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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Gefühlsschwankungen war sie eine tickende Zeitbombe. Solange sie klaren Kopf bewahrte, war sie stabil, doch wenn Bertrand ins Spiel kam, sahen die Dinge ganz anders aus. Ich konnte nicht ausschließen, dass sie quer schlug und mir im entscheidenden Moment in den Rücken fiel. Aber so, wie die Dinge nun einmal lagen, musste ich damit leben. Weitere Motivationsarbeit war also angebracht.
    „Mach dir keine Sorgen, Rena. Nehmen wir mal an, nicht nur deine Tochter ist in guten Händen, sondern auch alle Informationen über die Machenschaften eines gewissen Marius Bertrand. Welche Garantie hat er schon, dass dem nicht so ist? Er wird es nicht darauf ankommen lassen. Ganz abgesehen davon, wollen er und Stamm sowieso einen Deal mit mir machen. Der sieht jetzt nur ein bisschen anders aus - ohne dich und deine Tochter auf der Rechnung.“
    Sie schwieg beharrlich.
    „Ich könnte Bertrand laufen lassen, vergesse alles und halte den Mund, wenn er dich und Conny in Ruhe lässt. Es geht ihm letztlich doch nur um seine Haut und darum, endlich Ruhe von dieser Geschichte in Hamburg zu haben, um hier seiner geschäftlichen Erfolgsstory nachzugehen. Er wird sich aufplustern, drohen, nichts erreichen - und dann wird er Stamm um Rat fragen. Und Stamm wird ihm gut zureden, alles beim Alten zu lassen, als wären wir gar nicht in Südafrika gewesen.“
    „Glaubst du wirklich, das funktioniert? Mit Sicherheit?“ „Sicher ist nichts.“
    „Er wird uns umbringen.“
    „Das glaube ich nicht. Sonst hätte er es in meinem Fall schon lange getan. Er strebt nach Seriosität. Er zieht einen Deal vor. Stamm erst recht. Und Bertrand hört auf Stamm. Soviel ist sicher. Er hält den Mann für ein Genie!“
    „Warum soll Marius dann alleine kommen? Wäre es nicht besser, wenn Stamm auch dabei ist?“ „Nein. Eins nach dem anderen.“
    Die Wahrheit war: Ich traute mir eine Konfrontation mit beiden Männern gleichzeitig nicht zu. Erst musste ich Bertrand weich kochen. Sollte er ruhig seine Macho-Nummer abziehen und sich dabei ohne konkretes Ergebnis verfransen. Erst dann kam Stamm als kluger und rettender Engel ins Spiel. Es war genau die Rolle, die er liebte, und die Bertrand letztlich akzeptierte.
    „Und mein Vater? Was ist mit ihm?“
    „Wir könnten ihm Timothy Butler als Lösung verkaufen. Gefällt mir zwar nicht besonders, aber Stamm wird es wahrscheinlich selber vorschlagen, wie ich ihn kenne.“
    Rena schien ein wenig beruhigter zu sein. Sie suchte meine Hand und hielt sie fest. Ich bildete mir ein, sie überzeugt zu haben.
    Doch nur wenig später ließ sie meine Hand los und sagte leise: „Vielleicht sollte ich ihm doch noch eine Chance geben.“
    Genau das hatte ich befürchtet. „Rede dir nichts ein! Denkst du tatsächlich, er ändert dir zuliebe sein Leben?“
    „Sei nicht so bösartig. Du tust ja, als ob ich an allem Schuld hätte.“
    Wenn ich bösartig war, was war Bertrand dann? Es missfiel mir zunehmend, mich im selben Goldsatin zu räkeln wie er. Aber bevor ich meinem Unmut Luft machen konnte, tastete Rena erneut nach meiner Hand und suchte entschlossen meine Nähe.
Kapitel 30
    Das Erste, was ich im Halbschlaf vernahm, war Motorengeräusch.
    Ich dachte sofort an den Hubschrauber. Doch nur wenige Sekunden später war mir klar: Es waren Automotoren.
    Rena schlief fest. Behutsam schlüpfte ich unter dem Moskitonetz hervor, schlich vom Bett zu einem der Fenster an der Frontseite des Hauses und schob vorsichtig den Vorhang auf.
    Zunächst nahm ich nichts außer dem Morgenrot wahr, das blutig am Himmel stand. Dann konnte ich im Frühnebel, der schwer über der hügeligen Landschaft hing, eine lange Bahn aus aufgewirbeltem Staub erkennen. Und schließlich war auch der Konvoi auszumachen, der langsam auf die Farm zuhielt. Er bestand aus fünf Limousinen und drei kleineren Lastern, die wie Auslieferungswagen einer Kurierfirma aussahen. Die Motorengeräusche wurden stetig lauter. Die Fahrzeuge hielten auf das Hauptgebäude zu, wurden langsamer und fuhren hinter das Haus. Zum dumpfen Schlagen der ersten Wagentüren huschte ich zur anderen Schlafzimmerseite und warf einen vorsichtigen Blick in den Hof.
    Zu meiner Überraschung sah ich Stan Wishbone. Er stand neben dem Brunnen und wartete geduldig, bis auch seine zahlreichen Begleiter ausgestiegen waren. Er trug eine hüftlange Jacke aus speckigem Leder, die einmal gelbbraun gewesen sein mochte, dazu ausgewaschene Jeans und Schnürstiefel mit dicker Profilsohle. Die sportliche Aufmachung

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