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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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verstärkte seine athletische Erscheinung, und die dunkelblaue Anglermütze, deren extra langen Schirm er tief über die Nickelbrille gezogen hatte, trug das ihre dazu bei. Gelassen zwirbelte er seinen Bart, bis sich alle um ihn geschart hatten.
    Leise Lacher und gedämpfte Worte drangen zu mir herauf. Ich zählte fünfundzwanzig Personen. Weder Marius Bertrand noch einer der anderen Männer, die ich bei ihm gesehen hatte, gehörten dazu. Die Mehrzahl waren Schwarze, darunter auch einige Frauen. Vier weiße Männer, keiner davon älter als Dreißig, bildeten die Minderheit. Etwa die Hälfte der Personen trug Freizeitkleidung, die anderen blaue Uniformen, die ich keiner mir bekannten Gruppierung zuordnen konnte. Wishbone war eindeutig der Anführer. Eine der Frauen, um die Dreißig und in Zivil, hielt sich eng an seiner Seite - als sei sie seine Assistentin. Mit sparsamen Gesten gab Wishbone Anweisungen, die wie die Fragen, die ihm gestellt wurden, nur leise und unverständlich bei mir ankamen.
    Was ging hier vor? Der ganze Auftrieb konnte unmöglich Rena und mir gelten.
    Nach wenigen Minuten löste sich die Versammlung auf. Einige gingen zum Generator, um ihn in Betrieb zu nehmen. Die Mehrzahl beriet sich noch beim Brunnen, während die Fahrer die hinteren Flügeltüren der Kleinlaster öffneten. Noch bevor ich mitbekommen konnte, was sich in den Laderäumen befand, bemerkte ich direkt unter mir Wishbone, der in Begleitung der Frau auf die Tür zum Küchentrakt zukam. Er knöpfte seine Lederjacke auf und zückte einen Schlüssel.
    Zwar hatte ich gestern Abend wieder hinter mir abgeschlossen, aber auch ohne Vorwarnung durch eine unverriegelte Tür, würde Wishbone mir in Kürze unweigerlich gegenüberstehen. Ich entschloss mich, ihm offen entgegenzutreten. Selber gefunden zu werden, entsprach nicht meiner Berufsauffassung.
    Hastig zog ich mich an, bemüht, Rena, die noch tief schlief, nicht zu wecken. Leise zog ich die Schlafzimmertür hinter mir ins Schloss und trat auf den Flur. Den Stimmen nach, befanden sich Wishbone und die Frau bereits in der Küche. Das Knarren der Treppe war unvermeidbar. Kaum hatte ich die ersten Stufen hinter mich gebracht, stand Wishbone auch schon auf dem Flur.
    Ich rührte mich nicht vom Fleck. Meine Situation war nicht die Angenehmste. Doch angesichts der konsternierten Miene, mit der er mich ansah, musste ich grinsen.
    Mit lautem Husten sprang der Generator an und nahm brummend seinen Dienst auf.
    Wishbone schüttelte den Kopf. „Ich bin ziemlich neugierig, was Sie mir jetzt erzählen.“ Er winkte mich in die Küche und stellte mir die Frau vor. „Das ist Lynda Luphondo.“
    Sie musterte mich kurz, beließ es bei einem „Hallo“ und ging zur Spüle.
    „Und das ist Helm Tempow“, sagte Wishbone zu ihr. „Er ist inzwischen so etwas wie ein guter Bekannter.“
    Lynda öffnete den Hahn. Auch die Pumpe funktionierte. Prustend und röchelnd spritzte schmutzig-braunes Wasser aus dem Rohr und ging allmählich in einen klaren Strahl über. Lynda drehte den Hahn wieder zu und wollte auch den Kühlschrank in Betrieb nehmen.
    „Ich mache das schon“, sagte Wishbone zu ihr. „Sieh bitte nach, ob draußen alles glatt läuft.“
    Mit einem knappen „Okay!“ verließ sie die Küche.
    Wishbone füllte in aller Ruhe die Eiswürfelbehälter mit Wasser auf und bat mich mit einem kurzen Blick über die Schulter zum Rapport. Während ich zusah, wie er die Behälter ins Tiefkühlfach schob, den Regler im Kühlraum einstellte, beide Türen des bulligen Kühlschranks schloss und den Stecker in die Dose stieß, erzählte ich ihm in knappen Sätzen, warum ich hier war, und was ich vorhatte. Was hatte ich schon zu verbergen? Meine Absicht blieb dieselbe. Nur das Überraschungsmoment war dahin.
    Wishbone nickte meinen Bericht zufrieden ab. „Wo ist Rena?“
    „Oben. Sie schläft noch.“
    „Sie wollen Bertrand anrufen. Da es hier kein funktionierendes Telefon gibt, haben Sie wohl ein mobiles dabei.“
    Ich nickte.
    „Dann holen Sie es bitte, bevor Rena aufwacht, einen Schreck bekommt und ihn womöglich kontaktiert. Das käme jetzt weder Ihnen noch mir gelegen. Und sollte sie ebenfalls so ein Ding bei sich haben, bringen Sie es bitte auch gleich mit.“ „Es gibt nur ein Telefon, und das liegt im Handschuhfach meines Wagens.“
    „Ich habe keinen gesehen.“
    „Er steht in der Scheune.“
    „Na gut.“ Er wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab. „Dann erzähle ich Ihnen jetzt mal, worum

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