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LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

Titel: LaNague 04 - Detektiv im Cyberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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verklebten Vinyl- und Polymerresten zusammengefügt waren. Sie sahen irgendwie zusammengewürfelt aus, doch der Gesamteindruck war der von Sauberkeit und Ordnung. Ich sah ein paar Streunerkinder, die in einer Gruppe zusammenhockten und spielten, während ein paar Neun- und Zehnjährige den Bahnsteigboden zwischen den Hütten säuberten. Sie veranstalteten ein Großreinemachen, als erwarteten sie hohen Besuch.
    »Die Lost Boys«, sagte ich.
    »Richtig!«
    Während wir näher kamen, schaute ich zur hellen Decke über dem Bahnsteig und sah, daß sie mit Ito-Tageslichtröhren bestückt war. Ich stieß B.B. an und wies auf die Leuchtkörper.
    »Woher habt ihr die?«
    »Stehlen, schon lange her.«
    »Schön, aber ihr braucht doch auch Energie …«
    »Auch stehlen.« Er steckte seine Handlampe in die Tasche. »Komm. Bring’ dich zu meinen Freunden.«
    B.B. ging eine kurze Treppe zum Bahnsteig hinauf. Zwei Kinder winkten, als sie ihn entdeckten, dann erstarrten sie, als sie meiner ansichtig wurden. Ein Kind stieß einen Schrei aus, und plötzlich ergoß sich ein Gewimmel von Streunern aus ihren Hütten. Nur in wenigen Fällen konnte ich auf Anhieb die Mädchen von den Jungen unterscheiden. Sie waren alle mager und dünn, trugen alle die gleiche, alte abgelegte Kleidung, und alle hatten etwa gleichlange Haare.
    Die älteren waren bewaffnet und sahen durchaus kampfbereit aus.
    B.B. rannte los und winkte heftig. »Nein, nein!« Er zeigte auf mich. »Siggy! Siggy!«
    Ich sah, wie ihre Augen sich weiteten, als sie mich anstarrten. Plötzlich wurde es auf dem Bahnsteig still. Sie kamen langsam auf mich zu, zögernd, als hätten sie Angst vor ihrer eigenen Courage.
    Allzu mutig fühlte ich mich in diesem Moment auch nicht. Es waren eine ganze Menge von ihnen da – mindestens fünfzig –, und ich war ihnen praktisch ausgeliefert. Ich konnte noch nicht einmal weglaufen, wenn sie angreifen sollten. Ich hatte keine Ahnung, wie ich von dort wieder in die Stadt zurückkommen konnte. Daher blieb ich stehen und ließ sie auf mich zukommen.
    Ihre Gesichter … ihre Ausdrücke waren alle gleich. War das etwa ein Staunen? Und ich das Objekt dieser Bewunderung?
    Sie drängten sich um mich, trennten mich von B.B., umringten mich, hielten aber dennoch einen Abstand von etwa einem Meter. Bis eines der ganz kleinen Kinder durch das Gedränge der anderen brach und zu mir kam. Er oder sie sah für einen Moment zu mir auf, dann umarmte das kleine Wesen mein Bein und drückte es.
    Das brach das Eis. Die anderen kamen ebenfalls näher, einige gaben mir einen Klaps auf den Rücken, andere boxten mich sanft gegen die Schulter, wieder andere umarmten mich, und alle sagten in einem halblauten, fast beschwörenden Sing-Sang: »Siggy, Siggy, Siggy.«
    Was war da im Gange?
    Ich sah mich suchend nach B.B. um, konnte ihn in dem Gedränge jedoch nicht entdecken. Dann teilte die Menge sich, um jemanden durchzulassen. Einen Erwachsenen. Eine Frau. Schlank, mit glatten hellbraunen Haaren, die sich über ihre Schultern ergossen. Eine hübsche Figur.
    Als sie lächelte, erkannte ich sie. Das platinblonde Haar war verschwunden. Desgleichen das Make-up. Aber ich kannte sie!
    »Jean!«
    »Hallo, Mr. Dreyer«, sagte sie so ruhig und selbstverständlich, als wären wir erst gestern gemeinsam essen gewesen.
    Sie legte eine Hand auf meine Schulter und küßte mich auf die Wange. Um uns herum kicherten und flüsterten die Streuner.
    »Sie mögen Sie«, sagte sie.
    Während die Streuner sich an meine Arme und Beine klammerten, stand ich da und konnte sie nur sprachlos anglotzen.
    »B.B. hat soviel von Ihnen erzählt, zum Beispiel davon, daß Sie fast ums Leben gekommen wären, als Sie die fangen wollten, die unsere Kinder stahlen. Sie sind hier ein Held, Mr. Dreyer. Alle Streunerbanden haben von Ihnen gehört.«
    Schließlich fand ich meine Stimme wieder.
    »Es ist jetzt zwei Jahre her, Jean. Ich dachte, Sie seien dort, wo die Guten leben.«
    »Dort war ich auch. Ich ging nach Neeka und ließ mich dort für eine Weile nieder. Ich dachte, jetzt sei alles in Ordnung. Ich glaubte, ich würde mich anpassen können. Aber es klappte nicht.«
    »Sie haben den Leuten doch nicht erzählt, daß Sie ein Klon sind, oder etwa doch?«
    »Nein. Das war nicht das Problem. Es waren sogar sehr viele Männer an mir interessiert.«
    »Das glaube ich gern.«
    Auf den Außenwelten gibt es keine Lebensmittelknappheit, nur die Frauen sind hoffnungslos in der Minderzahl.
    »Aber ich stellte sehr

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