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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Blatt von Rost überzogen und mit frevlerischen Symbolen verziert.
    Es war nur allzu klar, wer das Grabmal des Helden geschändet hatte.
    Erle!
    Muortis’ grausame Diener waren vor ihnen in diesem Grabmal gewesen, hatten den Sarkophag aufgebrochen und das Grab geplündert. Aber wieso? In all der Zeit, die seit der Schlacht auf dem Korin Nifol verstrichen war, war das Grabmal auf dem Gipfel unberührt geblieben. Warum hatten es die Schergen des Bösen nicht schon viel früher geschändet? Musste es ihnen nicht ein Dorn in den blutunterlaufenen Augen gewesen sein?
    Leffel gab sich die Antwort selbst, denn sie lag auf der Hand. In all den Jahren, die seit Muortis’ Niederlage und dem Ende der letzten Eiszeit verstrichen waren, hatten die Kreaturen der Dunkelheit fern von hier ihr elendes Dasein gefristet, in den Höhlen und Klüften von Düsterfels. Erst das Wiedererwachen ihres Herrschers hatte sie aus den dunklen Löchern gerufen, in die sie sich einst geflüchtet hatten, und nur unter dem Schutz Urgulroths, dessen Macht wieder erstarkt war, hatten sie es gewagt, ihre frevlerische Hand gegen…
    »Gilg! Sieh dir das an!«
    Walkars Ruf unterbrach Leffels Gedanken und ließ ihn herumfahren. Gleichzeitig stieß Mux einen spitzen Schrei aus.
    Oberhalb des Eingangs, durch den die drei Gefährten in die Grabkammer gelangt waren, war eine Nische in den Fels eingelassen, die ursprünglich von einer dünnen Steinplatte bedeckt gewesen war – eine Nische mit der asymmetrischen Form eines Horns.
    Es gehörte nicht viel dazu, sich auszumalen, wozu das Versteck gedient hatte und was darin aufbewahrt worden war. Doch die Nische war leer! Das Artefakt, das offenbar bis vor Kurzem darin verborgen war, war verschwunden!
    »D-das Horn!«, stieß Leffel entsetzt hervor. »E-es ist… fort! Was hat das zu bedeuten?«
    »Was wohl?«, knurrte Walkar.
    »V-vielleicht ha-hat sich die Salige geirrt«, stotterte der Gilg hilflos. »Vielleicht befand sich das Horn ja doch nicht hier auf dem Gipfel des Nebelberges, und…«
    »Unsinn!«, fiel ihm der Bärengänger unbarmherzig ins Wort. »Natürlich war es hier! Jemand ist hier eingedrungen, hat das Sylfengrab geschändet und das Horn gestohlen. Offenbar«, fügte er mit einem Seitenblick auf Mux hinzu, »war der Zauber, der diesen Ort beschützen sollte, doch nicht so stark.«
    Der Kobling widersprach nicht, und auch Leffel sagte nichts mehr. Zu einleuchtend waren Walkars Worte, zu bestürzend die Folgerung, die sich daraus ergab.
    Das Sylfenhorn, auf dem ihre letzten Hoffnungen geruht hatten, befand sich in Muortis’ Besitz…

 
    38
     
     
     
    Einsam und verlassen saß Erwyn in seinem Kerkerloch, auf dem Boden kauernd, die Arme um die herangezogenen Knie geschlungen. Seine Augen waren von Tränen gerötet, und er schlotterte in seiner klammen Kleidung. Aber es war nicht nur die mörderische Kälte, die den Jungen zittern ließ, sondern auch Angst und Verzweiflung.
    Seit Muortis’ letztem Besuch war Erwyn allein. Weder war der Finstere zurückgekehrt, noch hatte sich einer seiner Diener blicken lassen – und das war fast schlimmer, als hätten die Erle ihn aus seiner Zelle gezerrt und grausam gefoltert.
    Seit sich herausgestellt hatte, dass er nicht der Auserwählte war, dass in seinen Adern keineswegs edles Sylfenblut floss, sondern nur das eines gewöhnlichen Menschen, beachteten sie ihn nicht einmal mehr. Erwyn war zu unbedeutend, zu belanglos geworden, als dass sich die Schergen des Bösen auch nur noch einen Deut um ihn geschert hätten.
    Wie hatte Yvolar sich nur so in ihm irren können?, grübelte der Junge zum ungezählten Mal. Und während er sich die Frage wieder und wieder stellte, ohne eine Antwort darauf zu finden, wuchs insgeheim sein Groll auf den Druiden.
    Hatten nicht sowohl er selbst als auch viele andere Yvolar immer wieder gesagt, dass er nicht der Erbe Danaóns war? Hatte nicht der Jäger Alphart wiederholt seine Zweifel daran geäußert, dass ein halbwüchsiger Knabe, der noch dazu unter Zwergen aufgewachsen war, der Retter Allagáins sein sollte? Und hatte Fyrhack nicht überdeutlich gesagt, dass er die leuchtende Präsenz eines Sylfen nicht in Erwyns Gegenwart spürte? Yvolar hätte auf den Jäger und den Drachen hören sollen, statt Hirngespinsten nachzujagen und sich von trügerischen Hoffnungen leiten zu lassen. Denn am Ende hatten die Zweifler recht behalten.
    Er, Erwyn, war nichts weiter als ein gewöhnliches Menschenkind, das weder mit besonderer Stärke

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