Land der guten Hoffnung
es hier geht. Es wäre gar nicht gut, wenn wir uns in die Quere kämen.“ Er lüftete kurz seine Mütze, kratzte sich am Schädel und zog den Schirm wieder tief ins Gesicht. „Kommen Sie!“
Als wir aus der Küche kamen, stand Rena in Slip und T-Shirt am oberen Ende der Treppe, sah irritiert auf uns herab und fragte: „Kann mir bitte mal jemand sagen, was hier vorgeht?“ „Es gibt Strom und Wasser. Ich schlage vor, Sie nehmen erst mal ein Bad und machen sich in Ruhe fertig.“ Wishbone warf einen Blick auf seine Uhr. „Punkt acht gibt es Frühstück.“
Rena biss sich auf die Lippe und schaute mich an.
„Tu einfach was er sagt“, bat ich.
Abrupt wandte sie sich von uns ab und verschwand wieder im Schlafzimmer.
Mein Wagen und der Kombi standen mittlerweile auf dem Hof. Die Truppe hatte dazu keine Zündschlüssel benötigt. Sie räumte alles, was nicht niet- und nagelfest war, aus der Scheune und lud aus einem der Laster Spaten, Schaufeln und Hacken aus. Einige der Männer und Frauen musterten mich erstaunt, als ich mit Wishbone aus dem Haus trat, und gingen dann weiter ihrer Arbeit nach.
„Stan.?“ Lynda winkte. Sie stand mit den Weißen neben einer heruntergeklappten Alutreppe am offenen Heck des zweiten Lastwagens, der eine Laboreinrichtung beherbergte.
Mit einem knappen „Augenblick.“ ließ Wishbone mich stehen und eilte zu ihr, um sich kurz mit ihr zu besprechen.
Was zum Teufel, spielte sich hier ab?
Die Unterbrechung gab mir genügend Zeit, mich weiter auf dem Hof umzusehen, der inzwischen einem gut besetzten Parkplatz glich. Der dritte Kleinlaster war eine Feldküche, in der sich Frauen und Männer schwatzend und lachend zu schaffen machten. Geschirrklappern und Kaffeeduft bekräftigten das Frühstücksversprechen.
Wishbone kam zurück, packte mich am Arm, und ich folgte ihm hinter die Scheune. Wir befreiten einige verwitterte Gartenmöbel von der Plane, mit der sie abgedeckt waren, und setzten uns unter das vorspringende Dach. Die gelbbraunen Felder, die sich vor uns bis zum fernen Bergmassiv erstreckten, lagen schon lange brach und waren mit Unkraut überwuchert.
„Im Moment kann ich nicht viel tun, außer den Wachhund zu spielen“, sagte Wishbone. „Jetzt müssen die Profis ran. Und Lynda ist sowieso die offizielle Anführerin unserer Landpartie.“
Erneut lag dieses unmerkliche Vibrieren in der Luft, das langsam vom vertrauten Flattergeräusch überlagert wurde. Der Helikopter drehte eine weite Runde über dem Farmgelände und zog wieder davon.
Sobald der Lärm abschwoll, sagte ich: „Damit hat sich wohl mein Telefonat erledigt.“
Wishbone lächelte. „Keine Angst. Der fliegt nur noch im offiziellen Auftrag. Bertrands Handlanger wurden erst mal vom Dienst suspendiert.“
Eine der Uniformierten brachte Rena zu uns und meldete, sichtlich auf Ärger gefasst: „Sie weigert sich, alleine im Haus zu bleiben.“
„Ist schon in Ordnung.“ Mit einem Wink entließ Wishbone die Polizistin. Er stand auf und schob Rena einen der Stühle zurecht. „Nehmen Sie bitte Platz. Der Hubschrauber hat Sie sicher aufgeschreckt. Machen Sie sich keine Gedanken. Sie sind hier sicher!“
Zögernd setzte sie sich. Ihre Anspannung war spürbar, die Haare noch nass.
„Hören Sie sich einfach an, was ich zu sagen habe, Rena“, fuhr Wishbone fort. „Falls Sie insgeheim doch noch mit dem Gedanken spielen sollten, wieder zu Bertrand zurückzukehren, kann ich womöglich dazu beitragen, Sie ein für alle Mal davon abzuhalten.“
Er bedachte erst sie, dann mich, mit einem souveränen Lächeln.
„Betrachten Sie sich bitte als unsere Gäste, bis die Dinge geklärt sind. Es muss nicht lange dauern.“
Kapitel 31
„Sie sind ja recht vielseitig. Was machen Sie sonst noch so“, fragte ich Wishbone. „Außer Schlagzeug, Oberkellner und Mädchen für alles für Bertrand zu spielen?“
„Die beiden letztgenannten Rollen können Sie ab sofort streichen. Der Musik bleibe ich treu, so wie ich wohl auch in Zukunft weiter für mein Land arbeiten werde - um Ihre Frage ganz genau zu beantworten, Helm.“
Was hatte Desmond über Wishbone gesagt?
Ein guter Kamerad. Er war einer unserer Besten, ein guter Kämpfer für die Sache - und ein hervorragender Musiker. Immer bescheiden. Stand nie gerne im Mittelpunkt. Leider hat er sich wohl zurückgezogen. Man hört und sieht nichts mehr von ihm ...
So war das mit den ehemaligen Freiheitskämpfern. Der eine ging unter Menschen und wurde Winzer, der andere arbeitete
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