine rein individualistische Philosophie, eine Mischung aus Anarchismus und Kapitalismus, die vor der Union der Ost- und Westallianzen auf der Erde entstanden war. Ihre Anhänger wurden auf der überbevölkerten kollektivistischen Mutterwelt zu Ausgestoßenen, die feste, winzige Enklaven bildeten und auf diese Weise versuchten, den Rest der Welt auszumauern. Eine unmögliche Aufgabe. Die alles überwachende Weltregierung drang durch jeden Riß in ihren Schutzwällen ein und rottete die Bewegung fast ganz aus.
    Das Programm zur Kolonisation des Weltraums rettete sie dann doch noch. Jeder ausreichend großen Gruppe potentieller Kolonisten, die den gegebenen

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