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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Dampf aus seinen Nüstern blasend, stampfte der Troll auf Alphart zu. Er strotzte vor roher Körperkraft, unter dem Fell spielten wahre Berge aus Muskeln.
    Alphart ließ den Bogen fallen und wollte nach der Axt greifen, die in seinem Gürtel steckte. Doch der Troll ließ es nicht dazu kommen. Seine Pranke traf den Wildfänger, und Alphart überschlug sich in der Luft, ehe er bäuchlings im Schnee landete.
    Benommen blickte er auf und sah den Troll schnaubend auf sich zustapfen. Erneut versuchte er, die Axt zu ziehen, obwohl ihm klar war, dass die Zeit dazu nicht ausreichen würde – als plötzlich eine gedrungene Gestalt heransetzte, einen gellenden Schrei auf den Lippen.
    Alpharts Verwunderung war grenzenlos, als er Leffel erkannte.
    Das letzte Mal, als der Wildfänger den Gilg wahrgenommen hatte, hatte dieser zitternd vor Angst auf dem Boden gekauert. Doch nun hatte er sich ein Herz gefasst und kam seinem Gefährten zu Hilfe, in der Hand einen rostigen Dolch, mit dem man jedoch die Haut des Trolls nicht einmal ritzen konnte.
    Ob Leffel das nicht wusste oder ob es ihn einfach nicht kümmerte, war schwer zu sagen. Jedenfalls stürzte er sich mit dem Mut der Verzweiflung auf das Ungetüm. Er klammerte sich mit einem Arm an dessen linkem Bein fest, während er mit dem Dolch wie von Sinnen darauf einstach.
    Wie Alphart vermutet hatte, konnte er dem Troll damit keinen Schaden zufügen, aber der Heldenmut des Gilg verschaffte dem Wildfänger die Zeit, die er brauchte, um aufzuspringen und die Axt zu zücken.
    Der Troll pflückte Leffel von seinem Bein wie einen lästigen Egel und hob ihn mühelos in die Luft. Der Gilg schrie entsetzt, während er mit der nutzlosen Waffe wild um sich stach – und konnte von Glück sagen, dass die Wächter des Trolls dem Unhold die Zähne herausgebrochen hatten, sonst hätte der Koloss ihm glatt den Kopf abgebissen. So musste der Troll seine zweite Pranke zur Hilfe nehmen, um den lästigen Gegner zu zerfetzen – und bot dadurch seine ungeschützte Vorderseite dar.
    Während Leffel heiser um Hilfe schrie und der Troll sich bereits anschickte, ihm die Glieder auszureißen, sprang Alphart vor, schwang die Axt mit aller Kraft – und versenkte das Blatt bis zum Stiel im Unterleib des Gegners.
    Der Troll verfiel in lautes Gebrüll und ließ den armen Leffel fallen, der halb bewusstlos im zerstampften Schnee landete. Mit zusammengebissenen Zähnen riss Alphart die Axt aus dem Körper des Trolls, worauf ein dunkler Schwall von Blut und Gedärmen aus dessen Leib brach. Das Gebrüll des Unholds wurde noch lauter. Gequält schrie er auf – und noch ehe sich Alphart außer Reichweite seiner langen Arme bringen konnte, packten ihn mächtige Pranken.
    Doch die Kräfte des Kolosses schienen nicht mehr auszureichen, um den Wildfänger hoch in die Luft zu heben wie eben noch den Gilg. Die kleinen Augen weit aufgerissen, starrte er Alphart hasserfüllt an. Er schien zu wissen, dass sein Ende gekommen war, aber er wollte nicht hinübergehen ins Reich des Todes ohne seinen Henker; den wollte er unbedingt mitnehmen…
    Dampfender Atem, der nach Tod und Fäulnis roch, schlug Alphart aus dem Rachen des Ungetüms entgegen. »Verrecken sollst du!«, spie der Wildfänger dem Troll entgegen und wartete darauf, dass der ihn zwischen seinen Pranken zerquetschte.
    Aber es kam nicht dazu.
    Denn mit einem Mal hörte der Troll auf zu atmen, und seine Augen nahmen einen eigenartigen, entrückten Ausdruck an. Sein Griff lockerte sich, sodass Alphart sich aus eigener Kraft befreien konnte. Er landete am Boden und sprang zurück – und das keinen Augenblick zu früh. Denn im nächsten Moment kippte der Troll vornüber wie ein gefällter Baum und blieb reglos auf dem blutdurchtränkten Boden liegen.
    Hinter ihm stand Yvolar, keuchend und halb gebückt – und im Nacken des Kolosses steckte der Stab des Druiden.
    Alphart brauchte mehrere Atemzüge, um zu begreifen, dass er gerettet war und die Bestie nicht mehr am Leben. Sodann eilte er zu Leffel, der gerade erst wieder zu sich kam.
    »Wa-wa-was ist passiert?«, wollte er wissen.
    »Das… Ding ist tot«, sagte Alphart trocken und zog den Gilg auf die Beine. »Alles in Ordnung?«
    »I-ich denke schon.« Leffel blickte an sich herab und klopfte sich ab, um zu prüfen, ob noch alle Knochen dort waren, wo sie sein sollten.
    »Rasch!«, drängte Yvolar, der sich seinen Stab bereits zurückgeholt hatte – seltsamerweise war kein Blut daran zu sehen. »Gut möglich, dass sich

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