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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Verantwortung für die Welt dort draußen, die ebenfalls die eure ist.«
    »Du wirfst uns mangelnde Verantwortung vor?«, rief Ildrys aufgebracht. »Ausgerechnet uns, die wir im Krieg mehr Gefallene zählten als irgend sonst ein Volk?«
    »Keineswegs!«, hielt Yvolar dagegen, und allmählich packte ihn die Wut. »Das Volk von Glondwarac hat stets gewusst, was es der Welt schuldig ist – denn der Reichtum in diesen Hallen wurde zu einem hohen Preis erkauft!«
    Aufgeregte Rufe wurden laut, und nun war es nicht nur mehr Ildrys, der Einspruch erhob. Die Zwerge in ihrer Gier nach Schätzen waren es gewesen, die einst in den Tiefen das Böse geweckt hatten. Es war kein besonders diplomatischer Zug gewesen, sie mit so harschen Worten darauf hinzuweisen, aber der starrsinnige Widerwillen Ildrys’ hatte Yvolar bis aufs Äußerste erzürnt. In seinen Augen glomm eine wilde Wut, sein Gesicht war hart geworden, und er umklammerte den Eschenstab mit der Rechten so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    Es war das erste Mal, dass Alphart und Leffel ihn so erlebten, und obwohl der Wildfänger in politischen Fragen alles andere als bewandert war, wusste er, dass etwas unternommen werden musste, um die Situation zu retten. Wie eine Flutwelle griff die Empörung im Rat und auf den Rängen um sich und drohte jede Vernunft zu ertränken. Selbst König Alwys versuchte vergeblich, sich Gehör zu verschaffen.
    Ehe er selbst recht begriff, was er eigentlich tat, trat Alphart vor und rief: »Bürger von Glondwarac, hört mich an!«
    Es war weniger die Stimme des Wildfängers als vielmehr seine eindrucksvolle Statur, die bewirkte, dass sich aller Blicke auf ihn richteten, denn an Körpergröße überragte Alphart selbst den Druiden. Zudem war es noch nie vorgekommen, dass ein Mensch im Kristallhort das Wort ergriff. Trotz ihrer Empörung waren die meisten Zwerge neugierig zu erfahren, was der Fremde aus Allagáin ihnen zu sagen hatte, und so verstummten sie. Selbst Yvolar und Alwys blickten den Wildfänger erwartungsvoll an.
    »Ihr kennt mich nicht, und ich kenne euch nicht«, sagte Alphart in gewohnter Offenheit. »Wäre dieser Mann nicht« – er deutete auf Yvolar – »hätten wir uns wohl niemals kennen gelernt, und vermutlich hätte keiner von uns das als großen Verlust empfunden. Aber das Schicksal hat es nun mal anders gewollt. Ja, das Schicksal – oder was auch immer. Jedenfalls bin ich hier. Ich bin hier, weil ich mich nicht aus meiner Verantwortung stehlen kann. Und ich meine… ja, ich meine, das könnt auch ihr nicht. Noch vor wenigen Wochen war ich ein einfacher Wildfänger, der in den Bergen auf die Jagd ging und nichts ahnte von der Gefahr, die unsere Welt bedroht. Dann jedoch änderte sich alles. Erle töteten meinen Bruder und zerstörten mein Heim, und Hilfe suchend klopfte ich an die Pforte Iónadors. Aber die Herren der Goldenen Stadt wollen nichts wissen von der nahenden Gefahr und ziehen es vor, sich selbst zu betrügen und zu belügen und die Augen zu verschließen vor der Wahrheit, bis es zu spät ist. Denn es sind Dummkopfe, Narren, die sich ihr eigenes Grab schaufeln. Doch dieser Druide dort« – erneut zeigte er mit ausgestrecktem Arm auf Yvolar – »stellte sich an meine Seite. Ja, das tat er. Er tat es, um dem Feind die Stirn zu bieten, der uns alle vernichten will.«
    Alphart schaute in die Runde und blickte in nachdenkliche bärtige Gesichter. »Ob der alte Mann weiß, wovon er spricht, kann ich euch nicht sagen«, fuhr er fort. »Er ist ein Zauberer, und als einfacher Mann halte ich nichts von Zauberei und Magie. Dennoch vertraue ich ihm, denn er und dieser Bursche hier« – diesmal deutete er auf Leffel – »sind die Einzigen, die genug Mut und Verantwortungsgefühl und wohl auch Verstand haben, etwas gegen den Feind und das drohende Unheil unternehmen zu wollen. In den letzten Tagen habe ich Dinge gesehen und erlebt, die ich nicht für möglich gehalten habe. Etwas lauert dort draußen. Etwas Unheimliches. Etwas Böses. Es hat meinen Bruder getötet, und ich habe geschworen, ihn zu rächen. Aus diesem Grund folge ich dem Druiden. Dass ihr ihm ebenfalls folgt, dazu kann ich euch nicht zwingen. Aber wenn dieser Junge dort« – diesmal richtete sich sein ausgestreckter Arm auf Erwyn – »das Zeug dazu hat, Muortis und seine Brut aufzuhalten, dann stelle ich meine Axt und meinen Bogen in seinen Dienst, und meiner Meinung nach solltet ihr so schlau sein, das ebenfalls zu tun. Sonst wird das Böse

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