Land aus Feuer und Wasser
kommen, gerade dieses gottvergessene Inselchen in Besitz zu nehmen? Es sind kaum mehr als 15 Quadratkilometer, von denen sich gut gerechnet drei Viertel urbar machen lassen dürften. Was wollen Sie mit dem bißchen Land anfangen? Allenfalls ließen sich ein paar hundert Menschen darauf ansiedeln, aber lohnt sich deswegen eine solche Staatsaktion?«
Noch ehe der Professor die Fragen Dr. Willes beantworten konnte, nahm der lange Schmidt das Wort.
»Obwohl die amerikanische Expedition ihre Arbeiten vorzeitig abbrechen mußte«, schloß er seine Ausführungen, »geht doch aus ihren Aufzeichnungen mit Sicherheit hervor, daß weder die Fauna noch die Flora dieser Insel noch auch ihre geophysikalischen Verhältnisse irgend etwas Besonderes bieten. Ich vermag deshalb ebensowenig wie Herr Dr. Wille einen Grund für diese Erwerbung zu finden oder …«, ein plötzlicher Einfall schien dem langen Doktor zu kommen, »vermuten Sie etwa irgendwelche Bodenschätze besonderer Art auf diesem Fleckchen Erde, Herr Professor?«
Professor Eggerth hatte sich gleich bei Beginn der Unterredung eine Zigarre angezündet, blies behaglich Rauchringe in die Luft und ließ die beiden Doktoren ruhig reden.
»Meine Herren, ich verstehe Ihre Einwände vollkommen zu würdigen«, sagte er schließlich. »Wenn mit der Insel alles so bleiben sollte, wie es jetzt ist, hätte die Erwerbung in der Tat wenig Wert. Ich hoffe aber, daß es nicht so bleiben wird.«
Wille und Schmidt sahen sich gegenseitig fragend an, während der Professor sich im stillen über ihre Ratlosigkeit amüsierte.
»Wollen Sie sich nicht etwas näher erklären, Herr Professor?« fragte Dr. Wille stockend.
»Leider kann ich Ihnen diesen Wunsch nicht erfüllen, meine Herren«, meinte Professor Eggerth. »Ich möchte über meine Absichten und Pläne erst mit Ihnen sprechen, wenn sie die Billigung unserer Regierung gefunden haben. Dann werden Sie alles erfahren. Ja, noch mehr, meine Herren, ich rechne dann fest mit Ihrer Mitarbeit, denn ich denke, wir werden in den kommenden Wochen und Monaten auf dieser Insel reichlich zu tun haben.«
In Spannung und Erwartung zählten die beiden Doktoren die Stunden, während ›St 25‹ mit unverminderter Maschinenkraft seinen Weg durch die Stratosphäre verfolgte.
Kurz vor Mitternacht setzte ›St 25‹ auf dem Gelände der Eggerth-Reading-Werke bei Walkenfeld auf. Schon am nächsten Morgen ließ sich Professor Eggerth bei Minister Schröter melden.
Er wurde kühler empfangen als bei früheren Besuchen. Professor Eggerth fühlte die veränderte Stimmung recht wohl, aber er ließ sich nichts anmerken.
»Ich habe um diese Unterredung gebeten, Herr Minister«, begann er, »um mit Ihnen die Zukunft unserer neuen Erwerbung zu besprechen.«
Schröter saß steif in seinem Sessel und nickte nur unmerklich, ohne ein Wort zu erwidern.
»In der jetzigen Form hätte die Insel begreiflicherweise, nur einen geringen Wert für uns«, fuhr Professor Eggerth fort.
»Was verstehen Sie unter der jetzigen Form?« warf Schröter dazwischen.
Professor Eggerth griff nach seiner Aktentasche und zog einen Plan der Insel heraus. »Ich meine in dieser Form, Herr Minister, in der sie jetzt da liegt. 15 Quadratkilometer … Das wäre in der Tat sehr wenig; aber ich denke, man wird das ändern können …«
»Wann haben Sie die Insel zuletzt gesehen?« unterbrach ihn Schröter zum zweiten Male.
»Vor nicht ganz 24 Stunden, Herr Minister.«
Schröter schüttelte den Kopf. »Ich verstehe Sie nicht, Herr Professor. Dann müßten Sie doch wissen, daß die Insel nicht mehr vorhanden ist – daß ein zweiter Vulkanausbruch sie vor wenigen Tagen vernichtet hat.«
»Zweifellos, Herr Minister! Das müßte ich wohl wissen, wenn es so der Fall wäre, aber ich kann Ihnen mit gutem Gewissen versichern, daß es nicht der Fall ist.«
»So? Hm …« Schröter wurde unsicher. Er suchte unter den Papieren auf seinem Tisch und holte ein Blatt hervor.
»Was sagen Sie zu dieser Meldung, Herr Professor?« fragte er, während er sie Professor Eggerth reichte. Der warf nur einen kurzen Blick darauf.
»Ich kenne den Funkspruch schon seit einigen Tagen, Herr Minister. Er stammt von dem amerikanischen Kapitän Dryden, der mit seinem Schiff, der Berenice , die Insel gerade ansteuerte, als ich mir die Freiheit nahm, sie ein wenig zu vernebeln. Von der Insel hat der Mann überhaupt nichts mehr sehen können, aber sein Schiff wurde durch ein paar Klippen geschrammt, als er es
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