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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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irgendwelchen Stoff dabei. Wenn er sich nicht plötzlich in Luft aufgelöst hätte, wäre ich womöglich heute noch mit ihm zusammen.“ Sie lachte unvermittelt auf. „Tim hatte so blumige somalische Sprichwörter drauf.“ Sorgfältig um ihre Aussprache bemüht, sagte sie:
    „Naago ama u samir ama ka samir. “ „Und das heißt?“
    „Entweder bringst du Frauen Geduld entgegen - oder du verzichtest auf sie.“
    „Interessiert es Sie gar nicht, warum ich mich nach ihm erkundige?“
    Sie seufzte und redete weiter, als habe sie meine Frage gar nicht gehört. „Damals habe ich mich jedenfalls noch nicht für Sex bezahlen lassen.“
    Inzwischen war es nicht mehr nur mein Geld, das sie zum Reden brachte. Alkohol und Koks spielten sicher auch eine Rolle - aber es war wohl eher die Erinnerung an gute, vielleicht für immer verlorene Zeiten, die Betty antrieb. Der Bossa Nova war verklungen, und für einen Moment war es unwirklich still.
    „Glaubst du, du bist der erste Typ, der was über Tim wissen will? Die Bullen haben mich verhört, und so ein Schleimer von irgendeiner Versicherung hat mich genervt.“ Sie starrte an die Decke. „Aber ich habe ihnen nichts erzählt. Du bist der erste Neugierige, der den Anstand hat, was dafür anzubieten. Und -was viel wichtiger ist - auf Jabu kann ich mich verlassen.“ Sie musterte mich eingehend. „Kein Mensch wollte mir sagen, warum Tim gesucht wird.“
    „Vielleicht wussten die das gar nicht so genau.“
    „Weißt du es?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Ich will es auch gar nicht wissen.“
    Es war Zeit zu gehen. Betty schien mir nicht mehr viel Nützliches über Tim erzählen zu können.
    Sie sah auf die Uhr. „Du hast noch eine halbe Stunde, Helm.“ Ich stand auf.
    Sie sah mich aus ihren großen Augen an und schenkte mir ein Lächeln, das mehr als nur professionell war.
    Ich musste wegschauen.
Kapitel 9
    In der Nacht regnete es.
    Auch am Morgen fiel noch ein leichter Schauer aus grauen Wolken, die sich jedoch später auflösten. Gegen Mittag brachte der Vertreter von Tempest mir den Mietwagen ins Hotel, und ich checkte aus. Die Fahrzeit nach Franschoek betrug nur eine gute Stunde, und da die Frau am Travel-Desk des Bay Hotels mit zähem Einsatz eine Reservierung im Auberge du Quartier Français für mich ergattert hatte, konnte ich es behutsam angehen lassen und mich ohne Stress an Rechtslenker und Linksverkehr gewöhnen.
    Langsam nahm ich die engen Serpentinen, bis ich hoch über Camps Bay, im Schatten des Tafelberges und mit weitem Blick über den Atlantik, mehr Gas geben konnte. Ich mogelte mich durch Kapstadt auf die Nl in Richtung Paarl. Die Autobahn war in hervorragendem Zustand, die Landschaft beiderseits der Piste von großer Weite. Ich hörte in diverse regionale Radiosender hinein und schob schließlich doch meine Roy-Orbison-Kassette in den Recorder. I Drove All Night passte nicht ganz zum hellen Sonnenschein, und so spulte ich weiter, bis Blue Bayou erklang. Ich musste an Bettys blauschwarze Stoppelfrisur denken, an ihre Augen, die mich nicht losließen. Man kommt einer solchen Frau nicht ungestraft zu nahe.
    Bei Paarl nahm ich die R45. Die gut ausgebaute Landstraße führte entlang der Eisenbahnlinie nach Südosten und zog sich durch eine weite Ebene, die von felsigen Bergketten flankiert wurde. Ich passierte den Abzweig nach Stellenbosch und die Ortschaft Wemmershoek und fuhr tiefer ins Tal der Hugenotten. Durch das satte Grün der Wälder, Felder, Weinberge und Alleen schimmerten lichtweiß die kapholländischen Gemäuer der Weingüter. Am Ende dieses Tales, im Schatten der Franschhoek Mountains, lag der Ort, den ich suchte.
    Die Gemeinde, die sich „Franzosenwinkel“ nennt, strahlte eine beschauliche Ruhe aus.
    Die Gebäude meiner Herberge waren auf eine Vertrauen erweckende Art altmodisch verschachtelt und lagen versteckt zwischen alten Bäumen, blühenden Sträuchern und Blumenbeeten auf einem ruhigen Gartengrundstück. Giebel, Dachrinnen und Fensterrahmen waren in einem Hellblau gestrichen, das exakt dem Farbton des Himmels entsprach. Über allen Dächern ragten wuchtige Schornsteine auf, auf denen große, elegante Vögel zu sitzen schienen, die sich erst bei näherem Hinsehen als Windfänge entpuppten.
    Erst nachdem ich mich über die Gegensprechanlage identifiziert hatte, öffnete sich das Tor automatisch - und zwar keine Sekunde länger, als zum Passieren des Wagens nötig war. An der Rezeption empfingen mich zwei zuvorkommende junge Damen, die

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