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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Aber wo ist nun das Nebelhorn?«
    Leffel musste sich zwingen, den Blick von den leblosen Körpern zu wenden, die die Zeit überdauert hatten, umhüllt von magischem Eis. Im selben Moment jedoch, als er sich von dem schaurigen Anblick losriss und einmal mehr an der steilen Nordwand des Korin Nifol emporspähte, rissen das Schneetreiben und das triste Grau der Wolken auf, und der schroffe Gipfel war zu sehen. Und er befand sich näher, als die Gefährten es zu hoffen gewagt hatten.
    »Die Spitze des Berges!«, rief Leffel gegen den heulenden Wind. »Erinnert ihr euch, was die Salige sagte? Dass das Horn des Sylfenkönigs auf dem Gipfel des Korin Nifol zurückblieb, dort, wo Danaón und viele andere Helden der alten Zeit ihr Leben ließen.«
    »Worauf warten wir dann?«, knurrte Walkar. »Bringen wir auch noch den Rest des Weges hinter uns…«
    Erneut setzten sie ihren Weg fort, diesmal nicht mehr frierend und entmutigt, sondern voller Zuversicht, das Ziel endlich zu erreichen. Längst hatten Schnee und Nebel ihren Vorhang wieder fallen lassen, sodass der Gipfel nur noch eine lockende Erinnerung war. Die Gefährten wussten jedoch nun, wohin sie ihre Schritte zu lenken hatten, zumal die Körper im Eis ihnen den Weg zum Gipfel wiesen.
    Sie verließen das Eis und kletterten am Fels empor, der kahl gefegt war vom rauen Wind. Sich gegenseitig mit einem Seil sichernd, wie Alphart es ihnen beigebracht hatte, arbeiteten sich die Gefährten nach oben. Walkar, der von den dreien der geschickteste Kletterer war, krallte sich immer wieder mit einer Hand fest, während er mit der anderen Leffel nachzog oder den kleinen Kobling auf den nächsten Vorsprung hob. So kamen sie langsam, aber stetig voran, während der unbarmherzige Wind an ihnen zerrte und gähnende Leere unter ihnen klaffte.
    Wirbelnde Nebel und Schnee verhinderten, dass sie in die Tiefe blicken konnten, wofür Leffel dankbar war. Die Zähne zusammenbeißend, rief er sich alle Tugenden ins Gedächtnis, die Yvolar und Alphart, seine Lehrer auf dieser Reise, ihm beigebracht hatten: Ausdauer und Tapferkeit, Treue gegenüber sich selbst und anderen. Und natürlich den unerschütterlichen Glauben an die Macht des Guten…
    Ob es Letzterer war oder die kräftige Hand des Bärengängers, die ihn packte und über die Abbruchkante schob, oder ob sich das eine aus dem anderen ergab, war schwer zu sagen – im nächsten Moment jedenfalls fand sich Leffel bäuchlings auf einem schmalen, schräg abfallenden Schneefeld wieder. Die dem Tal zugewandte Seite verlor sich in undurchdringlichem Grau, die Bergseite wurde von schroffem Fels gekrönt. Der Gipfel des Korin Nifol…
    Endlich hatten sie ihn erreicht!
    Gefangen von der Magie des Augenblicks, raffte sich Leffel auf die zitternden Beine und schaute sich um.
    Hier also war es gewesen.
    Hier hatte der Höhepunkt der grausamen Schlacht getobt, die der Sage nach ein ganzes Jahr lang gedauert und um ein Haar mit der Vernichtung von Sylfen, Zwergen und Feuerdrachen geendet hätte. Doch als die Niederlage schon greifbar gewesen war, hatte sich das Schlachtenglück jäh gewendet; das Eis war gewichen, und Muortis und seine dunklen Horden waren zurückgetrieben worden in die düsteren Pfründe, denen sie entstiegen waren. Das Sylfenhorn hatte dies bewirkt, jenes magische Instrument, das der Herrscher von Vanis seinem Sohn Danaón anvertraut hatte und dessen Klang Muortis’ Eis hatte bersten lassen. Und ebendieses Horn zu finden und ihm ein zweites Mal jenen Ton zu entlocken, der die Welt vor dem kalten Tod bewahrte, war Ziel ihrer tollkühnen Mission.
    »Seltsam«, brummte Walkar neben ihm. »Kein Lufthauch regt sich.«
    Erst da fiel es auch Leffel auf. Nicht nur, dass der Schneefall abrupt ausgesetzt hatte, auch der Wind hatte sich gelegt. Mehr noch, auf dem Gipfel des Berges schien sich tatsächlich kein Lüftchen zu regen. Das allgegenwärtige Heulen des Windes war verstummt, eine eigenartige Ruhe herrschte, und zum ersten Mal seit Langem konnten die Gefährten wieder weiter sehen als nur einige Schritte.
    Die Stelle zu finden, wo Danaón gefallen war, war nicht schwer: Unterhalb der Gipfelfelsen erhob sich ein steinernes Monument. Es war aus dem Granit des Berges gehauen, in den uralte Runenzeichen gemeißelt waren.
    »Das Grab Danaóns«, entfuhr es Leffel mit andächtigem Flüstern, und seinen Gefährten voraus stieg er das Schneefeld hinauf, dem einsamen Denkmal entgegen.
    Der Gilg vermutete, dass ein geheimnisvoller Zauber das

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