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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Streit ausbrach. »Wann ist das gewesen?«
    »Es war vor zwei Tagen.«
    »Dann haben sie inzwischen schon die Grenzen Allagáins erreicht«, folgerte der Druide und schickte Leffel einen düsteren Blick. »Unsere schlimmsten Befürchtungen sind damit bestätigt.«
    »Meister Yvolar, was werden wir jetzt tun?«, fragte der Gilg unsicher.
    »Was wir tun müssen. Unsere Mission fortsetzen und auf jene Mächte vertrauen, die uns einst schon einmal retteten.« Er wandte sich wieder dem Bärengänger zu. »Lässt du uns über die Brücke, Walkar?«
    »Natürlich – und ich werde noch mehr für euch tun.« Die breite Brust des Hünen straffte sich unter dem Bärenfell. »Ich werde euch auf eurer Wanderung begleiten und den Eid erfüllen, den meine Ahnen geleistet haben.«
    »So sei uns herzlich willkommen«, erwiderte der Druide lächelnd. »Es wird beruhigend sein, einen starken Gefährten wie dich in unseren Reihen zu wissen.«
    »Ich werde euch führen«, schlug Walkar vor. »Ich kenne den Weg zum Sturmloch, wo Fyrnacks Höhle liegt.«
    »Wir folgen dir«, versicherte der Druide.
    Alphart brummte unwillig. Er mochte diesen Walkar nicht. Ebenso wenig wie er Zauberer mochte oder Koblinge. Letzterer hatte sich inzwischen wieder herangetraut und bedachte den Bärengänger mit vorsichtigen Blicken.
    »Fein«, sagte Leffel, »dann sind wir jetzt sieben!«
    »Und das ist alles andere als tragisch«, fügte Mux hinzu, »diese Zahl ist nämlich magisch!«
    Alphart, der von der Reimerei des kleinen Kerls die Nase voll hatte, wollte Mux schon über den Mund fahren, als er sich daran erinnerte, dass auch das Reich der Zwerge für gewöhnlich nur alle sieben Jahre in der Welt der Sterblichen erschien. Hatte der Butzemann also vielleicht recht? Er warf Yvolar einen Blick zu und sah den Druiden weise nicken.
    Sie alle verließen die Brücke. Walkar führte sie an. Die meisten der bisherigen Gefährten schienen tatsächlich froh darüber zu sein, dass der Bärengänger sie begleitete. Sogar Urys hatte sein anfängliches Misstrauen abgelegt. Lediglich Alphart hatte noch immer Vorbehalte und grübelte über die seltsame Gesellschaft, in die er, ein bodenständiger Wildgänger, geraten war: ein Dorftrottel, der seine dämliche Mütze nicht mal zum Schlafen ablegte, und ein Druide, der fortwährend von vergangenen Zeiten faselte; dazu ein Wechselbalg, ein launischer Zwerg, ein immerzu reimender Kobling und zu allem Überfluss nun auch noch ein Bärengänger.
    Vielleicht würde er ja seine Meinung über Dorftrottel und Halbwesen ändern müssen…

 
    43
     
     
     
    Den Brief ihrer Herrin in der Tasche ihres Rocks, schlich Calma durch die hohen Gänge des Túrin Mar. Von den Wachen unbemerkt wollte sie in die Eingangshalle gelangen und von dort auf den Turmplatz.
    In den Vormittagsstunden pflegte der fürstliche Mundschenk Händler und Kaufleute zu empfangen. Die Vorratskammern des Turms sollten stets gut gefallt sein, sodass er den Regenten mit immer neuen Spezereien beglücken konnte. Bei dem Gewimmel, das währenddessen in der Eingangshalle herrschte, hoffte die Zofe, den Turm ungesehen verlassen zu können, um dann die Stallungen auf der Westseite des Vorplatzes aufzusuchen und sich ein Pferd zu satteln.
    Unruhe erfüllte Calma, während sie die Treppe hinabschlich. Der Gedanke an einen längeren Ausritt erfreute sie ganz und gar nicht, denn eigentlich war sie dafür zu alt. Aber sie hatte eingesehen, dass es die einzige Möglichkeit war, Barand von Falkenstein zu warnen und ihn darüber in Kenntnis zu setzen, welch finstere Dinge im Túrin Mar vor sich gingen. Ob er ihr glauben würde, war längst nicht gesagt, aber sie musste es zumindest versuchen. Auch wenn sie beide, Calma und vor allem Prinzessin Rionna, viel dabei riskierten…
    So erschüttert war Calma noch immer über Rionnas Enthüllung und so auf die bevorstehende Aufgabe konzentriert, dass sie sich nicht ein einziges Mal umblickte. Deshalb entging ihr der hünenhafte Schatten, der ihr absolut lautlos folgte, wie ein körperloser Geist.
    Mit jedem Schritt, den sie sich der Eingangshalle näherte, wuchs ihre Zuversicht, dass sie es schaffen, dass es ihr gelingen würde, Iónador zu verlassen und das Heer einzuholen, das ihr fast einen Tagesmarsch voraus war. Nicht das Waldvolk stellte die wahre Bedrohung für Allagáin dar, sondern jene finsteren Mächte, die jenseits des Bergwalls hausten und offenbar die günstige Gelegenheit nutzen wollten, um die Goldene Stadt

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