Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Gedanken einen Weinkeller anzulegen.“
    „Das freut mich natürlich. Ich habe oft genug versucht, sie zu bekehren.“ Er lächelte zufrieden, überflog meine Notizen und lachte. „Da werde ich aber einiges streichen müssen, um die Konkurrenz in Schach zu halten!“
Kapitel 26
    Wir aßen und tranken von den hausgemachten Köstlichkeiten und Desmond gab mir Einblick in seine Tätigkeit als Winzer.
    Der Mann war Überzeugungstäter, was sein Handwerk anging, und voller Begeisterung bei der Sache. Es machte Spaß, ihm zuzuhören. Er erzählte mir vom Aufschwung der Weinnation Südafrika. Qualität statt Menge war angesagt. Die Dominanz der Massenproduktion in Genossenschaften mit Traubenabnahmegarantien und protektionistischen Quotensystemen wurde Schritt für Schritt überwunden und öffnete Chancen für Individualisten wie ihn und andere Kreative, die mit großer Ambition auf kleineren Weingütern ihrer Leidenschaft nachgingen.
    Stellenbosch stand für Pinotage, Paarl für dunklen und kompakten Cabernet und Syrah. Hermanus bot Chardonnay und Pinot Noir auf. Constantia war für Sauvignon Blanc berühmt. Durbanville an der rauen Atlantikküste erschloss als cool climate area ganz neue Möglichkeiten. Ich erfuhr auch einiges über die Qualität der Böden am Kap, deren Feuchtigkeitsgehalt mit Neutronensonden überwacht werden konnten. Auch Rebenkrankheiten wie echter und falscher Mehltau oder das Blattrollvirus kamen zur Sprache. Und irgendwann kam die Rede auch auf Desmonds bescheidene Aktivitäten als Kleinhotelier.
    „Es ist hier üblich, als Weinbauer auch Gastronomie und ein paar Gästebetten anzubieten. Aber ich will es bewusst klein halten. Die Erzeugung und Vermarktung herausragender Weine hat für mich Priorität. Natürlich sind ein paar Hotelketten scharf auf unsere attraktiven Gemäuer und möchten mich in was Größeres reinziehen, aber ich habe bislang alle Angebote zur Zusammenarbeit abgelehnt, auch wenn das eine oder andere äußerst lukrativ gewesen wäre.“ „Mit Hotelketten meinen Sie so etwas wie Exclusive Retreats?“ erkundigte ich mich betont beiläufig.
    „Zum Beispiel. Aber die sind gar nicht an mir interessiert. Denen ist das hier eine Nummer zu klein. Die betreiben spektakuläre Resorts mit einem großen Aktivitätsangebot wie Wassersport oder Safaris. Der übliche Zuschnitt von B and S halt.“
    „B and S.? “
    „Backlands and Seasides, die Dachgesellschaft, der unter anderem auch Exclusive Retreats gehört.“
    So viel zu Bertrand & Stamm! Was hatte ich auch erwartet? Ein Spiel mit offenen Karten? Selbst einer wie Stan Wishbone hatte sich offenbar gehäutet und seinen Platz im neuen Szenario gefunden.
    In der klaren, frischen Luft von Paarl, die durch das weit geöffnete Fenster ins Zimmer strömte, schlief ich fest und ohne aufzuwachen bis zum frühen Morgen.
    Im Traum organisierte ich eine legendäre Widerstandsbewegung und kämpfte gleichzeitig gegen Buren, Engländer, Zulu und diverse Bantustämme. Ich operierte dabei mit einer berittenen Guerilla-Einheit von Buschmännern. Unsere Reittiere waren Strauße, unsere Bewaffnung bestand aus handgeschmiedeten Tranchiermessern. Vom Feind überwältigt landete ich schließlich in einem Gefangenlager in Holland und war rund um die Uhr damit beschäftigt Kaminholz zu sägen und zu spalten. Ich stapelte die Scheite in Schwindel erregende Höhe, bis sie über mir zusammenbrachen und mich unter sich begruben. „Ich bin nicht im Exil!“ brüllte ich wieder und wieder - bis ich aufwachte.
    Hatte ich wirklich geschrieen? Ich war nicht einmal in Schweiß gebadet. Doch wenn Laurens van der Post Recht hatte, und nicht wir träumen, sondern geträumt werden, dann gab es Anlass zur Sorge. Ruhig lag ich im aufkommenden Tageslicht, lauschte dem leisen Rascheln, das die Morgenbrise den Reben abrang und versuchte, mir ein paar klare Gedanken zum weiteren Vorgehen zu machen.
    Es war nicht meine Aufgabe, Verschwörungen aufzudecken oder Widerstandsbewegungen zu entlarven, sondern einen Gesuchten für meinen Auftraggeber zu finden und ihm Erfolg zu melden. Und wenn Dr. Stamm als Mittler und Ansprechpartner dabei ausfiel, und ich in diesem speziellen Fall ausnahmsweise den tatsächlichen Auftraggeber kannte, dann war letztlich der alte Carsten mein Mann.
    Die Sache hatte nur zwei Haken. Erstens kannte ich den genauen Aufenthaltsort von Bertrand im Moment gar nicht und musste ihn erst einmal unter dem gegebenen Zeitdruck aufspüren. Und zweitens konnte ich

Weitere Kostenlose Bücher