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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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mich ganz auf ihr Orientierungsvermögen verlassen. In besseren Tagen musste die Piste einmal ganz asphaltiert gewesen sein, aber mittlerweile waren die geteerten Reststücke mit ihren tiefen Schlaglöchern schlechter zu befahren als die fest gewalzte Mischung aus rotem Laterit und schwarzem Splitt. Eine Gruppe Touristen auf Mountainbikes kam uns entgegen.
    Langsam ging es weiter durch Wald und Wiesen. Die Sonne stand schon tief. Die Luft roch würzig. Frischer Nadelholzduft mischte sich mit einer von Jod und Salz geschwängerten Meeresbrise. Schmetterlinge taumelten über den schattigen Weg, und auf einer Koppel grasten Pferde. Alles in allem ein stressfreies Stückchen Erde, auf dem sich Marius Bertrand niedergelassen hatte.
    „Da vorne müssen wir noch mal nach rechts.“
    Der Weg gabelte sich - diesmal mit Wegweiser.
    YELLOWWOOD PRIVATE RESERVE 2 km
    Nach der Gabelung war die einspurige Piste besser in Schuss. Alle Schlaglöcher waren ausgebessert, und nach etwa einem Kilometer begann eine völlig intakte Asphaltdecke. Ein Kleinbus kam uns entgegen. Ich wich an einer passenden Stelle aus. Der Fahrer bedankte sich mit einem kurzen Hupen.
    Während er vorbeizog, konnte ich den Schriftzug, der die Längsseite des Fahrzeuges zierte, lesen.
    WILDEBEEST CATERING
    „Sieht aus, als ob man eine Begrüßungsparty für dich schmeißt.“ Ich nahm wieder Fahrt auf.
    „Sehr witzig.“
    Der Wald wurde lichter und gab den Blick auf einen hohen Sicherheitszaun frei, der sich durchs Gelände zog. Ein Wachmann im Safari-Outfit ging Streife und sprach in ein Walkie-Talkie. Ein Schäferhund begleitete ihn auf seiner Patrouille. Der Schlagbaum, der einige hundert Meter weiter die Piste sperrte, fügte sich mit seiner Rinde gut in die Natur ein. Ganz wie die kleine Blockhütte, die als Wachhäuschen diente. Auch die geschnitzte Begrüßungstafel passte dazu.
    WELCOME TO YELLOWWOOD PRIVATE RESERVE!
    YOU ARE SAVE HERE!
    Langsam fuhr ich bis zur Barriere und hielt an.
    Der Posten, der aus dem Blockhaus kam, war nicht der größte. Er trug ebenfalls Safari-Khaki und hatte keine Mühe, Rena und mich zu identifizieren.
    Es war der Buschmann.
    „Willkommen zu Hause“, sagte er lächelnd zu Rena. „Wir haben Sie erwartet, Madame.“
    Madame!
    Doch auch bei bösester Absicht konnte ich keine Spur von Zweideutigkeit aus den höflichen Worten des zierlichen Mannes heraushören. In Bertrands Refugium herrschten schlicht und einfach nur Manieren. Und so ließ der Buschmann auch mich an seinem Lächeln teilhaben.
    „Es freut mich, Sie wieder gesund zu sehen, Sir!“
    Auch das kam bei mir ohne jede Spur von Ironie oder Sarkasmus an, und ich sagte: „Danke.“ Ich brachte es kaum heraus - als sei meine Zunge noch dick geschwollen.
    Er öffnete den Schlagbaum und winkte uns durch.
    Ich gab vorsichtig Gas. So weit ich erkennen konnte, war der Mann unbewaffnet. Trotzdem gab ich mich keinen Illusionen hin. So schmal er auch war, er hatte alles drauf, was für seinen Job erforderlich war. Er tötete und beerdigte. Er brach Knochen und heilte sie wieder. Je nachdem wie Bertrands Befehl lautete. Er war Killer und Medizinmann in einer Person - und im Moment gab er den friedlichen Wachmann, der freundlich zu Touristen ist.
    Ein weiterer Kleinbus kam uns entgegen, voll besetzt mit Zivilisten, die offenbar bester Stimmung waren. Diesmal bekam ich Vorfahrt. Der Fahrer machte mir Platz und winkte mich vorbei. Ich hob die Hand zum Dank, und auch bei dieser Gelegenheit konnte ich im Vorbeiziehen einen Schriftzug lesen.
    WHALE ROCK PICTURES
    Ich traute meinen Augen nicht, sah über die Schulter zurück, um ganz sicher zu sein. Was hatte Gunter Gormanns Filmproduktion gerade hier verloren? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, führte die Piste in einer schwungvollen Kurve auf eine Anhöhe, die den Blick über den Indischen Ozean frei gab.
    Ich hielt an, stellte den Motor ab, und wir genossen für den Augenblick das Rauschen der Brandung. Es war laut und doch beruhigend. Hatte sich der Tag im Halbdunkel des Waldes schon so gut wie verabschiedet, so lebte er hier draußen am Wasser noch einmal auf. Grünblaue Wellen mit weißen Gischtkämmen rollten auf einen Strand zu, dessen Sand fast ebenso hell wie der Schaum des Salzwassers war. Doch nicht nur die Natur bot einen überwältigenden Anblick - auch was der Mensch hineingestellt hatte, war beachtlich.
    In den Dünen lag ein fein verschachtelter Gebäudekomplex. Er bestand aus einem Haupthaus und einem

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