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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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atmete auf und ließ den Stab sinken. Alphart hingegen behielt den Pfeil an der Sehne, und Urys hatte weiterhin die Axt erhoben.
    Walkar wechselte erneut die Gestalt – und wenige Augenblicke später stand wieder jener fellbekleidete schwarzhaarige Hüne vor ihnen, der den Gefährten den Weg über die Brücke hatte verwehren wollen. Seine Züge wirkten weiterhin finster, aber weniger feindselig, und der Rubin vor seiner Brust leuchtete immer noch.
    »Dieser Stein«, erklärte er mit jener tiefen, rauen Stimme, die in der Lage schien, die umliegenden Berge erbeben zu lassen, »wurde meinem Urahn anvertraut und von Generation zu Generation weitergegeben. Unzählige Bärengänger haben ihn vor mir getragen.«
    »Aber nur dir ist es bestimmt, ihn wieder im Licht der Söhne Vanis’ erstrahlen zu sehen«, erwiderte Yvolar. »Das Leuchten zeugt von der Kraft, die dem Sylfenblut innewohnt.«
    »Also ist es wahr«, sagte Walkar leise und nickte. »Einst wurde uns prophezeit, das Vanis’ Söhne zurückkehren würden, um den Sterblichen beizustehen.«
    »Beistand können die Menschen fürwahr brauchen«, stimmte der Druide zu, »aber nur einer von Vanis’ Stamm hat die Zeit überdauert.« Er deutete auf Erwyn. »In der Obhut der Zwerge wuchs er auf, vor der Macht des Bösen verborgen.«
    »So haben die gierigen kleinen Leute aus dem Berg ein wenig ihrer Schuld abgetragen«, sagte Walkar, sehr zu Urys’ Verdruss.
    Die Gefährten hatten sich herangewagt und standen nun ebenfalls auf der Brücke, nur einen Steinwurf von dem Bärengänger entfernt, vor dem Erwyn, Leffel und Mux großen Respekt zeigten. Alpharts Ehrfurcht hielt sich in Grenzen. Er hatte von Männern gehört, die im Gebirge lebten und in der Lage waren, die Gestalt von Tieren anzunehmen, dies aber als Geschwätz abgetan. Zu Unrecht, wie sich einmal mehr zeigte.
    »Was soll das, alter Mann?«, fuhr er Yvolar an. »Warum plauderst du vor einem Wildfremden unsere Geheimnisse aus?«
    »Weil er kein Fremder ist«, erklärte der Druide schlicht.
    »Demnach kennst du ihn?«
    »Ich kenne seine Art, und ich weiß, dass sie den Sylfen auf alle Zeit Treue geschworen haben.«
    »Schwüre kann man brechen«, gab der Wildfänger zu bedenken.
    »Kein Schwur, den ein Bärengänger leistete, ist je gebrochen worden«, widersprach Walkar entrüstet. »Wer das Gegenteil behauptet, bekommt meinen gerechten Zorn zu spüren!«
    »Nur immer zu«, knurrte der Jäger, »ich kann es kaum erwarten.«
    »Still, alle beide!«, zischte jemand energisch, und zu aller Überraschung war dieser Jemand nicht Yvolar, sondern Leffel.
    Ein wenig überrascht von seiner eigenen Courage blickte der Gilg von einem der beiden Kontrahenten zum anderen und wurde dabei ganz rot im Gesicht. »Ich… ich meine, ist es denn nicht schon schlimm genug? Die Kälte dringt immer weiter vor, und die Erle sind wahrscheinlich schon unterwegs, um unsere Heimat zu verwüsten. Müsst ihr euch auch noch streiten?«
    »Unser Freund hat recht«, stimmte Yvolar zu. »Wir haben keine Zeit für eitlen Streit. Zu wichtig ist die Mission, auf der wir uns befinden.«
    »Was für eine Mission?«, wollte Walkar wissen.
    »Nach Norden wollen wir, um Hilfe zu holen gegen das Eis.«
    »Fyrnack«, raunte der Bärengänger. »Ihr wollt den Drachen aus seinem Schlaf wecken.«
    »Du kennst ihn?«
    »Ich weiß, wo sich sein Hort befindet. Begegnet bin ich ihm nie. Aber weshalb wollt ihr den Drachen wecken?«
    »Weil dieses Eis nicht natürlichen Ursprungs ist und wir seiner Unterstützung bedürfen in dem Kampf, der uns bevorsteht.«
    »Welcher Kampf?«
    »Muortis hat sich erneut erhoben, Walkar. Seine tödliche Kälte bedroht das Leben wie vor Unzeiten, und sein Heer steht bereit zum Sturm auf die Welt der Menschen.«
    »Ich ahnte es.« Das wettergegerbte Gesicht des Bärengängers verriet keine Regung. »Ich wusste, dass all die Erle in den Bergen nichts Gutes zu bedeuten haben…«
    »Hast du viele von ihnen gesehen?«, wollte Urys wissen.
    »Horden«, antwortete Walkar. »Ich entging ihnen, indem ich die Gestalt des Bären annahm.«
    »Du bist vor ihnen geflohen«, sagte Alphart mit einem grimmigen Grinsen im Gesicht.
    »Zwei Dutzend von ihnen fanden ein blutiges Ende in meinen Pranken«, entgegnete der Bärengänger, »aber ihre Übermacht war zu erdrückend, und ich war klug genug, mich zurückzuziehen. Ein Dummkopf wie du, Wildmörder, wäre jetzt tot.«
    »Ein weiser Entschluss, Walkar«, sagte Yvolar schnell, damit kein erneuter

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