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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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der Fremde einen breiten Gürtel sowie eine Art Talisman – einen Edelstein, der an einer Lederschnur vor der breiten Brust des Hünen hing.
    Bewaffnet schien er nicht zu sein, dennoch hatte Alphart das Gefühl, das er gefährlich war. Yvolar schien diese Einschätzung zu teilen, denn er hob abwehrend seinen Druidenstab.
    »Wer seid Ihr?«, rief er gegen das Tosen des Wildbachs zur anderen Seite hinüber.
    »Ich bin Walkar, der Herr der Klamm!«, drang es mit Donnerstimme zurück. »Und ich lasse keinen diese Brücke passieren, der nicht seinen Zoll entrichtet!«
    »Wir sollen Brückenzoll entrichten?«, fragte Alphart verblüfft und zugleich schon in aufkommender Wut.
    »Ganz recht!«
    »Das schlag dir aus dem Kopf!«, entgegnete der Wildfänger schroff. »Gib den Weg frei, oder du wirst nie wieder von irgendjemandem Brückenzoll oder sonst was verlangen!«
    »Hoho!«, rief der Hüne spöttisch. »Das sind große Worte. Aber ich bezweifle, dass du ihnen große Taten folgen lassen kannst!«
    »Wir sind arglose Wanderer, die auf raschem Weg ins Obertal wollen«, erwiderte Yvolar ein wenig versöhnlicher.
    »So solltet ihr tun, was ich verlange, und euren Zoll entrichten!«
    »Und worin besteht dieser Zoll?«
    Der riesenhafte Kerl zuckte vergnügt mit den Schultern. »Was habt ihr mir zu bieten?«
    »Einen gefiederten Gruß direkt ins Herz, wenn’s beliebt«, knurrte Alphart, den Pfeil schon an der Sehne.
    »Und eine Axt in den Schädel!«, fügte Urys hinzu und stellte sich breitbeinig neben den Wildfänger, die klobige Waffe drohend erhoben.
    »Sieh an!«, höhnte Walkar. »Ein Mensch und ein Zwerg, friedlich vereint. Dergleichen hat man lange nicht gesehen!«
    »Und es wird das Letzte sein, das du auf Erden siehst«, prophezeite Urys angriffslustig, »wenn du uns nicht unseres Weges ziehen lässt!«
    »Du willst mir drohen, Zwerg?«, polterte Walkar. »Hat deinesgleichen nicht schon genug Unheil angerichtet? Wie viele Wälder habt ihr untergraben und wie viele Bäume damit umgebracht? Und wie viele Tiere hast du, Mensch, getötet, um deine Gier nach blutigem Fleisch zu stillen?«
    »Ich bin Jäger, das ist wahr«, hielt Alphart dagegen. »Aber ich habe mir nie mehr genommen, als ich zum Leben brauchte.«
    »Wenn es so ist, bist du die große Ausnahme, und ich bedaure es sehr, dich töten zu müssen«, entgegnete der Hüne. »Doch dein Eigensinn lässt mir keine andere Wahl. Niemand darf sich Walkar widersetzen.«
    Mux der Kobling gesellte sich zu Alphart und Urys und rief über den Abgrund hinweg: »Der Zwerg wird dir den Schädel spalten, lässt du uns nicht einfach walten. Doch vorher dich ein Pfeil wird schmücken, willst du nicht zur Seite rücken. Die beiden hauen dich in kleine Stücke, gibst du nicht endlich frei die Brücke!«
    Dann wandte er sich an Urys und Alphart, der die Sehne des Bogens bereits gespannt hatte, und flüsterte ihnen zu: »Ich sagte dies, weil es sich so trefflich reimt, obwohl mir die Sache anders scheint.«
    Die beiden schauten ihn verwundert an, und der Kobling fügte erklärend hinzu: »Meine Pflicht ist’s, euch zu warnen, daher muss ich euch jetzt mahnen: Der Kerl, der auf der and’ren Seite steht, ist nicht so, wie ihr ihn seht. Gerät er in Wut, packt ihn der Zorn, verändert er oft seine Form. Grässliche Gestalt nimmt der Bursche an und ist noch gefährlicher sodann!«
    »Was redest du da für einen Unsinn!«, zischte Alphart.
    »Es ist kein Unsinn, keine Mär«, verteidigte sich Mux, »der Mann dort drüben ist ein…«
    Das letzte Wort wurde ihm von den Lippen gerissen – von einem markerschütternden Brüllen, das von jenseits der Brücke zu ihnen herüberschallte. Die Gefährten fuhren herum – und rissen entsetzt die Augen auf, als sie sahen, was mit dem Hünen vor sich ging.
    Er verwandelte sich!
    Sein Haar und sein Bart schienen plötzlich zu wachsen und breiteten sich über seinen ganzen Körper aus, um mit dem Fell zu verschmelzen, das er über seinem massigen Leib trug. Das Brüllen, das er dabei ausstieß, schien in der eisigen Luft zu gefrieren. Im nächsten Moment fiel er nach vorn auf alle viere, und auch seine Körperform veränderte sich. Aus Beinen wurden mächtige Hinterläufe, aus Händen schinkengroße, mit gefährlichen Krallen bewehrte Pranken. Die Kreatur streckte sich, und wieder stieß sie ein Brüllen aus. Die menschlichen Züge waren verschwunden, der Hüne war ganz und gar zum wilden Tier geworden.
    »… ein Bär!«, kreischte Mux, wohl einfach

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