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LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

Titel: LaNague 04 - Detektiv im Cyberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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nach Hause kamen.
    »Wie kommt, daß Sie nich’ arbeiten wie die?«
    »Du meinst, warum ich keinen festen Tagesjob habe?«
    Er nickte.
    Ich dachte darüber nach. Maggs hatte mir diese Frage während unserer Ehe sicherlich eine Million Mal gestellt. Mir fiel auf Anhieb keine neue Antwort ein, daher gab ich ihm meinen Standardgrund an.
    »Dabei käme ich mir zu sehr wie ein Roboter vor.«
    Er schaute mich verständnislos an, also erklärte ich es ihm.
    »Weißt du – alles läuft nach einem genauen Zeitplan. Dann mußt du hier sein, dann dort, dann mußt du dies vor dem Mittagessen erledigen und jenes noch vor dem Feierabend. Es ist eine total durchgeplante Existenz, die man führt. Das ist nichts für mich. Ich teile mir meine Arbeitszeit lieber selbst ein, bin lieber mein eigener Chef, gehe wohin ich will und wann ich will. Ich arbeite für mich selbst und nicht für eine große Firma. Bin praktisch selbst eine Firma.«
    Er nickte vage dazu, als wäre er nicht vollständig überzeugt. Er konnte es nicht glauben. Ein Streuner wie er, der sein ganzes bisheriges Leben ganz alleine und nur dank seiner persönlichen Intelligenz gemeistert hatte – wie war es möglich, daß er mich nicht verstand?
    »Jetzt mach mir ja nicht weis, daß du so sein möchtest wie die!«
    Er betrachtete die dahinhastenden Arbeiter und Angestellten mit nachdenklichen Augen. Seine Mundwinkel waren nach unten gerutscht, und ich konnte kaum seine Stimme hören: »Ich find’s toll.«
    Das konnte ich nun gar nicht verstehen. Für einen Moment war ich sprachlos. Dann begriff ich.
    Da saß ich und redete davon, dem System zu entfliehen, es auszutricksen, und das zu einem Jungen, der sein ganzes Leben lang in einer Schattenwirtschaft um seine Existenz würde kämpfen müssen, der niemals die unterste Stufe des Erfolgs in diesem System erreichen würde, ganz gleich wie verzweifelt er es sich wünschte, sich erhoffte oder darum bemühte. Von seinem Standort aus sah diese unterste Stufe aus wie der Himmel.
    Jemand hätte mir das Gesicht färben, die Nase rot anmalen und eine Kirmesorgel anwerfen sollen. Was für ein Clown war ich doch. Eher schon ein Idiot.
    Plötzlich war mir der Appetit vergangen. Ich bot dem Jungen meine Portion Sojvlaki an.
    Diesmal aß er langsam.
    Als er den Teller geleert hatte, fragte er: »Wohin jetzt?«
    Konnte ich nicht sagen. Ich war müde. Wußte, daß wir hier im Boedekker North noch nicht fertig waren, hatte aber auch keine Lust, heute abend nach Brooklyn zurückzukehren und morgen mit der Röhre wieder hierherzukommen. Ich wollte, daß dieser Ausflug sich lohnte.
    »Zurück zum Branchenverzeichnis«, erklärte ich. »Wir gehen jede Firma im Mittelbereich durch und sehen uns das Logo von jedem Pächter im Boedekker North an, bis wir eins finden, das so aussieht wie ein Komet.«
    »Kann auch irren«, sagte er.
    »Wegen des Kometen? Glaub ja nicht, daß ich nicht auch schon daran gedacht habe. Deshalb kommst du ja auch nicht eher nach Hause als ich.«
    Wir nahmen wieder an der Konsole Platz, riefen die Werbespots aller Pächter in alphabetischer Folge ab und ließen sie durch die Holokammer laufen. Etwa bei ›J‹ begannen mir die Augen zu tränen, und als ›M‹ an der Reihe war, schlief ich schon fast. Plötzlich zerrte B.B. an meinem Ärmel.
    »Da, San!« Er hüpfte auf seinem Platz herum und zeigte auf die Kammer. »Da! Da!«
    Ich schlug die Augen auf und starrte auf das Holo. Spürte, wie mein Blut zu Eis erstarrte, als ich den Namen las:
    NeuroNex.
    Aber das Logo war völlig falsch.
    »Das ist kein Komet!«
    Der Finger des Jungen bohrte sich in das NeuroNex-Logo. Seine Stimme hatte sich fast zu einem Schrei erhoben. »Da, San! Ist es!«
    Und dann sah ich, was er meinte. Unter dem Namen NeuroNex befand sich ein stilisiertes Neutron, das eine gerade Bahn zurückgelegt hatte – alles in silbergrauer Farbe. Es sah tatsächlich aus wie ein Komet.
    Wir hatten es gefunden!
    Ich bemerkte, wie der Junge mich ansah und in seinen Augen so etwas wie Bewunderung lag.
    »Sie ganz schlau, Dreyer-San.«
    »Wenn ich wirklich schlau wäre«, sagte ich und versuchte dabei meinen Ekel zu verbergen, den ich empfand, als ich auf das NeuroNex-Logo starrte, »dann hätte ich mich nicht in diese Affäre hineinziehen lassen.«
    »Wo ist es?«
    »Das ist jetzt gleichgültig«, antwortete ich. »Der Betrieb ist jetzt sowieso geschlossen. Sie machen erst morgen wieder auf. Und dann gehe ich mal hin.«
    »Wir …«
    »Nein! Ich! Alleine. Du

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