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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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und strahlend war, dass er nicht das Geringste sehen konnte. Er vernahm einen dumpfen Laut, mit dem sich das steinerne Tor wieder schloss, dann wurde das gleißende Licht zu einem matten Glanz, und staunend blickte sich Alphart um.
    Er befand sich in einer Höhle, von der unzählige Stollen abgingen. Dicke Tropfsteine wuchsen von der hohen Decke, die an einigen Stellen bis zum Boden reichten. In der Mitte der Höhle befand sich ein kleiner See, dessen Oberfläche so ruhig und unbewegt war, als bestünde er aus Glas. Yvolar und Alphart gingen auf den See zu und blieben davor stehen. Das Wasser war türkisblau und kristallklar, sodass man in ungeahnte Tiefen blicken konnte. Von dort unten her drang jenes mattblaue Leuchten, das die Höhle erhellte.
    Am gegenüberliegenden Ufer des kleinen Sees stand, in unwirklichen Schein getaucht, ein Zwerg.
    Seine Kleidung war aus dunkelrotem Samt, seine Stiefel hatten goldene Schnallen, und sein Umhang, der bis zum Boden reichte, war mit funkelnden Edelsteinen besetzt, ebenso die Pelzmütze auf seinem Kopf. Das Gesicht des Zwergs war kaum auszumachen, denn es wurde nahezu vollständig von einem mächtigen schlohweißen Bart bedeckt, der fast bis zum Boden reichte.
    »Dies«, sprach Yvolar aus, was Alphart bereits vermutete, »ist Alwys, König der Zwerge und Herr von Glondwarac.«
    »Hm«, machte der Wildfänger nur.
    Erst da fiel ihm auf, dass der Zwergenkönig, der trotz seiner geringen Körpergröße Autorität und Würde ausstrahlte, die Augen geschlossen hatte. Dennoch schien er die beiden Besucher zu sehen. »Seid mir gegrüßt, Freunde«, sagte er, während er sich in Bewegung setzte und um den kleinen See herumging, auf die beiden Besucher zu, ohne jedoch die Augen zu öffnen. Dennoch setzte er seine Schritte derart sicher, als würde er seine Umgebung genauestens wahrnehmen und jede Unebenheit des Bodens erkennen. »Ist unser Gast aus dem Reich der Ungläubigen also endlich erwacht?«
    »Das ist er, Majestät«, antwortete Yvolar.
    »Und er ist wie du gekommen, um Erleuchtung zu suchen?«, fragte der Zwergenkönig, der mit geschlossenen Augen vor dem Druiden und dem Wildfänger stehen blieb.
    Yvolar streifte Alphart mit einem Seitenblick. »Ich hoffe es, Majestät. Denn an Mut und Entschlossenheit fehlt es ihm nicht, und auch an Verbitterung besteht kein Mangel. Erleuchtung indessen ist es, die er am meisten braucht.«
    Alphart machte ein verdrießliches Gesicht. Er mochte es nicht, wenn so geschwollen geredet wurde – die Art der Wildfänger war das nicht. Ein Mann der Berge war einfach gestrickt und sagte unverblümt, was er dachte. Ansonsten machte er keine großen Worte, sondern handelte. Bei den Gnomen hingegen schien das genau umgekehrt zu sein…
    Unvermittelt öffnete Alwys die Augen, und der Blick des Zwergenkönigs ließ Alphart erschaudern, denn er hatte das Gefühl, als würde ihn der kleine Bursche innerhalb eines Herzschlags bis in den letzten Winkel seiner Seele durchschauen.
    »So«, sagte Alwys, »du bist also der, den sie Alphart nennen, Jägersmann von Beruf.«
    »So ist es.«
    »Und du bist ein Freund von Yvolar?«
    »So würde ich es nicht gerade nennen«, murrte Alphart.
    »Er hat dir das Leben gerettet, oder nicht?«
    »Dafür schulde ich ihm Dank. Aber es macht mich nicht zwangsläufig zu seinem Freund.«
    »Du bist störrisch«, stellte Alwys fest. »Störrisch wie ein Esel.«
    »Er ist ein Allagáiner«, sagte Yvolar, als würde das alles erklären.
    »In der Tat. Der Stolz des Bergvolks spricht aus dir. Aber hüte dich, Alphart. Denn Stolz und Dummheit wachsen auf einem Holz, wie es bei uns heißt.« Zwischen dem wuchernden Barthaar des Königs zeigte sich ein spitzbübisches Lächeln.
    »Wollt Ihr mich beleidigen?«, begehrte Alphart auf.
    »Keineswegs. Als ich jung war, war ich genau wie du, mein unbedarfter Freund. Stolz und unbeugsam und voller Zorn auf alles und jeden. Aber dein Bruder, Wildfänger, wird nicht dadurch wieder lebendig, dass du dich selbst zugrunde richtest. Je eher du dies einsiehst, desto besser, denn wir leben in Zeiten, in denen dein Mut und deine Tapferkeit dringender gebraucht werden als deine Trauer und dein Selbstmitleid.«
    »Herr König«, sagte Alphart unwillig, »ich bin zu Gast in Eurem Haus und dankbar für jede Wohltat, die Ihr mir erwiesen habt. Aber das gibt Euch weder das Recht, über mich zu urteilen, noch Reden über meinen Bruder zu führen, den Ihr nie kennen gelernt habt.«
    »Ich führe keine Reden

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