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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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erfüllt vom Lärmen, von der Ausdünstung, kurz von der Gegenwart der dicht zusammengedrängten Menschheit. Und selbst hinter den hohen, billigen und eilig aus dem Boden gestampften Apartmenthäusern, die die Straßen säumten, glaubte Broohnin die Millionen zu sehen.
    »Es gefällt mir hier nicht«, teilte er LaNague mit.
    »Das habe ich Ihnen ja prophezeit.«
    »Das meine ich nicht. Irgend etwas stimmt hier nicht. Ich kann es förmlich spüren.«
    »Es ist nur die Menschenmasse. Ignorieren Sie es einfach.«
    »Etwas stimmt nicht!« wiederholte er, griff nach LaNagues Arm und zerrte ihn herum.
    LaNague musterte ihn aufmerksam. »Was haben Sie denn?«
    »Ich kann es nicht erklären«, erwiderte Broohnin, der in furchtsamer Hilflosigkeit seine Handflächen rieb. In seinen Achselhöhlen sammelten sich Schweißtropfen, sein Mund war wie ausgedörrt, und seine Nackenmuskeln hatten sich verkrampft. »Irgend etwas braut sich hier zusammen. All diese Leute haben etwas vor.«
    LaNague sah ihn noch einmal prüfend an und nickte dann. »Also gut. Ich weiß, daß man die instinktiven Gefühle eines ehemaligen Gassenjungen nicht einfach ignorieren sollte. Wir werden uns beeilen und zusehen, daß wir so schnell wie möglich hier wegkommen.« Er sah auf den Ortsanzeiger in seiner Hand und deutete nach rechts. »Hier lang.«
    Sie waren zur Spitze des südamerikanischen Kontinents zurückgekehrt und hatten ihren Gleiter am Raumhafen von Cape Town zurückgelassen. Von hier aus hatte sie ein stratosphärischer Raumer nach Norden zum Bosyorkington-Raumhafen gebracht, der sich am äußersten Ende von Long Island, früher The Hamptons genannt, befand. Von dort aus flogen sie in einem Gleiter dreihundert Kilometer in west-nordwestlicher Richtung bis zu dem fauligen Rinnsal, das immer noch Delaware-River hieß. Auf ihrem Flug hatten sie endlose, ununterbrochene Gitter aus verstopften Straßen überquert, und überall ragten Apartmenthäuser in den Himmel. Alles sah nach sorgfältiger Planung aus, gut überlegt und konzipiert … warum hatte Broohnin dann das Gefühl gehabt, als steige er in die Hölle hinab, sobald sich ihr Gleiter auf das Dach einer der städtischen Parkgebäude gesenkt hatte?
    LaNague hatte am Raumhafen einen Richtungsanzeiger gekauft. Sie ließen sich gut absetzen, vor allem an Touristen und Leute, die nach Hinweisen auf ihre Vorfahren suchten. Es war eine Marotte auf der Erde, die genauen Stellen zu finden, wo ein Verwandter gelebt hatte, ein berühmter Mann geboren oder gestorben war oder ein historisches Ereignis stattgefunden hatte. Dann konnte man dem Verstorbenen Achtung zollen oder jenen historischen Moment in der Geschichte mit Hilfe von Hologrammen oder einer dieser sensorischen Lernscheiben abrufen, wenn man an das System angeschlossen war.
    »Wen suchen wir denn sonst, wenn nicht Ihren reichen Mann?« fragte Broohnin ungeduldig. Die Spannung, die in der Luft lag, erschwerte das Atmen.
    LaNague wandte den Blick nicht von seinem Ortsanzeiger ab. »Einen Vorfahren von mir – ein Mann namens Gurney –, der in den Tagen vor dem Raumflug in diesem Bezirk gelebt hat. Er war so eine Art Rebell, der erste in meinem Familienstammbuch. Aus reiner Starrköpfigkeit und Streitsucht widersetzte er sich seiner Regierung und forderte sie heraus – damals gab es übrigens noch viele Regierungen, und nicht nur eine, wie es heute ist.« LaNague mußte über irgend etwas lächeln. »Ein beachtenswerter Bursche, dieser Gurney.«
    Schweigend gingen sie ein kurzes Stück in nördlicher Richtung. Es waren jetzt weniger Menschen um sie herum, aber die Spannung war geblieben. LaNague schien von alledem nichts zu bemerken.
    »Da wären wir!« stellte er plötzlich fest. Sein Lächeln verwandelte sich in einen Ausdruck von Bestürzung, als er um sich blickte und zu seinem Entsetzen nur die gleichen eintönigen Fassaden der Wohnsilos sah, die sie zu erdrücken schienen, seit sie das öffentliche Parkgebäude verlassen hatten.
    »Also gut, Sie haben es gefunden. Gehen wir jetzt«, drängte Broohnin, der mit besorgtem Blick die Umgebung musterte.
    »Dies war früher eine herrliche Naturlandschaft«, sinnierte LaNague, »in der es Bäume, Tiere, Nebel und Regen gab. Und wie sieht es jetzt hier aus? Nichts als anonyme Klötze aus Kunststeinen. Nach meinen Angaben muß Gurneys Gemischtwarenhandlung früher genau hier mitten auf der Straße gestanden haben. Dieser ganze Bezirk war damals Teil der Delaware-Wasserschlucht. Wie -«
    Ein

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