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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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»Sind alle dafür?« fragte Metep und hob die rechte Hand. Er machte sich erst gar nicht die Mühe, sich umzusehen, um sich davon zu überzeugen, daß auch die vier anderen die Hand gehoben hatten.
    Haworth drehte sich um und ging zur Tür. »Ihr übernehmt die alleinige Verantwortung! Ich will mit dieser Sache nichts zu tun haben!«
    »Wo willst du hin?« erkundigte sich Metep kühl und tonlos.
    »Weg von diesem Planeten, bevor er in Rauch aufgeht!«
    »Vielleicht auf die Erde?« warf Krager ein, auf dessen Gesicht angesichts Haworths Niederlage ein schadenfroher Zug lag.
    »Du stehst unter Arrest«, verkündete Metep. »Du wirst bis zur Verhandlung in deinem Quartier bleiben. Dann wird dich eine Eskorte abholen, und du gehst mit uns zusammen zur Freiheitshalle. Ich weiß, du würdest uns im Stich lassen, und das kann ich nicht erlauben. Es ist von höchster Wichtigkeit, daß wir wenigstens vor der Öffentlichkeit weiterhin Einmütigkeit zeigen.«
    »Das kannst du nicht!«
    Metep lächelte, als er auf einen Knopf auf dem Tisch drückte. »Kann ich nicht?« Die Außentür glitt auf, und zwei Wachangehörige traten ein. »Nehmt ihn fest.«
     
    Bis die Wache vor seiner Zelle stehengeblieben war, hatte LaNague den Knoten unter seiner Achsel gefunden und hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger, bereit, im Notfall zuzudrücken.
    »Tja«, meinte der Wächter, der so stämmig wie Steen schlank war, »Sie müssen ein ziemlich großes Ärgernis für diese Leute da oben darstellen, Mr. Robin Hood.«
    LaNagues Finger drückte fester auf den Knoten. »Warum sagen Sie das?«
    »Ihre Verhandlung ist schon für heute nachmittag angesetzt … im Freiheitsgebäude. Alles wird sogar von den Medien übertragen.«
    »Tatsächlich?« LaNague ließ den Knoten los, der in Wirklichkeit ein erbsengroßer Geleepfropf war, der in einer undurchlässigen Haut steckte, und entspannte sich. Nur mit Mühe konnte er das Lachen und den Wunsch unterdrücken, in seiner Zelle vor Freude und Erleichterung auf und ab zu springen. Er hatte vor dem Gedanken Angst gehabt, diese Kapsel zu zerdrücken, und jetzt sah es ganz so aus, als würde es nicht nötig sein. Sie enthielt eine neuroleptische Substanz, die bei Zerstörung der Hülle in das umliegende Fettgewebe unter der Haut eindringen würde. Von dort aus gelangte sie über das Blut in die rechte Gehirnhälfte, wo sie eine Membranstörung in den Neuronen verursachte und so das Sprachzentrum für rund zwei Wochen paralysierte. Er wäre dann nicht mehr fähig gewesen, seine Gedanken zu verbalisieren; jede Frage, die ihm gestellt wurde, würde sein Gehirn als zusammenhanglose Laute erreichen; geschriebene Fragen würde er als eine bedeutungslose Aneinanderreihung von Zeichen erkennen, die er nicht verstehen konnte. Und sollte er versuchen, etwas aufzuschreiben, würde es ähnlich aussehen. Dieser Zustand war als totale rezeptive und expressive Aphasie bekannt. LaNague würde nicht fähig sein, etwas zu erzählen, weder die Wahrheit noch etwas Erfundenes, egal, wie sehr sie ihn auch mit Drogen vollpumpen würden.
    »Ich schwöre, daß es stimmt!« unterbrach der Wächter seine Gedanken. »Ich habe noch nie erlebt, daß jemand so schnell vor Gericht gebracht worden ist. Sie wollen wohl an Ihnen ein Exempel statuieren, so ungern ich es auch sage.«
    »Der Gedanke gefällt Ihnen wohl nicht?«
    Der Aufseher schüttelte den Kopf. »Soweit ich es beurteilen kann, hatten Sie die ganze Zeit über immer recht. Aber woher wußten Sie, daß dies alles passieren würde?«
    »Geschichte«, erwiderte LaNague, der jetzt am liebsten Santayana zitiert hätte. »Das alles ist schon auf der Erde geschehen. Meistens endete es im Chaos und in vorübergehender Stagnation. Gelegentlich entstand daraus auch Schlimmeres. Ich hatte eigentlich gehofft, daß wir diesmal beide dieser Wege vermeiden könnten.«
    »Es sieht ganz danach aus, als sind Sie nicht mehr lange genug da, um noch etwas ändern zu können«, stellte der Wächter resignierend fest.
    »Wie heißen Sie?«
    »Boucher. Warum?«
    »Sie könnten mir helfen.«
    Boucher schüttelte den Kopf. »Bitten Sie mich nicht, Ihnen zur Flucht zu verhelfen, denn ich könnte es nicht, selbst wenn ich das Risiko eingehen würde, es doch zu versuchen. Es ist einfach unmöglich.«
    Er lächelte. »Wissen Sie, es könnte mich meinen Job kosten, nur weil ich jetzt mit Ihnen darüber gesprochen habe. Nicht, daß es mir etwas ausmachen würde. Das Geld, das ich bekomme, reicht noch nicht

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