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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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undercover weiter für die Sache.
    Eine der Frauen aus der fahrenden Kombüse brachte uns dampfenden Kaffee. Alles im kleinen Kampfgeschirr aus Metall. Der Duft des Gebräus war verführerisch. Sie schenkte uns ein und zog sich wieder zurück.
    „Wenn Sie also im Einklang mit Ihrer Regierung handeln, Stan - und wenn das, was ich mir bislang zusammenreimen kann, richtig ist, Sie Bertrand also im Fadenkreuz haben -warum haben Sie ihn dann als international gesuchten Geiselnehmer und Lösegelderpresser nicht schon längst hochgehen lassen?“
    „Wir haben etwas für uns sehr viel Wichtigeres im Auge!“ Er sah Rena an. „Entschuldigen Sie bitte, wenn ich es auf diese
    Weise formuliere. Ich will gar nicht herunterspielen, was man Ihnen angetan hat - aber wenn es einen Interessenkonflikt zwischen einem südafrikanischen und einem deutschen Fall gibt, müssen wir den deutschen leider zurückstellen.“
    Rena nahm Wishbones Erklärung kommentarlos zur Kenntnis und trank einen Schluck Kaffee. Aus der Scheune waren seit geraumer Zeit gedämpfte Stimmen und Geräusche behutsamer Erdarbeiten zu vernehmen.
    „Sagen Sie, Stan“, hakte ich nach. „Wenn die Geiselnahme wirklich nur zweitrangig war, warum hat Timothy Butler dann überhaupt sterben müssen? Womit hat er tatsächlich Druck auf Bertrand ausgeübt? Welche Drohung war derart wirkungsvoll, dass Butler getötet wurde, bevor er sie wahr machen konnte?“ „Er hat sie wahr gemacht.“
    Ich wartete, bis Wishbone mehr zur Lösung des Rätsels anbot.
    „Sonst wären wir heute nicht hier. Bertrand ist sich zwar noch nicht über seinen Fehler im Klaren, aber er hat Tim zu spät ausgeschaltet. Und ich.“, Wishbone strich sich bedächtig über die grau melierten Barthaare, „.ich habe Timothy nur einen Moment aus den Augen gelassen, und.“ Er riss sich zusammen. „Man darf Bertrand eben nie unterschätzen.“
    „Was hatte Butler gegen Bertrand in der Hand? Es wollte mir nie ganz einleuchten, es ginge dabei um die Sache in Hamburg. Hätte er ihn deswegen angeschwärzt, hätte er sich als Komplize mit ans Messer geliefert. Gut, er hat mir gegenüber damit kokettiert, lieber in Deutschland ins Gefängnis zu wandern, als hier zu Lande umgebracht zu werden - aber Sinn hat das für mich nicht gemacht.“
    Wishbone schnüffelte an seinem Kaffee. „Die Lösung liegt hier, in der Republik Südafrika, so, wie sie leider einmal war und so, wie sie inzwischen glücklicherweise geworden ist.“ „Und wie lautet diese Lösung?“
    „Bertrand hat es zum gegebenen Zeitpunkt versäumt, einen Antrag auf Amnestie zu stellen und vor der Truth and Reconciliation Commission auszusagen, um für seine Untaten gerade zu stehen.“
    „Welche Untaten?“ fiel Rena ihm ins Wort.
    „Systematische Verstöße gegen die Menschenrechte und politische Morde. Trotzdem: Hätte er sich rechtzeitig um eine Begnadigung durch die Kommission bemüht, wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit straffrei ausgegangen -vorausgesetzt, seine Taten wären vom zuständigen Komitee als politisch motiviert anerkannt worden, und er hätte alle relevanten Fakten offen gelegt.“
    Wishbones Blick verlor sich für einen Moment in der weiten Ebene vor den Bergen.
    „Wie dem auch sei“, fuhr er fort. „Seine Chancen standen nicht schlecht. Wahrheit und Aussöhnung! So lauteten die Spielregeln der Kommission - auch wenn sie mir persönlich nicht passten. Aber Marius Bertrand hat sich ja schon immer eingebildet, er stehe über den Dingen. Vielleicht hat er auch den Mut nicht gehabt, oder den dazu nötigen Anstand.“
    Er wandte sich Rena zu.
    Sie wich Wishbones forschendem Blick aus, und er schaute mich an.
    „Der Sachverhalt machte Bertrand jedenfalls erpressbar für Timothy Butler. Tim war der einzige Mitwisser aus jenen Tagen, der ihm noch hätte schaden können. Er hätte ihn jederzeit vor ein ordentliches Gericht bringen können. Und was viel wichtiger ist: Tim war bereit dazu! Deshalb war er so wichtig für uns.“
    „Und er war tatsächlich der einzige Zeuge?“
    „Die meisten Gefolterten wollen nicht daran erinnert werden, Sie möchten nicht aussagen, geschweige denn, Anklage erheben. Sie wollen ihre Ruhe haben, anstatt sich noch einmal in aller Öffentlichkeit durch ihr Trauma zu quälen. Die Wenigen, die dazu bereit gewesen wären, hat Bertrand ruhig gestellt. Er hat sie gekauft oder umbringen lassen. Wie Sie wissen, Helm, hat er eine Vorliebe für Unfälle.“
    Hatten auch Jabu und Betty als potenzielle Zeugen

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