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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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schief in den Angeln. Der Holzleiter, die neben der Eingangstür lehnte, fehlten mehrere Sprossen.
    Es wunderte mich, auf dem ganzen Weg zum Haupthaus weder von Zäunen noch von Grenzmauern aufgehalten zu werden. Ich fuhr direkt bis vor die Haustür. Der Hof war mit Lehmziegeln ausgelegt und teilweise von Unkraut überwuchert. Wishbone stieg aus und streckte sich. Auch Rena kroch benommen vom Rücksitz. Sie war unterwegs eingeschlafen und erst auf der rauen Staubpiste wieder wach geworden. Ich knallte die Wagentür zu, aber wie schon erwartet, regte sich weder Mensch noch Tier zu unserer Begrüßung.
    Wishbone ignorierte den Vordereingang und ging um das Gebäude herum zum Küchentrakt. Ich ließ Rena den Vortritt, und wir folgten ihm zu einer kleinen Tür, über der der Schornstein hoch aufragte. Der Wirtschaftshof zwischen Wohnung, Ställen und Scheune erinnerte an einen Schrottplatz. Sowohl die Dreschmaschine, als auch der alte Trecker mit Pflug und Egge waren seit langem Wind und Wetter ausgesetzt und strotzten vor Rost. Ich bemerkte einen Brunnen, über dem der Hebel einer Handpumpe bis unter das Stroh gedeckte Schutzdach ragte. Direkt neben dem rund gemauerten Schacht war auch eine Elektropumpe installiert, die einen recht intakten Eindruck machte. Nicht weit davon waren, durch das Wellblechdach eines offenen Verschlages nur dürftig vor der Witterung geschützt, ein Dieselgenerator und ein Treibstofftank platziert.
    Noch bemerkenswerter war aber der Kombi, den ich im Vorbeigehen durch das nur angelehnte Tor der Scheune gut erkennen konnte. Es war kein altes Modell, und es war auch nicht verrostet, nur verdreckt und verstaubt. Es handelte sich um einen Volvo vom Typ V40. Der rechte Scheinwerfer war zertrümmert, die vordere Stoßstange hing nach unten, und ein Teil der Motorhaube war schwer eingebeult. Ich fragte mich, ob der gute alte Jabu in den Unfall verwickelt gewesen war, der diesen Schaden verursacht hatte.
    Im Wohnhaus war es angenehm kühl. Die Küche war rustikal und komplett ausgestattet, jedoch seit langem nicht genutzt worden, denn als Wishbone Fenster und Läden öffnete und weit aufstieß, machte das Tageslicht die durchgehende Staubschicht sichtbar, die alle Einrichtungsgegenstände überzog. Der bullige Eisschrank war sachkundig abgetaut worden. Die große Tür des Kühlraums und die kleinere des Gefrierfachs standen offen, und die Stauräume waren leer und sauber.
    „Falls jemand was Kühles trinken möchte“, sagte Wishbone, „gibt es im Keller Mineralwasser, Bier und Coca Cola.“
    Ich ging zur Spüle und drehte den Wasserhahn erfolglos auf und zu.
    „Das Brunnenwasser ist zwar auch ganz okay“, sagte Wishbone. „Aber die Elektropumpe funktioniert nur, wenn der Dieselgenerator läuft.“
    „Mineralwasser wäre schön“, meldete sich Rena zu Wort.
    Wishbone sah mich an.
    „Für mich auch.“
    Er führte uns in den weitläufigen Wohnraum, zog die schweren Vorhänge auf, öffnete auch hier die Fenster und die wenigen Läden, die noch geschlossen waren, und verschwand wieder im Flur, um die Getränke aus dem Keller zu holen.
    Wer mochte das Landhaus bewohnen oder bewohnt haben? Das Wohnzimmer sprach für einen manischen Großwildjäger, nicht für einen Farmer. Die alten Flinten, die gekreuzt über dem wuchtigen Kamin hingen, und die Schilde und Speere einheimischer Stammeskrieger, die die Feuerstelle flankierten, gehörten noch zu den dezenteren Dekorationsstücken. Der Rest war eine makaber anmutende Ausstellung zur Vielfalt der südafrikanischen Tierwelt. Eine Trophäensammlung, die Artenschützer, je nach persönlicher Veranlagung, in tiefe Resignation oder blanke Wut versetzt hätte.
    Präparierte Köpfe von Büffeln und diversen Antilopenarten wie Springbock, Gnu und Kudu hingen an den Wänden. Felle vom Löwen und Zebra lagen als Teppiche auf den Dielen, und weich gegerbte Leopardenhäute hingen wie kostbare Tagesdecken über den klotzigen Sitzmöbeln, deren dunkelbraunes Leder vermutlich auch nicht vom gewöhnlichen Rindvieh stammte. Elfenbeinstoßzähne standen gleich im Dutzend Spalier, damit der Weg zur Hausbar nicht zu verfehlen war, an der abgehackte Elefantenfüße auf verchromten Stelzen als Sitzhocker dienten.
    Kleinere Souvenirs wie der zierliche Antilopenhuf, der einen Aschenbecher aus Malachit stützte, der groß wie ein Trog war, oder ein Warzenschweinhauer, der als Griffstück einen Zigarrenschneider zierte, gingen in dem Pomp beinahe unter. Das mit Abstand

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