Land aus Feuer und Wasser
Zweifel. War das, was die Berenice betroffen hatte, noch eine Strandung im gebräuchlichen Sinne des Wortes? Würde die Versicherungsgesellschaft nicht vielleicht Schwierigkeiten machen?
Wenn die Gesellschaft sich weigerte, dann würde er sich an Mr. Garrison als den Bevollmächtigten des Carnegie-Institutes halten. Auf dessen Weisung war er hierhergekommen, und das Institut besaß genügend Mittel, um ihm den Preis für ein neues Schiff spielend auszuzahlen. Es würde freilich kaum ohne Prozeß abgehen, und es würde viel davon abhängen, welche von den beiden streitenden Parteien sich die besseren Rechtsanwälte chartern konnte.
Als Captain Dryden mit seinen Überlegungen soweit gekommen war, hielt er es für angebracht, sich einen SodaWhisky zu mischen, und während er ihn zu sich nahm, überdachte er die dritte Möglichkeit, die Eggerth-Reading-Werke für den Schaden haftbar zu machen. Sehr aussichtsreich erschien ihm die Idee nicht, aber es blieb der letzte Ausweg, wenn alles andere versagte; während er noch darüber nachgrübelte, trat ein Funkergast in die Kabine und brachte ihm ein eben aufgenommenes Radiogramm. Die Depesche kam von ›St 25‹. Professor Eggerth bat um Auskunft über die Lage auf der Berenice . Captain Dryden ließ den Funker gleich warten und schrieb seine Antwort nieder: ›Hoffnungslos gestrandet. Im Augenblick keine Gefahr. Hilfe erwünscht.‹
Die Antwort von ›St 25‹ lautete: »Nebel geht sehr langsam zurück. Schätzen auf einige Tage, bevor wir Hilfe bringen können. Wie steht es um Garrison und seine Leute?«
Mit einem Fluch zerknitterte Captain Dryden das Papier. Schöne Aussichten, tagelang in dieser Mehlsuppe sitzen zu müssen … Garrison und seine Leute?
»Wir wissen nichts über ihr Schicksal. Sahen sie zuletzt neben ihrem gekenterten Boot am Strand stehen«, ließ er an ›St 25‹ zurückfunken. Eine große Wut auf Garrison überkam ihn, während er den Text seiner Antwort dem Funkergast übergab.
James Garrison stand neben dem gekenterten Boot und blickte auf die See hinaus, als der Nebel kam. Eine kurze Weile konnte er noch die Silhouette der Berenice erkennen, dann begann sie in der dunstigen Luft zu verschwimmen.
Es war ihm klar, daß von der Berenice her für die nächste Zeit kaum Hilfe zu erwarten war.
»Hallo, Jeffris! Robertson!« Er rief seine Leute an, deren Gestalten er nur noch undeutlich erkannte, obwohl sie kaum fünf Meter von ihm entfernt standen.
»Hallo, Sir!« kam die Antwort von beiden zurück. »Sie wünschen, Sir?«
»Kommen Sie näher heran! Wir dürfen uns nicht aus den Augen verlieren. Bleiben Sie dicht bei mir! Wo steckt O’Brien?«
»O’Brien, Sir? Ich meine, ich habe ihn zuletzt vor dem Funkmast stehen sehen.« Die Antwort kam von Robertson und klang unsicher.
Der Funkmast? Schätzungsweise mußte der etwa 200 Meter von hier entfernt sein. Garrison griff in seine Brusttasche und holte eine kleine Planskizze heraus, die er sich bei seinem vorletzten Besuch in unbeobachteten Minuten aufgezeichnet hatte. Obwohl nur flüchtig hingeworfen, enthielt sie doch alles Wesentliche und dazu auch die Entfernungen, die er damals durch Abschreiten und Schrittezählen recht genau ermittelt hatte. Er betrachtete den Plan.
Der Funkmast war nicht eingetragen, denn er war damals noch nicht vorhanden. Garrison entsann sich, daß er ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Verwaltungsgebäude und dem Liegeplatz stehen mußte und markierte den Punkt auf seiner Skizze, und dann machte er eine Inventur: Er untersuchte seine Taschen. Allzuviel war es nicht, was er dabei entdeckte: ein gutes Chronometer, ein Taschenmesser und ein Schlüsselbund. Aber danach stieß seine Hand auf einen Taschenkompaß. Die nordweisende Magnetnadel war in dem undurchdringlichen Nebelmeer hier von größtem Wert, konnte vielleicht die Rettung bringen.
Garrison breitete seine Planskizze auf den Planken des Bootes aus und orientierte sie nach dem Kompaß. Dann visierte er den Punkt an, an dem der Funkmast stehen mußte, und stellte den Winkel zur Südnordrichtung fest, unter dem er gehen mußte, wenn er von seinem jetzigen Standpunkt aus zu dem Mast gelangen wollte. Jeffris und Robertson wurden unruhig, als er ihnen seine Absicht mitteilte, nach O’Brien suchen zu wollen. Auf keinen Fall wollten sie hier allein in der undurchdringlichen Nebelsuppe zurückbleiben und verlangten, ihn begleiten zu dürfen.
»Meinetwegen! Es ist vielleicht auch besser so«, meinte Garrison nach
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