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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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normaler Junge mit ganz normalen Fähigkeiten zu sein, aber mit dieser Ansicht stand er wohl allein da. Die Zwergenkrieger jedenfalls, die ihn und den Druiden eskortierten und deren Kettenhemden bei jedem ihrer Schritte klirrten, schienen überzeugt, dass er der Auserwählte war, denn ihre Blicke, die ihn hin und wieder streiften, verrieten unverhohlene Ehrfurcht und Respekt.
    Sie erreichten den Gang zum Kristallhort. Das Stimmengewirr schwoll an, und Erwyn wäre am liebsten umgekehrt. Yvolar bemerkte seine Unruhe und blieb noch einmal stehen, um sich dem Jungen zuzuwenden. Auch die Eskorte der Zwerge hielt an.
    »Bereit?«, fragte der Druide.
    Erwyn zuckte unsicher mit den Schultern. »Was erwartet mich, wenn ich dort hineingehe?«
    »Im Kristallhord selbst nichts, aber in naher Zukunft Ungewissheit und Gefahr«, gab der Druide zur Antwort, »doch auch neue Freunde und Gefährten. Und wenn deine Mission erfolgreich sein sollte – unsterblicher Ruhm.«
    Erwyn blickte verlegen zu Boden. »Noch vor ein paar Tagen habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als Glondwarac zu verlassen, um in der Welt dort draußen große Taten zu vollbringen. Und jetzt…«
    »… würdest du am liebsten hier bleiben«, vervollständigte Yvolar wissend.
    Erwyn blickte auf. »Woher wisst Ihr…?«
    »Ein Narr wärst du, wenn es anders wäre«, sagte Yvolar zu Erwyns Verblüffung. »Ein wahrer Held sehnt sich nicht nach der Gefahr, und nur widerwillig nimmt er sie auf sich, wenn er muss. In deinen Adern, mein Junge, fließt vornehmes Blut. Danaóns Erbe – du magst es glauben oder nicht – ist in dir, und darum bist du derjenige, der die Mission zum Erfolg führen kann. Der Umhang, den du trägst, soll dich immer daran erinnern.«
    Tatsächlich trug Erwyn einen wunderschönen Umhang von sattem Grün, dessen Borte mit goldenen Runenzeichen bestickt war. Nie hatte Erwyn ein vollkommeneres Gewebe gesehen; weder war es grob wie Wolle noch steif wie Leinen, sondern weich und geschmeidig, dabei aber offenbar von großer Festigkeit.
    Alwys, der König der Zwerge persönlich, hatte es Erwyn überreicht. »Dies ist der Umhang des Sylfenkönigs«, hatte er mit feierlicher Stimme erklärt, als er Erwyn an diesem Morgen in dessen Kammer aufgesucht hatte. »Danaón legte ihn ab, ehe er in die Schlacht auf dem Korin Nifol ritt. Damals bat er Yvolar den Druiden, ihn aufzuheben, bis ein würdiger Nachfolger gefunden sei, und Yvolar brachte ihn nach Glondwarac. Ein würdiger Nachfolger bist du, Dochandar – und dieser Umfang gehört nun dir.«
    Und damit hatte Alwys dem Jungen, der vor ihm niedergekniet war, den Umhang um die Schultern gelegt und ihn mit einer goldenen Fibel geschlossen.
    Nun stand der Junge vor Yvolar dem Druiden und blickte an sich herab. Der Umhang umgab ihn wie eine schützende zweite Haut und verlieh ihm das Gefühl, größer und bedeutsamer zu sein. Der Gedanke, dass einst der König der Sylfen diesen Umhang getragen hatte, erfüllte ihn mit großem Stolz. Er atmete tief durch und straffte sich.
    »Besser?«, fragte Yvolar lächelnd.
    »Ich… ich denke schon.«
    »Dann lass uns gehen, Sohn. Die Zeit drängt.«
    Erwyn nickte, und gemeinsam betraten der Druide und sein Schützling die große Halle.
    Dass im Hort der Kristalle Zusammenkünfte abgehalten wurden, war nichts Ungewöhnliches, aber erstmals seit langer Zeit war wieder eine Vollversammlung einberufen worden, zu der alle Einwohner Glondwaracs gekommen waren. Entsprechend voll war selbst das riesige Gewölbe mit den hohen Fenstern. Nicht nur rings um den Zwergenthron herrschte dichtes Gedränge, sondern auch auf den Rängen und Baikonen, die zwergische Steinmetzkunst aus dem Fels geschlagen hatte. Jeder Zwerg in Glondwarac hatte erfahren, dass große Ereignisse bevorstanden, und alle wollten dabei sein, ob Mann, Frau oder Kind, wenn sie ihren Anfang nahmen.
    Erwyn konnte die Spannung, die in der Luft lag, deutlich spüren. Das allgegenwärtige Tuscheln und Flüstern, das Murmeln und Wispern erinnerte den Jungen an einen Bienenstock. Als der Druide und er jedoch in die Mitte des Ratsaales traten, verstummten die Stimmen schlagartig.
    Erwyn spürte sein Herz bis in den Hals schlagen. Yvolar, dem die Unruhe des Jungen nicht verborgen blieb, legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und führte ihn vor den Zwergenthron, auf dem König Alwys saß, die mit Edelsteinen besetzte Krone Glondwaracs auf der Stirn.
    Bei ihm standen die Ältesten des Reiches – ehrwürdige Zwerge

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