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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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nicht?«
    »Das würde bedeuten, daß wir die Wohnung von irgend jemand betreten müßten, und das wäre wirklich zuviel verlangt«, erklärte LaNague.
    Der Mob kam unaufhaltsam näher, brach aus der Enge der schmalen Straße aus und ergoß sich auf die Kreuzung. Die Kyfhoner hatten ihre Waffen wieder eingesteckt und beobachteten in Grüppchen die heranstürmende Woge menschlicher Leiber.
    Obwohl LaNague neben ihm einen gelassenen Eindruck machte, war es Broohnin unmöglich, sich zu entspannen. Die Hände fest gegen die Hauswand gepreßt, lehnte er sich keuchend zurück, jederzeit bereit, abzuspringen und zu fliehen. Der Mob war in Bewegung und würde sich niemals von ein paar Erwachsenen und Kindern mit Blastern aufhalten lassen. Auch ein gelbes Pflaster würde ihn nicht daran hindern, in diese Straße einzudringen und ein Chaos der Verwüstung zurückzulassen.
    Aber Broohnin irrte sich. Der Mob blieb zwar nicht stehen, aber er ergoß sich auch nicht in die Straße der Kyfhoner, sondern teilte sich. Die Hälfte der Randalierer bog nach rechts ab, die andere Hälfte nach links. Niemand setzte auch nur einen Fuß auf das gelbe Pflaster.
    Den Broohnin wollte seinen Augen nicht trauen.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß wir hier sicher sind«, meinte LaNague grinsend.
    »Aber wieso? Die paar Leute hier auf der Straße würden es doch niemals schaffen, den Mob zu beeindrucken, geschweige denn ihn aufzuhalten!«
    LaNague blickte an den Gebäudefronten hoch. »Oh, das würde ich nicht sagen.«
    Broohnin folgte seinem Blick. Auf den Dächern und hinter sämtlichen Fenstern hielten sich zahllose Kyfhoner auf, die alle bewaffnet waren. Als er seine Aufmerksamkeit wieder dem Mob zuwandte, der noch immer in die Kreuzung hineinströmte und sich nach zwei Seiten teilte, fiel ihm auf, daß die Randalierer das gelbe Pflaster mieden, als akzeptierten sie, daß diese Zone unantastbar war. Sie zeigten weder Verärgerung darüber noch zögerten sie, ihr auszuweichen. Aber wieso -?
    »Ich glaube, daß im Laufe der Jahre eine ganze Reihe dieser Randalierer ihr Leben lassen mußten, bevor sie endlich begriffen«, beantwortete LaNague die unausgesprochene Frage. »Man nennt es ›Gemeinschaftsgefühl‹ – etwas, das auf der Erde und selbst auf den Außenwelten schon lange in Vergessenheit geraten ist. Wir Kyfhoner unterscheiden uns von den anderen durch unsere Ansichten und moralischen Werte. Wir bilden eine engverbundene Familie … und haben unsere geheimen Zeichen, mit denen wir einander zu erkennen geben. Und deshalb hat man uns heute hier auch Schutz gewährt.« Er deutete auf den Mob, der sich langsam verlor. »Wir haben kein Interesse daran, mit Leuten zu verkehren, die unsere Wertvorstellungen nicht teilen, und so sammeln wir uns in Vierteln wie diesem oder auf Planeten wie Tolive und Flint. Aber wir leben in einem selbstgewählten Exil. Die Mauern unserer Gettos sind von innen errichtet worden.«
    »Aber erlauben denn die Kriminalbehörden -«
    »Die Kriminalbehörden haben hier keinen Zutritt. Das Motto der Kyfhoner der Östlichen Schule lautet: ›Eine Waffe in jeder Hand, Freiheit für alle.‹ Sie übernehmen in ihren Straßen die Rolle der Polizei und haben seit Jahrhunderten alle anderen wissen lassen, daß sie ihr Eigentum schützen. Öffentliche Amokläufe wie dieser eben, dem wir fast zum Opfer gefallen wären, werden in ihren Straßen nicht geduldet. Ihre Einstellung hat sich seit langem schon herumgesprochen: Macht mit eurer Gemeinschaft, was ihr wollt, aber wenn ihr der unseren Schaden zufügt, spielt ihr mit eurem Leben.«
    Broohnin hatte sich inzwischen wieder erholt und drückte sich von der Wand ab. »Mit anderen Worten, man läßt sie ungestraft morden.«
    »Ich würde es als Selbstverteidigung bezeichnen. Aber es gibt auch andere Gründe, warum man sie nicht behelligt. Haben Sie sich nicht gefragt, warum keine Patrouillen in der Luft waren, um den Krawall zu unterdrücken? Grund dafür ist, daß es noch immer zu viele Menschen gibt. Wenn ein paar Randalierer getötet werden, sind wieder ein paar Münder weniger zu füttern. Und die gleiche Logik gilt auch für jeden Randalierer, der so lebensmüde ist, ein Viertel wie dieses hier anzugreifen.
    Und was Kriminelle betrifft, die den Kyfho-Gemeinschaften angehören, so kann ich Ihnen versichern, daß Straftäter hier wesentlich schneller und auch härter verurteilt werden, als es vor den Gerichten der Kriminalbehörden üblich ist. Und schließlich, von einem rein

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