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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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das oft mit Vorurteilen – wenn sich jemand nur die Mühe macht, sie zu hinterfragen, schwinden sie schnell dahin, so wie Eis in der Sonne schmilzt. Aber sei vorsichtig, mein guter Gilg, denn deine Welt könnte sich dadurch verändern…«
    Damit setzte sich der Druide wieder in Bewegung, und den Rest des Weges brachte der Gilg damit zu, über Yvolars Worte nachzudenken.
    Sie durchschritten die letzten Ausläufer des Seewalds. Dessen uralte Eichen und Ahornbäume hatten ihre Blätter zwar noch nicht abgeworfen, doch sie waren bereits gelb geworden. Schließlich stießen die drei Wanderer auf die Straße, und zum ersten Mal nach Tagen in der Wildnis schritten der Druide und seine Begleiter wieder auf festen Pfaden. In unmittelbarer Nähe einer Siedlung, davon war Yvolar überzeugt, würden die Erle es nicht wagen, sie anzugreifen.
    Noch nicht…
    Auf der Straße kamen sie rasch voran, und es dauerte nicht lange, bis sie die ersten Gebäude erreichten – Gasthöfe, in denen fangfrischer Fisch feilgeboten wurde, und Herbergen, in denen sich der müde Wanderer ausruhen konnte. Sie stießen zudem auch auf Werkstätten der Handwerker, die darauf ausgelegt waren, die Bedürfnisse von Reisenden zu befriedigen: ein Hufschmied und ein Sattler, ein Schneider und ein Wagner, der sich auf den Bau und die Reparatur großer Kutschenräder verstand. Außerdem stand am Rand der Straße, die sich in engen Kehren den Hang hinabwand, eine mit Palisaden umgrenzte Kurierstation.
    Je weiter sich die drei Wanderer dem See näherten, desto mehr Gesellschaft bekamen sie. Bauern und Fischer waren mit ihren Karren unterwegs und Händler mit ihren Planwagen. Dennoch machte sich Yvolar Sorgen.
    »Das will mir nicht gefallen«, murmelte er in seinen Bart. »Das will mir ganz und gar nicht gefallen…«
    »Was meinst du?«, erkundigte sich Alphart.
    »Ich meine, dass ungleich mehr Händler und Kaufleute auf dieser Straße unterwegs sein müssten. Wo sind sie alle?
    Wo die Bauern, die ihr Gemüse am Straßenrand zum Kauf anbieten? Wo die Fischer, die ihren Fang verkaufen?«
    »Eigentlich habe ich nichts dagegen, wenn sie nicht hier sind«, meinte Leffel und rümpfte die Nase. »Fisch stinkt.«
    »Törichter Gilg, vielleicht trägst du deinen Namen ja doch zu recht«, knurrte der Druide. »Ich sage euch, auf dieser Straße müsste es vor Leben wimmeln. Seestadt ist das Zentrum des Westens – oder ist es zumindest früher gewesen. Etwas muss geschehen sein. Etwas, das die Leute in Furcht versetzt hat…«
    »Du meinst die Erle?«, fragte Alphart.
    »Möglich, dass die Kunde von den Unholden bereits bis hierher gedrungen ist. Aber für gewöhnlich kümmern sich die Menschen von Seestadt nicht allzu viel um das, was im Osten geschieht, und bisher haben wir noch keinen Hinweis darauf erhalten, dass die Erle westlich des Aradh Loin ihr Unwesen treiben. Es muss etwas anderes sein. Etwas, das die Menschen hier erschreckt hat – und die Bewohner von Seestadt sind durchaus nicht leicht zu erschrecken…«
    Die Bäume zu beiden Seiten der Straße wurden immer weniger, und sie überquerten schließlich freies Feld, das sich bis vor das Tor der Stadt erstreckte. Aus der Nähe betrachtet wirkte Seestadt noch um vieles beeindruckender als aus der Ferne. Zwar hatte es weder die Größe noch den Glanz Iónadors, aber die Pfahlbauten, die sich bis weit in den See erstreckten, waren dennoch eindrucksvoll anzusehen.
    Ein hölzerner Palisadenzaun umgab die Stadt zur Landseite hin – die Stämme mächtiger Tannen, deren obere Enden spitz zugehauen waren, sodass sich Schießscharten für die Bogenschützen ergaben. Den einzigen Zugang bot das große, von zwei Palisadentürmen gesäumte Tor. Mehrere Wachen standen davor, deren Rüstung und Bekleidung nicht mit denen der Turmwächter Iónadors zu vergleichen waren: Leichte Harnische aus Fischleder lagen über schlichter Leinenkleidung, dazu trugen die Wachen Umhänge in lichtem Grün, der Farbe des Sees. Helme trugen sie nicht, sondern Hüte aus Filz, die mit Möwenfedern verziert waren, und bewaffnet waren sie mit langen Speeren; ihre hölzernen Schilde trugen sie auf dem Rücken.
    Die Wachen bedachten die drei Wanderer mit prüfenden Blicken, ließen sie aber passieren, ohne sie auch nur anzusprechen. Auf der anderen Seite des Tors setzte sich die Straße fort, nun gesäumt von hölzernen Gebäuden, die zwei oder drei Stockwerke hoch waren und Läden und Gasthöfe beherbergten. Doch die Türen waren verriegelt, die

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