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Land aus Feuer und Wasser

Land aus Feuer und Wasser

Titel: Land aus Feuer und Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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heranzukommen; dann aber würde er ein Machtwort sprechen. Mochte Garrison hundertmal Sekretär des CarnegieInstitutes sein, hier ging es um die Sicherheit des Schiffes und seiner Besatzung, und Mr. Dryden hatte nicht Lust, sein Kapitänspatent wegen der spleenigen Einfälle eines anderen loszuwerden.
    Er griff zum Fernglas, um nach Garrison und seinen Leuten Ausschau zu halten, bekam jetzt das Dingi ins Blickfeld und sah zu seinem Schrecken, daß es kieloben auf dem festen Land lag. Er sah weiter James Garrison merkwürdig taumelnd und unsicher auf das Boot zuschreiten. Dann trübte sich das Bild. Er nahm das Glas von den Augen und bemerkte eine Nebelwand, die von Süden her wie ein breiter Schleier heranwehte.
    ›Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit‹, dachte Captain Dryden und griff zum Maschinentelegrafen. In hoher Kraft wirbelten die Motoren die Schrauben durch das Wasser. In voller Fahrt suchte die Berenice vor dem herankommenden Nebel davonzulaufen. Noch einmal wandte er sich zurück, um einen Blick nach dem Eiland zu werfen, als ein schweres Scharren und Schüttern durch den Schiffsrumpf ging. Die Berenice war schwer auf Grund gerannt.
    Während das Schiff hoffnungslos festlag, strömte die See vom Land her in schnellem Fluß an seinem Rumpf vorbei und bildete am Heck eine Stauwelle, die hin und wieder Brecher über das Achterdeck warf.
    An ein Wartengebiet mußte Captain Dryden denken, aus dem die See bei Ebbe in ähnlicher Weise abströmt. Und wie dort bei fallendem Seespiegel sich erst kleine Bänke bilden, immer größer werden und schließlich zusammenfließen, bis das ganze Wattengebiet trockenes Land geworden ist, so geschah es auch hier, mit dem einen Unterschied nur, daß sich hier nicht der Meeresspiegel senkte, sondern daß der ganze Seegrund sich gleichmäßig hob. Schon bekam die Berenice leichte Schlagseite und legte sich etwas nach Steuerbord über; und dann war es geschehen. Nur noch in einigen wenigen Rinnen und Prielen strömte das Wasser seewärts, während von der Insel her mit Windeseile das Land heranwuchs, immer weiter über jene Stelle hinaus, an der die Berenice noch vor kurzem frei im Ozean schwamm. Nur noch sandigen, hier und dort von Fels und Korallen unterbrochenen ehemaligen Seeboden sah Captain Dryden, wohin er auch den Blick richtete. Trockenen Fußes hätte er jetzt zu der Insel hingehen können, trockenen Fußes hätten auch Garrison und seine Leute zu dem Schiff zurückkehren können – wenn sich jetzt nicht von Minute zu Minute immer dichter werdende endlose Nebelschwaden über das gestrandete Schiff und seine Umgebung gelegt hätten.
    Viele Stunden verstrichen. In Stratosphärenhöhe beobachtete Professor Eggerth von ›St 25‹ aus, daß sich alles fast über sein Erwarten hinaus so vollzog, wie er es in vielen Tagen und Nächten geplant hatte. Neues Land stieg um die Insel herum aus der Tiefe und vertausendfachte schließlich ihr Areal.
    Für das Schiff Captain Drydens und seine Besatzung bestand im Augenblick keine Gefahr. Wohl verhinderte der Nebel jede Aussicht, aber man konnte in ihm atmen und leben und in den Räumen des gut verproviantierten Schiffes in Ruhe abwarten, bis er sich einmal verzogen haben würde. Schlimmer sah es für Garrison und seine Leute aus. Sie waren so, wie sie gingen und standen, an Land gefahren und dort auf ein leeres Nest gestoßen. Wenn es vielleicht Tage oder gar Wochen dauern sollte, bis die nebligen Schwaden sich wieder verzogen, dann konnte die Gefahr des Verschmachtens für sie akut werden.
    Captain Dryden hielt es für zwecklos, länger auf der Brücke des Schiffes zu bleiben. Von widerstreitenden Gedanken und Empfindungen hin und her gerissen, begab er sich unter Deck und ging in seine Kabine. In einen Sessel hingeworfen versuchte er, die Bilanz aus den Ereignissen zu ziehen, die während der letzten Stunden so elementar über ihn und sein Schiff hereingebrochen waren.
    Die Berenice war verloren, darüber gab es keinen Zweifel mehr.
    Alles, was der Captain an Vermögen besaß, hatte er für die Erwerbung und Instandhaltung dieses Schiffes aufgewendet. Wurde der Schaden ihm nicht ersetzt, dann war er ein Bettler. Es blieb die andere Frage, wer für den Verlust aufzukommen hatte. Das Schiff war versichert und Captain Dryden hatte darauf gehalten, seine Prämien stets rechtzeitig zu zahlen. Auf einen Verlust des Schiffes durch Feuer, Sturm oder Strandung lautete die Police. Bei dem Gedanken daran kamen dem Captain aufs neue

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