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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Muortis’ Diener stets umgab.
    Es waren Erle.
    Je näher sie kamen, desto beißender wurde der Gestank.
    Alpharts sehnige Gestalt straffte sich, sein Griff um den Stiel der Axt wurde so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Er war entschlossen, seine Haut teuer zu verkaufen, sollten sie entdeckt werden.
    Und, bei allen Gipfeln der Berge, sie sollten ihn nicht lebendig bekommen…
    Ein Blick zu Yvolar.
    Der Druide hatte die Augen geschlossen.
    Wie konnte der elende Stocker in diesem Moment nur schlafen? Oder war er schon wieder dabei, irgendeinen vergessenen Zauber zu wirken? Womöglich ein Ablenkungsmanöver, damit die Erle nicht nach ihnen suchten…
    In diesem Augenblick erreichten die Unholde den Höhleneingang.
    Alphart hielt den Atem an.
    Er konnte ihre Schatten sehen, die Silhouetten grobschlächtiger Gestalten, die sich schleppend fortbewegten und offenbar bis an die Hauer bewaffnet waren. Alphart sah die Umrisse ihrer Schweinsgesichter und ihrer spitzen Ohren, hörte ihre grunzende Sprache, die nichts als Gemeinheiten zu kennen schien. Doch ob es nun einem glücklichen Zufall zu verdanken war oder Yvolars Eingreifen – die Erle marschierten weiter und passierten die Höhle, ohne Verdacht zu schöpfen. Schon kurz darauf waren sie um eine Biegung des Stollens verschwunden. Ihre Schritte und ihr Gegrunze verhallten, und der Wildfänger atmete auf.
    »Weiter!«, trieb Yvolar ihn an, und so verließen sie ihr Versteck und huschten erneut den breiten Stollen entlang, in die Richtung, aus der die Unholde gekommen waren.
    Wie zu erwarten, dauerte es nicht lange, bis sie erneut auf Erle stießen. Diesmal kamen sie ihnen jedoch nicht entgegen, sondern saßen in einer Höhle, in der eine Art Wachlokal untergebracht war. Es gab primitive Lager aus Stroh, auf denen einige Unholde lagen und lauthals schnarchten, aber auch einen steinernen Tisch mit abgeflachten Felsbrocken darum, die als Sitzgelegenheit dienten. Darauf hockte ein halbes Dutzend Erle, in ein Spiel vertieft und sich dabei offensichtlich bestens amüsierend. Auf dem Boden lagen allenthalben abgenagte Knochen, an denen noch Reste verwesenden Fleisches hingen.
    Alpharts Magen rebellierte gegen den erbärmlichen Gestank, sodass er schleunigst am Eingang der Wachhöhle vorbeischleichen wollte. Yvolar jedoch hielt ihn zurück.
    »Was?«, fragte der Jäger unwirsch.
    Statt zu antworten, deutete Yvolar nur auf den Tisch, um den die Erle saßen und sich bei ihrem Spiel vergnügten, bei dem mit Knochenstücken gewürfelt wurde. Als Becher diente der Schädel eines Menschen, der geschüttelt und auf den Tisch geschmettert wurde, und die Unholde brachen jedes Mal in derbes grunzendes Gelächter aus, wenn sein Inhalt preisgegeben wurde.
    Zunächst verstand Alphart nicht, was Yvolar meinte. Dann jedoch fiel sein Blick auf einige Gegenstände, die einer der Erle neben sich auf dem Boden liegen hatte; er hatte sie offenbar beim Spiel gewonnen.
    Ein sauber gearbeitetes Kurzschwert, das fraglos aus einer Zwergenschmiede stammte. Ein waldgrüner Mantel, fein gewoben, dessen Saum mit goldenen Runen bestickt war. Und eine kleine hölzerne Pfeife, unfertig und von nicht eben geschickter Hand geschnitzt…
    Die Erkenntnis traf den Wildfänger wie ein Hammerschlag: Dies waren Erwyns Sachen!
    Nur der längliche Schild der Vergessenen, wie auch Alphart einen auf dem Rücken trug, befand sich nicht darunter.
    Sogleich packte den Wildfänger unbändiger Zorn, der alle Vorsicht und Furcht überwog. Diese Mistfresser hatten Erwyn getötet und seinen Besitz geraubt, und nun würfelten sie darum.
    Dafür sollten sie büßen…
    In Gedanken wog Alphart bereits ab, wie vielen der Unholde er den Schädel spalten konnte, ehe er selbst sterben würde.
    Yvolar schien seine Gedanken zu erraten.
    »Nein«, flüsterte und schüttelte entschieden den Kopf.
    »Aber das Zeug gehört Erwyn.«
    »Ich weiß.«
    »Verstehst du nicht, was das bedeutet? Sie haben ihn ermordet und…«
    »Nein«, widersprach der Druide flüsternd. »Es bedeutet nur, dass wir auf der richtigen Spur sind.«
    »Du denkst, der Junge ist noch am Leben?«
    »Ich hoffe es.«
    »Und wenn nicht?«
    »Wirst du noch immer genug Gelegenheit für deine Rache erhalten«, sagte Yvolar düster.
    Der Wildfänger atmete tief ein und zwang sich zur Ruhe, was an diesem Ort nicht leicht fiel, denn es war, als würden die Bosheit und die Aggressivität, die in diesem Stollen herrschten, auf jedes Lebewesen übergreifen, das sich darin

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