Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Vortritt.
Kapitel 42
    „Wie Sie sehen“, tönte Marius Bertrand, als er uns auf die weitläufige Veranda mit dem großen Pool führte, „Stehe ich nicht einmal unter Hausarrest.“
    Ich musste an Wishbone denken.
    „Die Herrschaften haben mich verhaftet und brav dem Richter vorgeführt. Und der hat mich wieder auf Kaution freigelassen. So einfach ist das. Man muss eben genug Geld und gute Anwälte haben. Unschuldig zu sein reicht nicht.“
    „Wie hoch war das Kopfgeld, das Ihre Anwälte für Sie hinterlegen mussten?“
    „Von mir werden Sie das nicht erfahren, Helm, denn ich bin mehr wert, als die Summe ausdrücken kann. Aber Kopfgeld ist gut! Das gefällt mir!“
    „Keine sonstigen Auflagen?“
    „Sie haben alle meine Pässe kassiert, damit ich mich nicht aus dem Staub mache.“ Er schnaubte verächtlich. „Als ob ich in den letzten Tagen nicht hinreichend klar gemacht hätte, dass ich vor niemandem und nichts weglaufe. Ich bleibe hier, in meinem Land, bis die Sache vom Tisch ist. Ach ja, und alle vierundzwanzig Stunden soll ich mich beim lokalen Polizeiposten melden, damit sie wissen, ob ich noch da bin. Die Jungs wussten aber nicht mal genau, ob das nun in Knysna oder in Plettenberg Bay stattfinden soll. Dabei müssen sie nur den Fernseher einschalten, um mich im Auge zu behalten. Was soll man dazu noch sagen? Das Ganze kommt mir ziemlich irreal vor.“
    Real war hingegen der Braten, der über dem Grill hing. Das Fleisch brutzelte noch nicht lange über der Holzkohle. Noch tropfte kein Fett in die Glut. Der Braten war bleich und wies nur an wenigen Stellen einen Hauch Rosa auf. Es handelte sich um eine Echse. Kopf und Tatzen waren nicht gehäutet und ermöglichten die exakte Identifizierung. Es war ein Krokodil.
    „Unser Abendessen“, sagte Bertrand, nachdem er unsere skeptischen Mienen bemerkt hatte. „Das dauert aber noch eine ganze Weile. Es ist gar nicht leicht, so ein Biest a point zu grillen. Aber wenn es gelingt, ist es eine Delikatesse - und eine Eiweißbombe erster Güte.“ Er lachte zufrieden.
    Rena hatte bereits beim ersten Anblick des Reptils meinen Koffer neben mir abgestellt und sich mit gerümpfter Nase in die Küche verzogen, um sich mit Hilfe der Bantuköchin alternative Verpflegungsmöglichkeiten zu erschließen. Dave, der dunkelhäutige Athlet, mit dem ich bereits am Ufer des Stausees nähere Bekanntschaft gemacht hatte, betreute den Grill. Er trug zur Abwechslung keine Gummistiefel, sondern bequeme Basketballtreter, und anstatt einer Pumpgun hielt er einen Schürhaken in der Hand, mit dem er gelangweilt in der Glut herumbohrte. Er tat es dem Buschmann gleich und lächelte mich freundlich an, als sei nichts gewesen.
    Bertrand nahm dem Mann das Eisen aus der Hand und betätigte sich selbst als Grillmeister. „Ein anständiges Braai -oder Barbecue, wie Sie es wohl nennen würden, Helm - ist für einen echten Afrikaander ein nahezu heiliges Ritual.“ Er sah Gormann an. „Nicht wahr, Gunter? Dir altem Germanen ist das doch auch schon in Fleisch und Blut übergegangen.“
    „Fleisch und Blut ist gut.“ Gormann wagte es nicht zu widersprechen und legte vorsichtshalber noch etwas drauf. „In Mengen! Und Bier gehört natürlich auch dazu!“ Er wandte sich hastig an mich, als müsse er sich unverzüglich für seine Worte entschuldigen. „Das ist hier zu Lande nun mal Kult.“
    „Ich gebe zu“, sagte Bertrand zu mir, „das mit dem Kult gilt vor allem für die Buren. Womöglich isst ein Großteil von uns auch deshalb so besonders gerne weißes Fleisch.“ Versonnen starrte er auf die bleiche Echse. „In Zeiten wie diesen ist das wie eine Frischzellentherapie.“ Er stieß die Eisenstange tief in die Glut, ließ sie stecken und rieb sich die Hände. „Und zwar für den Geist und für den Körper!“
    Gormann überspielte seine Verlegenheit mit einem Räuspern und starrte auf das Wasser im Schwimmbecken.
    „Nur keine Angst, Gunter“, Bertrand schlug ihm mit der flachen Hand auf den Rücken. „Ich fange nicht wieder damit an.“
    Beide waren groß gewachsene Männer. Doch neben Bertrand schien Gormann zu schrumpfen.
    Bertrand wandte sich an mich. „Gunter und ich hatten so manche Unterhaltung über die Wende - hier in Südafrika und in Deutschland - und über die Folgen. Wussten Sie, dass das Südafrika der Buren so sehr ein Vaderland war, wie Deutschland ein Vaterland war und ist?“
    „Das war mir so nicht klar.“
    „Während des Zweiten Weltkriegs entschieden sich die

Weitere Kostenlose Bücher