Land aus Feuer und Wasser
leichtsinnigerweise in den Nebel hineinzusteuern versuchte. Mit einiger Mühe kam er wieder los und hat dann eine Sensationsdepesche in die Welt gefunkt.
Sie war in erster Linie für das Carnegie-Institut bestimmt, das ihm einen ständigen Zuschuß für seine Expedition gibt. Der Captain wollte doch für das Geld auch etwas tun. Aber ich sehe, Herr Minister«, der Professor nahm das Blatt wieder zur Hand, »daß die Meldung inzwischen ganz hübsch weiter aufgebauscht worden ist. Für unsere Absichten ist das übrigens nicht ungünstig. Je mehr die andern davon überzeugt sind, daß die Insel durch einen zweiten Ausbruch sozusagen wieder von der Bildfläche verschwunden ist, desto weniger brauchen wir mit Neugierigen zu rechnen, die uns während der nächsten Monate wenig willkommen wären.«
Nach und nach fiel, während Professor Eggerth sprach, von Minister Schröter die Zurückhaltung ab. Zusehends wurde er wieder der alte.
»Das sind Neuigkeiten, von denen wir hier nichts wissen konnten«, sagte er lebhaft. »Ich bin gespannt, Genaueres von Ihnen zu erfahren. Sie sprachen davon, daß Sie die Insel vernebelt haben? Was haben Sie gemacht?«
»Es war nur ein kleiner Vorversuch, Herr Minister. Ich habe dem neuen Vulkan eine Eispille zu schlucken gegeben, und er hat so darauf reagiert, wie ich es erwartete, er hat sofort kräftig gespien.«
»Und der Nebel, Herr Professor? Sie sprachen von einer Vernebelung der Insel?«
»Das war nur eine Nebenerscheinung, Herr Minister. Wenn glutflüssige Lava in die See strömt, gibt es Dampf. Wenn viel Lava hineinfließt, gibt es viel Dampf. Ich ziehe aus der Größe der Nebelbank den Schluß, daß unser Inselchen durch diesen Vorversuch schon ein Stückchen gewachsen ist. Captain Dryden hat davon schon etwas zu kosten bekommen, als er auf Klippen traf, wo früher tiefe See war. Möglicherweise sind aus unseren 15 Quadratkilometern inzwischen schon 30 geworden.«
Gespannt war Schröter den Ausführungen Professor Eggerths gefolgt.
»Ah! Das wird interessant, Herr Professor«, meinte er jetzt. »Was beabsichtigen Sie weiter zu unternehmen?«
»Ich will das Experiment in etwas veränderter Form noch einmal unternehmen, Herr Minister, aber diesmal in einem viel größeren Maßstab. Wir riskieren etwas dabei, das darf ich nicht verhehlen. Wenn es aber so ausgeht, wie ich zu hoffen wage, dann wird der Erfolg unserer Unternehmung eine Vervielfachung des vorhandenen Areals sein. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wie groß der Gewinn an Neuland sein wird, aber ich möchte ihn ziemlich hoch einschätzen.«
Minister Schröter räusperte sich ein paarmal. »Also doch ein nicht ganz ungefährliches Unternehmen, Herr Professor?«
»Ich deutete das bereits an, Herr Minister.«
»Können Menschenleben dabei verloren gehen?«
»Das ist nach menschlichem Ermessen so gut wie ausgeschlossen.«
Minister Schröter nickte. »Das erleichtert mir die Entscheidung, Herr Professor. Würden Sie die Güte haben, mir Genaueres über Ihren Plan mitzuteilen?«
Wieder griff der Professor nach seiner Aktentasche und entnahm ihr ein ziemlich umfangreiches Schriftstück. »Ich habe hier eine Denkschrift über meinen Plan aufgesetzt«, begann er, »in der Sie, Herr Minister, alles Nähere über die erforderlichen Arbeiten und Hilfsmittel finden und außerdem eine ausführliche Darstellung der physikalischen Überlegungen, auf die hin ich zu dem ganzen Plan gekommen bin …«
Während Professor Eggerth sprach, hatte Minister Schröter bereits begonnen, in der Denkschrift zu blättern. Jetzt ließ er sie wieder sinken und blickte sein Gegenüber prüfend an.
»Ein gewagtes Unternehmen, Herr Professor Eggerth.«
»Den Einsatz muß man wagen, wenn man gewinnen will, Herr Minister. Ich rechne mit einer Mannschaft von etwa fünfzig Köpfen. Es müßten tüchtige Bergleute sein, die im Stollenbau Erfahrung haben und mit Sprengungen Bescheid wissen. Die technische Leitung der Arbeiten würde ich mit meinen Ingenieuren selber übernehmen. Auch die für den Transport erforderlichen Stratosphärenschiffe würde mein Werk in Walkenfeld zur Verfügung stellen.«
»Und die Zeit, Herr Professor? Mit welcher Arbeitsdauer rechnen Sie?«
Professor Eggerth griff nach der Denkschrift und blätterte darin. »Sie finden hier einen detaillierten Arbeitsplan, Herr Minister. Ich beabsichtige in vier Schichten zu je sechs Stunden arbeiten zu lassen. Bei einer derartigen Organisation würde man es in zehn bis zwölf
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