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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Obergeschoss akustisch noch präsenter. Erst als Wishbone die schwere Holztür hinter uns ins Schloss drückte, herrschte Ruhe. Durch ein vergittertes Kellerfenster fiel genügend Licht, um die Getränkekästen auszumachen. Wishbone öffnete das Fenster und stellte das Walkie-Talkie auf der Fensterbank ab. Dann griff er nach einer Coleman-Lampe und zündete sie an. Im matten Licht der Gasflamme sah ich zu, wie er zu einer Stahltür ging und eine Zahlenkombination in die Tasten des Safeschlosses tippte. Er schob die Tür weit auf, blockierte sie mit einem Getränkekasten und führte mich in einen bunkerartigen Raum, der Waffenarsenal und Kommandostand zugleich war.
    Auf dem betonierten Boden stapelten sich mehrere Munitionskisten. In Stahlhalterungen, die eine ganze Längswand bedeckten, hingen mehr als fünfzig Gewehre und Flinten. Vom Karabiner mit Zielfernrohr übers Schnellfeuergewehr bis zur Pumpgun war alles vertreten. An einer Stirnwand lagen in einem Holzregal voll- und halbautomatische Pistolen neben Revolvern und Kartons und Schachteln mit Munition. Die zweite Längswand war mit verschiedenen Landkarten der Region bedeckt. In der Mitte des Raumes stand ein Dutzend Stühle um einen langen Tisch, auf dem Wishbone die Lampe abstellte.
    „Hätte ich geahnt, wie die Dinge sich entwickeln, hätte ich gleich den Generator angeworfen.“
    Mit dieser mürrischen Anmerkung verschwand er wieder im Vorraum. Ich hörte, wie er den Ton des Funkgerätes lauter stellte und sich an den Getränkekästen zu schaffen machte. Als er zurückkam, hielt er zwei Flaschen Castle Lager in den Händen. Er gab mir eine Flasche ab und deutete mit einer weiten Armbewegung in den Raum.
    „Wie Sie sehen, war man hier auf Krieg und Anarchie vorbereitet.“ Er prostete mir zu. „Es kam zwar nicht so - aber es kann trotzdem noch kommen.“
    Ich erwiderte seinen Zutrunk, und wir nahmen ein paar Schlucke, bevor wir uns an den Tisch setzten.
    „Was passiert, wenn man die alten Veteranen nicht mehr zufrieden stellen kann, hat uns Robert Mugabe in Simbabwe ja vorexerziert.“
    Ich hatte keinen Grund, dem zu widersprechen.
    „Aber auch hier in der Republik können wir uns jetzt schon an die eigene Nase fassen. Schauen Sie sich nur die Lage in Johannesburg, Pretoria oder KwaZulu-Natal an. Alles nicht gerade das, was man einen Vergnügungspark nennen würde.“ „Mal den Teufel bloß nicht an die Wand!“ dröhnte es in den Raum.
    Wir sahen auf und bemerkten Marius Bertrand, der auf der Türschwelle stand.
    „Und kommt gefälligst wieder nach oben! Ist ja grauenhaft in dem Loch hier unten!“
    Er wartete unsere Antwort gar nicht erst ab, griff sich ein paar Flaschen Castle aus dem Kasten und ging davon.
Kapitel 21
    „Als die Regierung von de Klerk einknickte und er anfing, mit Nelson Mandela zu mauscheln“, erzählte Bertrand, „hatte ich bereits Schwierigkeiten.“
    Er rutschte, die Bierflasche in beiden Händen, zwischen den Tierhäuten auf dem Ledersofa herum, als fühle er sich von der Masse seiner Trophäen bedrängt. Ich hockte in einem der schweren Sessel, und Wishbone hatte sich auf einen der abgehackten Elefantenfüße im Schatten der Elfenbeinstoßzähne zurückgezogen. Rena war nirgendwo zu sehen.
    „Nachdem Mandela an die Macht kam, war ich so gut wie erledigt.“ Bertrand räusperte sich. „Aber es dauert nicht lange, da kamen auch die Leute, die für den ANC die Drecksarbeit gemacht hatten, unter Druck. Plötzlich standen wir alle auf derselben Seite. Und zwar im Abseits. Ohne Rücksicht auf politische Gesinnung oder Hautfarbe. Also musste man sich etwas überlegen.“
    So, wie der Gastgeber zwischen den Leopardenfellen saß und bereitwillig Auskunft gab, hatte es den Anschein, als erzähle er mir aus einem bewegten Unternehmerleben.
    „Mir kam da die Erfahrung, die Timothy Butler und ich vor dem Ende der Apartheid in London und Hamburg gemacht hatten, zu Gute.“ Ein Jungenlächeln neutralisierte den Raubvogelblick, mit dem er mich beäugte.
    Ich beugte mich nach vorne, nahm den Warzenschweinhauer mit dem Zigarrenschneider und spielte damit herum, während ich weiter zuhörte.
    „Vor allem in Hamburg. Timmy und ich waren in jenen Tagen Spezialisten für alles Deutsche. Er dank eines früheren Stipendiums, und ich als Deutschstämmiger aus Namibia. Verarmter Adel aus Deutsch-Südwest, wenn Sie so wollen.“ Das dröhnende Lachen mit dem Bertrand mich bedachte, hätte leicht ein ganzes Bierzelt ausgefüllt.
    „Das Regime

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