Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond
ist Fyrnack der Mächtige!«, antwortete der Druide.
Kaum hatte er den Namen ausgesprochen, geisterte er wie ein Echo über die Ränge und wurde allenthalben respektvoll geflüstert.
»Fyrnack ist eine Legende!«, rief Ildrys. »Seit mehreren Menschenaltern wurde er nicht mehr gesehen. Und selbst wenn er noch am Leben wäre, so würde er uns wohl kaum zur Hilfe kommen. Denn es ist kein Geheimnis, dass Drachen nichts übrig haben für Menschen. Und für uns Zwerge erst gar nichts.«
Yvolar nickte. »Der Streit um die Schätze aus den Tiefen der Berge hat Drachen und Zwerge vor langer Zeit entzweit. Dennoch haben sie sich einst verbündet, um gegen einen gemeinsamen Feind zu ziehen. Und vergesst nicht, dass es weder ein Mensch noch ein Zwerg ist, der den Drachen um Hilfe bitten wird, sondern ein Erbe von Vanis’ Stamm. Ihm wird er sie nicht verwehren.«
»Schön und gut, Druide, aber weshalb erzählt Ihr uns das alles? Wenn es stimmt, was Ihr sagt, warum verlasst Ihr Glondwarac dann nicht einfach mit dem Jungen, damit er seine Aufgabe erfüllen und uns alle retten kann? Mir will scheinen, unsere Stadt schwebt seinetwegen in großer Gefahr.«
»Gern würde ich dies verneinen, aber ich fürchte, Ihr habt nur zu recht, Rat Ildrys«, gestand Yvolar ein. »Solange Muortis in Urgulroths dunklen Tiefen schlief, bestand keine Bedrohung für Glondwarac – seit er jedoch erwacht ist, wächst mit jeder Stunde, die verstreicht, die Gefahr, dass der Herr des Eises erfährt, welch für ihn gefährlichen Gast diese Hallen beherbergen.«
»Worauf wartet Ihr dann noch?«, schrie Ildrys. »Nehmt den Wechselbalg und bringt ihn an einen anderen Ort, ehe Ihr Tod und Vernichtung über uns alle bringt!«
Beifälliges Gemurmel auf den Rängen, hier und dort wurde auch mit gepanzerten Fäusten auf Stein geklopft, was unter Zwergen als Zeichen der Zustimmung galt.
»All die Jahre hat das tapfere Volk von Glondwarac den Jungen beschützt, wofür die Welt euch zu Dank verpflichtet ist«, sagte Yvolar mit lauter Stimme. »Aber ich fürchte, die Rolle, welche die Geschichte den Zwergen zugedacht hat, ist damit noch nicht erfüllt. Eine bewaffnete Expedition soll ausgerüstet werden, die Dochandar auf seiner Mission begleitet und ihn beschützt, wenn er sich zum Feuerdrachen begibt, um das Bündnis zu erneuern, das einst geschmiedet wurde.«
»Eine Expedition?«, wiederholte Ildrys. »Zwerge sollen die schützenden Mauern Glondwaracs verlassen und damit ihre magische Sphäre? Wozu? Wenn dieser Knabe dort tatsächlich ein Erbe Dánaons ist, wird er auf sich selbst aufpassen können, oder nicht?«
»Unabhängig davon, wessen Blut in seinen Adern fließt, ist er dennoch ein Junge und braucht unsere Hilfe«, entgegnete Yvolar und warf einen Blick in die Runde. »Dies ist die Bitte, die ich an das Volk der Zwerge richte. Unterstützt den jungen Dochandar bei seinem Auftrag und lasst uns Verbündete sein im Kampf gegen das Böse, so wie vor langer Zeit!«
Schweigen kehrte ringsum ein, und aller Augen richteten sich auf König Alwys. Jeder im Hort der Kristalle war gespannt darauf, was der Herrscher von Glondwarac auf die Bitte des Druiden erwidern würde. Jedoch ergriff Rat Ildrys erneut das Wort, noch ehe Alwys seine Entscheidung kundtun konnte.
»Bürger von Glondwarac!«, rief er entrüstet. »Ein Fremder kommt her und fordert uns auf, dass wir Opfer bringen für die Welt dort draußen, mit der wir nichts mehr zu schaffen haben, seit wir uns in diese Mauern zurückgezogen haben. Noch dazu einer, der unser Vertrauen missbrauchte, indem er uns über die Gefahr im Unklaren ließ, die in Gestalt dieses Jungen unter uns lebte. Wir Zwerge sind nicht erpicht auf einen neuen Krieg. Warum auch? Er hat unserem Volk nichts als Leid gebracht und uns große Opfer abverlangt. Daher haben wir beschlossen, uns fortan nur noch um unsere eigenen Belange zu kümmern. Ist es nicht so?«
Erneut erhob sich zustimmendes Gemurmel auf den Rängen, und auch einige Zwerge des Rats nickten.
»Ich weiß sehr wohl um die Opfer, die das Volk von Glondwarac dereinst gebracht hat«, versicherte Yvolar. »Aber vor diesem Feind gibt es kein Verstecken, auch nicht an dieser magischen Stätte. Er lässt es nicht zu, dass man sich heraushält. Man ist für ihn oder gegen ihn, eine andere Wahl lässt er auch dem Volk der Zwerge nicht. Die Welt verändert sich, meine Freunde, und die Veränderung wird auch vor diesen Mauern nicht Halt machen. Zudem tragt auch ihr
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