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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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noch mit besonderem Mut gesegnet war; wann immer er dem Feind getrotzt, ihm die Stirn geboten hatte, war es nur deshalb geschehen, weil er den Erwartungen anderer hatte gerecht werden wollen oder weil ihn eine vorübergehende Hochstimmung dazu verleitet hatte. Davon, ein wirklicher Held zu sein, war er so weit entfernt wie ein Kobling von einem Enz. Und das, so bitter es sein mochte, war die Wahrheit.
    Was dies in letzter Konsequenz bedeutete, das wurde Erwyn erst ganz allmählich bewusst: Mit dem Scheitern von Yvolars Plan waren auch alle Hoffnungen für ganz Allagáin dahin. Niemand würde den Feuerdrachen in den Kampf gegen seinen frostigen Artgenossen führen, niemand in das Sylfenhorn stoßen, um das Eis zu brechen. Dass sich das legendäre Instrument aus dem Besitz Danaóns längst im Besitz des dunklen Herrschers befand, minderte die Schuldgefühle des Jungen keineswegs, sondern stachelte sie nur noch mehr an, ebenso wie seinen Grant auf den Druiden.
    Wofür waren all die Opfer gebracht worden, wofür hatte der tapfere Urys sein Leben gegeben, wenn sich nun alles als Trugschluss erwies, als bloße Narretei? In Wahrheit hatte es nie eine Hoffnung gegeben. Alles war nur das geistlose Geschwätz eines alten Mannes gewesen!
    Enttäuschung, Trauer, Schuldgefühle und unendliche Wut beherrschten den Jungen in seiner Einsamkeit, und da es niemanden gab, an dem er sie auslassen konnte, richteten sie sich gegen ihn selbst. Stumpfen Blickes starrte er zur Gitteröffnung hinauf, und die Erkenntnis dämmerte ihm, dass er diese Zelle niemals wieder verlassen würde.
    Nachdem seine wahre Identität enthüllt war, würden Muortis und seine Diener ihn einfach vergessen, und er würde entweder erfrieren oder verhungern. In jedem Fall war es sein Schicksal, elend zugrunde zu gehen. Der Junge fand, dass dies die gerechte Strafe für jemanden war, der sich angemaßt hatte, den Retter der sterblichen Welt zu spielen…

 
    39
     
     
     
    Der Marsch durch die Dunkelheit dauerte an.
    Müde und abgeschlagen setzten der Druide und der Wildfänger einen Fuß vor den anderen, erschöpft nicht nur vom langen Weg, sondern auch von der Gegenwart des Bösen, die wie eine schwere Bürde auf ihnen lastete. Zudem hatten sie lange nicht mehr ausgeruht. An der Oberfläche waren ein Tag und eine Nacht verstrichen, ohne dass in der Tiefe etwas davon zu bemerken gewesen wäre, denn in Urgulroth war es ohne Belang, ob draußen die Sonne oder der Mond am Himmel stand. Die Schergen Muortis’ ruhten nicht, an Rast war nicht zu denken.
    Alpharts Gedanken, während er dem Druiden folgte, gehörten den Gefährten. Ob sie den Gipfel schon erreicht hatten?
    Ohne Frage würde der Weg dorthin nicht leicht sein, doch obwohl der Jäger dem Bärengänger anfangs nicht getraut hatte, war er überzeugt davon, dass Walkar es schaffen konnte. Vorausgesetzt, der Gilg und der Kobling behinderten ihn nicht allzu sehr…
    Schweigend marschierten die beiden dahin. Zahllose Gewölbe zweigten von dem von blassgrünem Schein beleuchteten Stollen ab, dessen Decke und Wände eisverkrustet waren. Firn bedeckte den Boden, aus dem hier und dort die leblosen Gesichter derer starrten, denen die Tiefen Urgulroths zum Verhängnis geworden waren. Es war ein Ort des Grauens, in dem gespenstische Stille herrschte.
    Bis zu dem Augenblick, da der Druide und der Wildfänger plötzlich Stimmen hörten.
    Abrupt blieben sie stehen, dann flüchteten sie sich in den Schutz der Wand. Indem er den Zeigefinger an die vor Kälte blau verfärbten Lippen legte, gebot Yvolar seinem Begleiter zu schweigen und keine Fragen zu stellen.
    Der Feind war ganz nah…
    Zwar konnte Alphart nicht verstehen, was gesprochen wurde (in seinen Ohren klang es mehr wie das Grunzen von Schweinen), aber es war unüberhörbar, dass die Stimmen sich näherten. Und tatsächlich waren schon im nächsten Augenblick lange, bizarre Schatten an der grünlich schimmernden Stollenwand auszumachen.
    »Komm«, zischte Yvolar ihm leise zu, und sie zogen sich ein Stück weit den Gang hinab zurück, bis zu jener Stelle, wo eine dunkle Höhle in den Stollen mündete. Dort hinein flüchteten sie sich.
    Sich zu beiden Seiten des Höhleneingangs eng an die Wand pressend, warteten sie ab.
    Die Schatten näherten sich, die Stimmen wurden lauter. Einen Herzschlag später konnte Alphart nicht nur das Klirren von Kettenhemden und Rüstungen hören, sondern hatte auch den ekelerregenden Odem von Fäulnis und Verwesung in der Nase, der

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