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LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

Titel: LaNague 04 - Detektiv im Cyberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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dann in eine Ecke zurück, um sie zu verspeisen. Ein besonders guter Gesellschafter war er nicht. Leguane sind nicht unbedingt wegen ihrer Zutraulichkeit bekannt.
    Kaum eine Minute zu Hause, und schon wußte ich, daß ich einen Fehler gemacht hatte. Ich befand mich in einem Stimmungstief, und in diesem Zustand ist meine Standhaftigkeit am geringsten. Ich hatte gerade meinen Overall geöffnet, da meldeten sich schon die Knöpfe aus dem hinteren Teil der Schublade, in der ich sie aufbewahrte.
    Zwanzig Tage waren es jetzt. Zwanzig ganze Tage, seit ich zum letztenmal einen Knopf eingesetzt hatte. Ein Rekord. Ich war auf mich selbst stolz. Aber ich spürte, wie ich schwächer und schwächer wurde. Es fällt einem schwer, Widerstand zu leisten nach so vielen Enttäuschungen, ganz gleich, wie verzweifelt man von seiner Sucht loskommen will.
    Ich dachte an den Gruppenknopf, den ich mir in meiner ersten Begeisterung über den Goldregen gekauft hatte – dachte an all diese aufregenden Körper, die alle in diesen winzigen Knopf eingespeichert waren. Jedesmal geriet ich in Gefahr, mich selbst zu überladen. Es fiel mir schwer, dem zu widerstehen. Im Augenblick hätte ich mir nichts lieber gewünscht, als das Ding einzusetzen und mich in dieser übermächtigen Reizwoge zu verlieren. Aber ich würde es wohl nie schaffen, wenn ich nicht ein wenig mehr Rückgrat bewies.
    Vielleicht hätte ich den Weg über den Cold Turkey nehmen und mir einfach den Draht rausnehmen lassen sollen. Aber ich hatte die reinsten Horrorstories über Typen gehört, die sich auf diese Art und Weise hatten entdrahten lassen und kurz danach in einem schwarzen Loch versanken. Das war nichts für mich. Dies war zwar nicht gerade das schönste Leben, das ich führte, aber es war immerhin das einzige, was ich hatte. Ich hatte mich für die allmähliche Entwöhnung entschieden. Und das brachte mich fast um.
    Ich versuchte mich durch Beschäftigung abzulenken und bearbeitete meinen kleinen Fenstergarten, aber es funktionierte nicht. Schließlich sperrte ich mein Wohnabteil ab und rannte hinaus in die Nacht mit dem festen Vorsatz, mir etwas echtes Fleisch zu suchen, obgleich ich wußte, daß es nicht viel helfen würde, selbst wenn ich dafür nach Cyberland rennen und dafür bezahlen müßte.

 
5
     
    Am Morgen war ich gerade im Begriff, Khambot anzurufen, um ihm mitzuteilen, wie aussichtslos sein Fall war, als ein Junge durch die Tür in mein Büro spazierte. Ein hagerer Zwölfjähriger. Er hatte dünne Lippen, dunkle Haare und dunkle Augen, die hin- und herzuckten und alles Wesentliche in dem Raum blitzschnell einer Prüfung unterzogen. Er sah schmutzig und ängstlich aus.
    Ein Streuner. Ein Irrtum war unmöglich. Bestimmt nicht die Wendy, von der sie mir erzählt hatten.
    »Sie Dreyer-San?« sagte er in einem kaum verständlichen Tonfall.
    »Das bin ich. Was kann ich für dich tun?«
    Er setzte sich. »Suchen immer noch nach dem Baby?«
    »Schon möglich. Warum ist Wendy gestern nicht gekommen?« fragte ich und lehnte mich in meinem Sessel zurück.
    »Kannte Sie nicht, San. Deshalb wir warten, folgen nach Hause, dann raus, dann nach Hause, dann hierher.« Er sprach sehr konzentriert und sorgfältig. Meinte wahrscheinlich, daß er mich mit seiner Realmenschensprache beeindruckte.
    »Sie zufrieden?«
    Er zuckte die Achseln. »Schon möglich.«
    »Sie hat dich hergeschickt?«
    Ein Nicken.
    »Und du meinst, du kannst dabei helfen, das Kind zu finden?«
    Ein weiteres Achselzucken. »Kostet aber.«
    »Darüber habe ich mir keine Illusionen gemacht.«
    »Kein’ richtigen Tausch – Sache ’gen Sache.«
    Kein Tausch? Sache? »Wie zum Beispiel?«
    »Info für uns.«
    »Wer ist uns?«
    »Streunerbanden.«
    »Ihr seid jetzt bei ›wir‹? Dachte immer, ihr würdet euch ständig bekämpfen. Nahm immer an, ihr kämt nur wegen des Babyhandels zusammen und sonst überhaupt nicht.«
    »War ’al so. Kommt wieder, San. Aber jetzt suchen wir Antwort auf selbe Frage.«
    »Und die wäre?«
    »Tote Streuner.«
    »Aha! Ich nehme an, das heißt, daß die Banden auch nicht wissen, was ihnen zugestoßen ist.«
    »Ich glaub’ nich’, San -« Er hustete und bemühte sich, verständlicher zu sprechen. »Nein, aber wir kriegen raus früher oder später.«
    »Wenn ihr dessen so sicher seid, warum braucht ihr dann meine Hilfe?«
    »Brauchen Realwelt Kontakt.«
    »Willst du damit etwa behaupten, daß trotz der Aufsteiger aus den Streunerbanden, die sich in der Megalopolis herumtreiben,

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