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LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

Titel: LaNague 04 - Detektiv im Cyberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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zu behalten. Falls ich es schaffte, Sie dazu zu bringen, den Auftrag anzunehmen, sollte ich zwei weitere Münzen bekommen.« Er lächelte kurz. »Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, daß ich bei dieser Gage meine beste Vorstellung lieferte.«
    Er wich zurück, als ich aufstand.
    »Das haben Sie, mein Freund. Das haben Sie.«
    Ich hätte diesem Kerl am liebsten eine Dosis Wahrheit verpaßt, aber ich hatte so eine vage Ahnung, daß ich dann auch nicht viel mehr erfahren würde. Irgend jemand steckte hinter dieser Sache: Er hinterließ keine Spur und dachte sich einen Zahlungsmodus aus, der Karmo davon abhielt, mit den Goldmünzen abzuhauen, sondern eine Versicherung war, daß er seine größte Leistung brachte.
    »Ich hoffe, ich habe nichts Schlimmes getan«, sagte Karmo. Ich schlug ihm beruhigend auf die Schulter, und er wäre beinahe zusammengebrochen.
    »Es ist überhaupt nichts passiert. Ich wollte nur wissen, wer hinter diese Sache steckt. Und Sie sind mir dabei keine große Hilfe gewesen.«
    Ich ließ einen sehr erleichterten und sehr verschwitzten Schauspieler in seinem Wohnabteil zurück.

 
3
     
    »Iß dein Sojshi.«
    B.B. verzog das Gesicht. »Das ist noch nicht richtig gar.«
    »Nein. Es soll roh sein.«
    »Roher Fischi?«
    Sein angeekelter Gesichtsausdruck war ein Anblick, den man nicht vergaß. Ich hatte Mühe, nicht laut loszulachen. Er riß mich aus meiner trübsinnigen Stimmung heraus, in die ich seit meinem Gespräch mit Karmo versunken war.
    »Kein echter Fisch. Es sieht nur so aus. Es ist etwas Vegetarisches. Pseudothunfisch auf süßsaurem Reis. Sieh mal.« Ich bohrte meinen Finger in die Soya-Wasabi-Mischung und stopfte einen Happen in meinen Mund. »Mmmm! Köstlich!«
    B.B. umklammerte seinen Hals mit einem Würgegriff und stieß einen täuschend echten Erstickungslaut aus, während er sich von seinem Stuhl fallen ließ.
    Die anderen Gäste starrten schon zu uns herüber.
    »Steh auf, ehe sie dich achtkantig rauswerfen.«
    Er setzte sich wieder auf seinen Platz. »Wie wär’s mit einem Sojasteak?«
    »Wie bitte?« antwortete ich und legte eine Hand hinter ein Ohr, als hätte ich ihn nicht verstanden.
    »Wie wäre es denn mit einem Sojasteak?« fragte er deutlicher.
    »Wie wäre es denn damit, daß du mal deinen Horizont erweiterst? Es gibt noch andere Speisen als Sojasteaks. Käsehappen und Schnellkartoffeln.«
    »Ich mag dieses Zeug nicht.«
    »Woher willst du das wissen? Du hast es doch noch nie probiert. Ich wäre ein schlechter Vater, wenn ich …«
    »Nicht mein Vater!«
    Das traf mich schmerzhafter, als ich es mir je vorgestellt hatte. Ich weiß auch nicht, warum ich mich selbst als seinen Vater bezeichnet hatte. Ich wollte es nämlich überhaupt nicht sein. Bestimmt nicht. Trotzdem tat es weh. Der Schmerz mußte sich in meinem Gesicht gezeigt haben, denn er fügte hinzu: »Wendy ist Mutter und Vater für alle Lost Boys.« Ich hätte dazu bemerken können, daß man normalerweise mehr als nur einen Elternteil haben darf, doch hätte mich das möglicherweise in eine Position befördert, die ich ganz gewiß nicht einnehmen wollte, daher schwieg ich.
    »Richtig. Das hatte ich vergessen.«
    Die düstere Stimmung machte sich wieder in mir breit.
    »Du Freund, Sig. Nicht Vater.«
    »Ich glaube, so kann man es auch betrachten. Und Freunde überreden andere Freunde nicht, Sojshi zu essen, richtig?«
    »Richtig.«
    Ich bestellte für ihn ein Sojasteak mit seinen üblichen Beilagen. Jedesmal, wenn ich mit ihm essen ging, wollte er immer das gleiche furchtbare Gericht.
    »Wer ist diese Wendy überhaupt?« fragte ich, während wir auf sein Essen warteten.
    »Mom-für-alle.«
    »B.B. …« sagte ich müde.
    »Weiß, ja, weiß, Sig. Richtige Mom. Lesen mit uns, lernen mit uns, macht Kleider und Essen. Babys schlafen nachts.«
    Seine Augen leuchteten, während er das erzählte. Es war ein Ausdruck der Verehrung. Aber warum störte mich das? Was kümmerte mich irgendeine verrückte Frau, die für ein paar Streuner die Mami spielte?
    »Wie sieht sie aus?«
    »Wundervoll.«
    »Natürlich, tun das nicht alle Mütter? Aber nenn mir doch mal ein paar Einzelheiten. Ihr Haar, zum Beispiel? Ist es blond?«
    Er schüttelte den Kopf. »Braun, glatt.«
    »Ist sie dick? Dünn?«
    »Dünn wie wir, natürlich.«
    »Warum natürlich? Wenn sie euch abends verläßt, geht sie wahrscheinlich nach Hause und nimmt eine ausgiebige Mahlzeit ein.«
    »Wendy lebt mit Streunern.«
    Das ließ mich für einen Moment verstummen.

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