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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Südafrikanern dominierten Branche gelesen und gesehen. Doch was Schwarze anging, hatten sich diese Beiträge allenfalls mit Kellermeistern oder Weinbergbesitzern beschäftigt, die Tafeltrauben für den Obstexport anbauten. Von einem schwarzen Weinbauer mit Weingut war in diesen durchaus optimistischen Beiträgen noch nicht die Rede gewesen.
    Das Weingut hieß „Bretagne Rock Estate“ und war nach einem der Gipfel der Paarl Mountains benannt. Paarl bedeutet auf Afrikaans Perle. Und wie Perlen sollten die Granitkuppen angeblich in der Sonne glitzern. In der aufkommenden Abenddämmerung war davon nicht mehr viel zu sehen. Da Weingüter, Gasthäuser und Restaurants auch hier zum Wichtigsten gehörten, was dem Reisenden geboten werden konnte, war alles penibel ausgeschildert, und ich hatte keine große Mühe, den richtigen Weg zu finden.
    Bevor ich den Ortskern erreichte, dirigierte mich der Wegweiser in ein lang gezogenes Seitental. Hoch über den Weingärten, spiegelte das schneeweiße Gemäuer des alten Guts das allerletzte Tageslicht wider. Ich fuhr auf das kapholländische Herrenhaus zu, das wie eine Trutzburg im Hang lag. Die Gründerväter hatten noch an den Verteidigungsfall gedacht. Sie waren, weit ab von anderen Buren und Hugenotten, völlig auf sich allein gestellt gewesen -umzingelt von wilden Tieren und kriegerischen Stämmen. Noch vor dreihundert Jahren hatte man in dieser Region um das blanke Überleben gekämpft. Heutzutage wollte lediglich ein friedlicher und finanzkräftiger Touristenstrom zu Wein, Essen und Bett gelockt werden - und so war der gepflasterte Parkplatz neben dem Haupteingang auch gut besetzt. Hinter dem dicht rankenden Laub weitläufiger Pergolen erklang geselliges Lachen und das Klirren von Gläsern.
    Im Empfangsraum traf ich auf eine beeindruckende Weiße. Die ältere Dame saß auf einem mit Schnitzereien verzierten Lehnstuhl, der nicht besonders bequem aussah. Keinen Moment lang hatte ich das Gefühl, sie könne ein Gast des Hauses sein, denn sie residierte wie eine Schlossherrin in dem alten Gemäuer. Die blauen Augen musterten mich hellwach, während ich mich suchend nach Personal umsah. Ihre schlohweißen Haare waren in sorgfältige Dauerwellen gelegt, die Haut von nobler Blässe, und trotz der unzähligen Falten, war das Gesicht immer noch von unverkennbarer Schönheit. Über dem dunklen Kaschmirpullover glänzte matt eine Perlenkette, die sie wie kostbaren Thronschmuck trug. Die Lady mochte weit jenseits der Siebzig sein, doch als sie sich erhob und die Jacke ihres Tweedkostüms energisch über den Schultern glatt zog, vermittelte sie einen ausgesprochen rüstigen Eindruck.
    „Kann ich Ihnen helfen?“ fragte sie mit einem milden Lächeln.
    Ich stellte mich vor.
    „Oh, ich hätte es mir gleich denken können. Sie sind also Lenis Freund!“
    Leni! Wann hatte ich Docs Vornamen zum letzten Mal ausgesprochen gehört? Nicht mal ihr Mann nannte sie so.
    „Ich bin Elizabeth Markham.“
    Sie reichte mir ihre Hand mit Noblesse, und ich zog kurz einen Handkuss in Erwägung.
    „Kommen Sie, nehmen Sie doch bitte Platz.“
    Sie führte mich zu einer bequemen Sesselgruppe und wir setzten uns.
    „Wo ist ihr Gepäck?“
    Ich hielt den Wagenschlüssel hoch. „Noch im Kofferraum.“
    „Nelly...?“ rief sie, ohne die Stimme sonderlich zu erheben.
    Eine junge Kap-Malaiin tauchte auf.
    „Kümmere dich doch bitte um Mister Tempows Gepäck, Nelly, und bring es in den Memorial Room! “
    Mit einem Knicks nahm die junge Frau den Schlüssel von mir entgegen und verschwand nach draußen.
    „Wir haben Sie schon erwartet. Leni hat Desmond einen Brief geschickt. Ich meine eine E-Mail. “ Sie schob den Hinweis auf diese neumodische Beförderungsart mit herablassender Verwunderung nach, als seien die Zeilen mit einer Rakete von Kontinent zu Kontinent geschossen worden, wo es auch Meldereiter und Überseedampfer getan hätten. „Desmond ist unten in Paarl. Wir erwarten ihn jedoch bald zurück.“
    „Darf ich fragen, woher Sie Leni Ermayer kennen?“
    „Hat sie es Ihnen nicht erzählt?“ Verwundert schüttelte Lady Markham den Kopf. „Sie ist so bescheiden, die Gute. Sie hat uns stets unterstützt und Geld in Deutschland aufgetrieben. Für das Kinderprojekt. Wir haben uns um obdachlose Jugendliche in Kapstadt gekümmert, tun es auch heute noch. Aber ich habe leider aus Altersgründen meine ehrenamtliche Tätigkeit als Vorsitzende von Save a Child niederlegen müssen. Doch der gute Desmond setzt

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