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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Fensterläden geschlossen, und nicht wenige Türstöcke waren mit weißer Farbe markiert.
    »Das Zeichen der Trauer«, deutete Leffel das Symbol, das auch in seiner Heimat bekannt war.
    »Offenbar kommen wir der Lösung des Rätsels näher«, meinte Yvolar. »Es scheint ein Unglück gegeben zu haben.«
    »Wohin sollen wir uns wenden?«, fragte Alphart. »Die Gasthöfe und Herbergen scheinen alle geschlossen.«
    »Das braucht uns nicht zu stören«, sagte der Druide gelassen und bog in eine Seitenstraße ab, die gerade noch breit genug war, dass ein Ochsenkarren hindurchpasste. »Wir gehen direkt zum Bürgermeister.«
    »Zum Bürgermeister?«
    »Ein alter Freund von mir«, erklärte der Druide beiläufig, der sich in Seestadt bestens auszukennen schien.
    »Aber«, sagte Alphart, »ich dachte, du hättest die letzten Jahrzehnte in deinem Turm verbracht und Damasia nicht verlassen…«
    Der Druide blieb stehen und zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Wer behauptet so etwas?«
    »Nun, ich habe Klaigons Worte so gedeutet und…«
    Yvolar lächelte den Wildfänger an. »Dass ich lange nicht in Iónador war, bedeutet nicht, dass ich meinen Turm niemals verlassen hätte.« Doch auf einmal legte er die Stirn in Falten. »Nun ja, ich war eine Zeit lang mit dem Studium meiner Schriften beschäftigt, aber…« Er schien zu überlegen. »Nein, Jahrzehnte waren das sicher nicht.« Er zuckte mit den Schultern. »Weißt du, Wildfänger, ich mag die Goldene Stadt nicht mehr besuchen, vor allem nicht, seit Klaigon dort Fürstregent ist. Und ich denke, ich wäre ihm auch nicht willkommen. In Iónador gibt es nur noch eitle Hofgecken, fette Kaufleute und derart schlimme Armut und Elend, dass selbst mein mächtigster Zauber dagegen nicht ankommen könnte. Und allenthalben Dummheit, Gier und Geiz.« Der Druide schüttelte den Kopf. »Nein, nein, mir ist die einfache Landbevölkerung einfach lieber.«
    Damit ging er weiter, und Alphart und Leffel folgten ihm durch Straßen, die schließlich so eng wurden, dass sie die Bezeichnung nicht mehr verdienten; nur noch schmale Gassen waren es, die sich als hölzerne Stege zwischen den Häusern erstreckten. Auch hier waren Fenster und Türen verriegelt und mit dem Trauerzeichen versehen. Nur selten lugte eine verkniffene Miene aus einem Fenster, und kaum jemand war in den Gassen unterwegs, und wenn, dann hielt er den Kopf gesenkt und erwiderte den Gruß der Fremden nicht.
    »Eins steht jedenfalls fest«, knurrte Alphart erbost. »Die Bewohner von Seestadt haben keinen Anstand.«
    »Normalerweise sind sie freundlich und aufgeschlossenen gegenüber Fremden«, widersprach Yvolar. »Wenn ich nur wüsste, was hier vor sich geht…«
    Die Häuser zu beiden Seiten der Gasse standen auf Pfählen gut einen Klafter über dem See. Der Geruch von Fisch und Tang tränkte die Luft, sodass Leffel ein leises Stöhnen entfuhr – was Yvolar mit einem vernichtenden Blick bestrafte.
    »Sag, was du willst, alter Mann, aber der Junge hat recht«, sprang Alphart dem Gilg bei. »Es stinkt hier zum Davonlaufen.«
    Der Druide verzog das Gesicht. »Sieh an, sobald es gegen Seestadt geht, sind sich Ober- und Unterland also einig!«
    Unvermittelt weitete sich die Gasse zu einer freien Fläche, die auf drei Seiten von Gebäuden umgeben war. Die vierte Seite war zum See hin offen.
    Das Gebäude, das sich der Seeseite gegenüber erhob, war größer und prunkvoller als alle anderen. Quer zum schilfgedeckten steilen Dach stand ein zweiter Giebel hervor, der ein von hölzernen Säulen gesäumtes Portal überdachte. Säulen und Tür waren mit reichen Schnitzereien verziert. Doch auch bei diesem Haus waren die Fensterläden verschlossen – ein weiteres Zeichen dafür, dass etwas in Seestadt ganz und gar nicht so war, wie es sein sollte…
    »Dies ist der große Versammlungsplatz«, erklärte Yvolar. »Gewöhnlich wird hier der Fischmarkt abgehalten, und im Sommer pflegen die Leute von Seestadt hier Feste zu feiern, mit Musik und Tanz und Geselligkeit.«
    »Nun«, bemerkte Alphart trocken, »wie’s aussieht, ist ihnen die Lust am Feiern vergangen.«
    »In der Tat«, stimmte ihm der Druide grimmig zu. Dann trat er ans Portal des großen Hauses und schlug mehrmals mit dem Eschenholzstab gegen die Tür. »Heda!«, rief er. »Gaétan, Bürgermeister von Seestadt! Warum versteckst du dich? Ist es an diesem Ort nicht mehr üblich, Besucher willkommen zu heißen?«
    Alphart und Leffel tauschten einen gespannten Blick. Was würde nun

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