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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wahrnehmung nicht. Das Paar stand sich, nur wenige Meter von einander getrennt, regungslos gegenüber und musterte sich intensiv. Der Mann war sich seiner Sache ganz sicher und lächelte gelassen weiter. Der Frau standen Zweifel und Unsicherheit ins Gesicht geschrieben. Wenn sich die Statur des Mannes in den letzten Jahren nicht drastisch verändert hatte, musste sie Rena vertraut sein - doch das Gesicht hatte sie nie zuvor gesehen.
    Bevor Wishbone oder gar ich uns als Vermittler einschalten mussten, drehte sich der Mann um und öffnete eine Satteltasche. Er holte einen zusammengeknüllten Gegenstand aus olivgrüner Wolle hervor und schüttelte ihn auseinander. Es war eine Strickmaske mit Sehschlitz. Er nahm die Sonnenbrille ab und streifte sich die Tarnkappe über. Dann wandte er sich Rena erneut zu und musterte sie durch den Schlitz. Der Mann sah jetzt bedrohlich aus, und ich konnte das nervöse Zucken um Renas Mundwinkel deutlich erkennen. Noch stand sie wie angewurzelt auf demselben Fleck.
    Der Rotblonde senkte das Kinn auf die Brust und knöpfte sein Hemd auf. Er tat es bedächtig, Knopf für Knopf, und bis zur Gürtelschnalle. Erneut musterte er Rena, die sich nun regelrecht zwingen musste, bis zur letztendlichen Gewissheit auszuharren. Ebenso gebannt wie sie, sah ich zu, wie der Mann mit beiden Fäusten die Knopfleisten packte und das Hemd bis weit über die Brustwarzen öffnete.
    Die rotblonde Brustbehaarung blieb im Sonnenlicht fast unsichtbar. Dafür war die grobe Tätowierung über dem Herzen gut zu erkennen. Kaum hatte ich die verschnörkelten und eng ineinander verschlungenen Initialen M und B entziffert, lag Rena dem Mann auch schon in den Armen. Während er sie mit der Linken an die Brust drückte und sich mit der Rechten die Maske vom Kopf zerrte, schien er sich auf mich zu besinnen. Er warf die Tarnkappe weg und sah mich an. Seine grünen Augen waren ungewöhnlich klein und standen eng zusammen. Es war der kalte Blick eines Bussards, der seine Beute geschlagen hat. Er kostete seinen Triumph nur eine Sekunde lang aus, dann war er wieder der arglos strahlende Junge, der sein Lieblingsspielzeug wieder gefunden hat.
    „Ich bin Marius Bertrand - der Mann, den Sie suchen.“ Er legte Rena den linken Arm um die Schulter, zog sie an sich, und kam mit ihr auf mich zu. „Willkommen auf unserem einsamen Stützpunkt!“ Er hielt mir die freie Hand hin.
    Ich schüttelte seine Rechte und verzichtete darauf, mich vorzustellen. Sein Deutsch hörte sich an, als beherrsche er die Sprache, nutze sie aber nur selten.
    „Marius.“, wiederholte Rena leise, beinahe andächtig, als koste sie es voll aus, seinen Namen endlich zu kennen. Dann fügte sie vorwurfsvoll hinzu: „Du kannst Deutsch - und hast trotzdem nur Englisch mit mir gesprochen?“
    Das gewinnende Lächeln, mit dem Bertrand mich nach wie vor musterte, erlosch. Mit einer ruckartigen Kopfbewegung wandte er sich Rena zu: „Für wie dumm hältst du mich eigentlich?“
    Es war erschreckend, mit ansehen zu müssen, wie sie kuschte. Stumm klammerte sie sich noch fester an Bertrand, als fürchte sie, ihn erneut zu verlieren. Die Selbstbestimmtheit, mit der sie der Suche nach dem Mann bislang nachgegangen war, hatte mich nicht zu Illusionen über die Beziehung zwischen Entführer und Geisel verleitet - und doch überraschte es mich, wie viel Macht er über sie besaß. Ihre ganze Körperhaltung strahlte Unterordnung aus.
    Der Inder kam auf Bertrand zu und wollte ihm ein Walkie-Talkie übergeben, aus dem atmosphärische Störungen und mir unverständlicher Sprechfunkverkehr zu vernehmen waren. Bertrand beschied dem Inder mit einer knappen Kopfbewegung, sich an Wishbone zu wenden, und der übernahm das Gerät. Bertrand ging mit Rena ins Haus, und Wishbone und ich folgten den beiden, während der Inder wieder zu den anderen Männern zurückging, die ihre Pferde nach dem Tränken in den Schatten der Scheune führten.
    Im Flur blieb Bertrand, Rena im Arm, stehen und drehte sich zu mir um. „Sie werden sicher verstehen, dass ich mich erst einmal mit Frau Carsten unterhalten möchte und deshalb ein paar Minuten mit ihr alleine sein will.“
    „Aber sicher.“
    Er sah Wishbone an. „Kümmere dich so lange um ihn, und gib ihm schon mal die Basisinformationen, damit ich es nachher kurz machen kann!“
    Wishbone forderte mich mit einer Geste zum Mitkommen auf. Ich folgte ihm in den Wohnraum und zur Bar, begleitet vom Knarren der Treppenstufen, auf denen sich das Paar ins

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