Land der guten Hoffnung
Menschenrechte.“
„Sie halten es also so transparent wie möglich.“
„Ich habe darauf bestanden. Das politische Klima schlägt manchmal schneller um, als man denkt, und plötzlich steht man wieder alleine im Regen. Meinungen ändern sich. Leute verlieren ihren Biss. Dinge, die alle gewollt haben, sind plötzlich nicht mehr opportun. Wer weiß schon, was morgen ist? Vor allem Politiker haben die unangenehme Angewohnheit, ihre Haltung zu ändern.“
Seine Stimme wurde mit jedem Satz leiser, und sein Blick war für einen Moment abwesend und leer, als habe ihn große Müdigkeit übermannt. Mit einem Schulterzucken fand er zur alten Selbstsicherheit zurück.
„Ich habe es oft genug erlebt. In diesem Fall passiert mir das nicht noch einmal!“
Ich glaubte ihm jedes Wort. Ein Winzer namens Desmond Mathabane war sein Zeuge. Der Erzbischof wahrscheinlich auch.
„Zu oft ist das Gesetz auf der Seite der Macht“, sagte Wishbone und erhob sich, „und nicht auf der Seite der Wahrheit.“
Noch während er einen Blick auf die Uhr warf, erklang das Scheppern einer Triangel, und eine weibliche Megaphonstimme verkündete: „Breakfast is ready!“
Kapitel 32
Obwohl uns der verheißungsvolle Geruch nach Rührei mit Speck über den Hof lockte, blieb ich mit Wishbone und Rena neben dem Volvo stehen und musterte den Unfallwagen, als könnten mir der kaputte Scheinwerfer, die demolierte Stoßstange und die verbeulte Motorhaube beim zweiten Hinsehen Aufschluss über den Zusammenstoß geben.
Jemand hatte mit dem Finger REST IN PEACE in die dicke Staubschicht über dem Lack geschrieben. Ob dieser letzte Gruß dem alten Jabu galt oder den Opfern, die auf der Farm ungebracht worden waren, blieb offen.
„Ist das der Wagen, der Jabu erwischt hat?“ fragte ich Wishbone.
„Richtig.“
„Mord oder Unfall?“
„Mord!“
„Noch ein Verbrechen, bei dem die Suche nach dem Verantwortlichen vorerst zurückgestellt wurde?“ Auch Bettys Schicksal ging mir durch den Kopf.
„Ich habe Ihnen bereits erklärt, warum. Es wird nicht ungesühnt bleiben.“
Als wir weitergehen wollten, zögerte Rena. „Ich glaube, ich esse doch nur etwas Obst.“ Sie ließ uns stehen und ging rasch ins Haus.
Wishbone sah ihr nach. „Sie weiß wohl nicht mehr so genau, was und wem sie glauben soll.“
„Ich kümmere mich um sie.“ Auch ich verspürte plötzlich keinen Hunger mehr. Der Kaffee stand mir sauer im Magen. Mit einer fahrigen Handbewegung kämmte ich mir durchs Haar. „Zähneputzen und eine Dusche wären auch nicht schlecht.“
Mit einer verständnisvollen Geste entließ er mich. „Nehmen Sie sich ruhig Zeit. Unsere Kombüse bleibt für sie offen.“
Als ich ins Haus kam, stand Rena in der Küche und weinte. Ich ging zu ihr und nahm sie in den Arm.
„Wo ist der verdammte Beutel mit unserem Proviant geblieben?“ schluchzte sie.
Wenigstens bei der Verpflegung unabhängig zu bleiben, schien ihr unter den gegebenen Umständen sehr wichtig zu sein. Es waren die kleinen Dinge, die Rena in Krisenzeiten aus der Bahn warfen. Ein leerer Tank. Ein unauffindbares Butterbrot. Ich sah mich erfolglos in der Küche um, bevor ich zum Eisschrank ging und die Tüte im Kühlfach fand. Ich packte Sandwichs, Obst und Schokolade aus.
„Wir haben es mit ordentlichen Menschen zu tun. Sie servieren einem frühmorgens frischen Kaffee und räumen heimlich hinter einem auf.“
Rena hatte keinen Sinn für meinen Humor. „Ich wollte, sie wären nie hier aufgetaucht.“ Sie biss in ein Sandwich, kaute und schlang, biss erneut zu und aß vehement weiter.
Es war ein Akt der Vernichtung und Befreiung. Wenigstens das konnte sie im Augenblick aus eigener Kraft erledigen und wegschaffen. Ich sah ihr dabei zu, war insgeheim froh darüber, dass sie Wishbones Worte ertragen hatte, ohne sein Gesicht mit ihren Fingernägeln zu bearbeiten oder ihm ein Ohr abzubeißen.
„Ich komme schon alleine zurecht“, sagte sie barsch. „Du kannst ruhig das Frühstücksbuffet nehmen!“
Ihr Trotz überraschte mich. War ich jetzt an allem Schuld?
Doch wahrscheinlich ging es ihr nur schlecht, und sie versuchte krampfhaft mit sich ins Reine zu kommen, ohne dabei allzu hilfsbedürftig zu erscheinen.
„Wie du willst“, lenkte ich ein und begab mich auf den Weg unter die Dusche, um mir den ganzen Dreck einfach abzuwaschen.
Der Fußboden der Scheune bestand aus fest gewalzter Erde, die trocken und hart wie Terrakotta war. Das Team kam nur langsam voran, und kurz nach dem
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