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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Schaf hilfreich sein, einen Wolfspelz anzulegen. Es sollte nur darauf achten, nicht selbst zum Wolf zu werden…«
    »Überlass das mir, alter Mann«, entgegnete Alphart barsch, der sich den Schild der Vergessenen wieder auf den Rücken schnallte. Dann klappte er das rostige Helmvisier nach unten, sodass sein Gesicht kaum noch zu sehen war, und packte Erwyns Sachen in einen seiner Beutel – mit dem festen Vorsatz, sie ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben.
    Am Wachlokal vorbeizukommen stellte keine Schwierigkeit dar – die Wächter waren viel zu sehr in ihr Spiel vertieft, als dass sie auf ihre Umgebung geachtet hätten. Doch vor ihren Kumpanen, die in den Stollen patrouillierten, mussten sich Yvolar und Alphart ungleich mehr vorsehen. Wie sie jedoch zu ihrer Verblüffung feststellten, gab es davon nicht allzu viele…
    »Sehr gut scheint Muortis’ Festung nicht bewacht zu sein«, murmelte Alphart, nachdem sie eine ganze Weile auf keine Unholde mehr getroffen waren.
    »Nein«, gab Yvolar zu, »auch wenn ich nicht weiß, ob ich mich darüber freuen soll. Die Erle und Trolle haben Urgulroth verlassen, um sich Muortis’ Armee anzuschließen. Das Nachtheer ist gen Norden marschiert, Wildfänger. Der Kampf um die Welt hat endgültig begonnen.«
    Beklommen musste Alphart für einen Augenblick an zu Hause denken, an die Wälder und Fluren Allagáins und an den schrecklichen Krieg, der dort inzwischen tobte. Wie viele mochten ihm bereits zum Opfer gefallen sein – und wie viele würden noch sterben, wenn es ihnen nicht gelang, ihre Mission erfolgreich zu Ende zu führen?
    »Weiter!«, knurrte er entschlossen. »Wohin müssen wir?«
    Yvolar überlegte und rief sich die Wegbeschreibung des Erls ins Gedächtnis zurück.
    »Dort entlang«, sagte er und deutete einen abzweigenden Stollen hinab. »Dies ist der Weg zum Kerker…«

 
    40
     
     
     
    Ein neuer Morgen dämmerte im Osten herauf und ließ den gezackten Grat des Stéidan blutrot leuchten. Noch lag Dunkelheit über dem Hügelland westlich des Allair, aber sobald die Sonne höherstieg, würde ihr fahles Licht in die Täler fluten und sichtbar machen, was bislang noch die Schatten der Nacht verbargen.
    Das Pferd Barand von Falkensteins schien die Unruhe seines Herrn zu spüren. Das Tier, dessen Hals und Stirn von eisernen Brünnen geschützt wurden, scharrte schnaubend mit den Hufen und tänzelte hin und her, sodass die Knappen Mühe hatten, es zu halten. Barand blickte unterdessen unverwandt nach Süden, wo sich jenseits des Steigs die Mauern und Türme Iónadors erhoben.
    Was, so fragte sich der Marschall immerzu, mochte dort vor sich gehen? Hatten Galfyn und der Drache den Geheimgang gefunden, und war es ihnen gelungen, in die Stadt einzudringen? Und wenn ja, was war dann geschehen? Wenn sie es tatsächlich geschafft hatten, das Tor unter ihre Kontrolle zu bringen, hätten sie längst das Zeichen geben müssen.
    Zum ungezählten Mal blickte Barand gen Himmel.
    Im Schutz der Dunkelheit hatte er die vereinten Streitkräfte Allagáins und des Waldvolks so nahe an Iónador herangeführt, wie er es nur wagen konnte: zuvorderst die gepanzerten Lanzenreiter, die die Speerspitze des Angriffs bilden würden, gefolgt von den Fußkämpfern. Zu Dutzenden hatte es im Lauf der vergangenen Nacht Verbrüderungen zwischen Waldkriegern und Allagáinern gegeben, sodass man nicht mehr im eigentlichen Sinn von zwei getrennten Heeren sprechen konnte. Unter dem Eindruck der drohenden Gefahr, die ihrer aller Ende bedeuten konnte, war der kleinliche Streit um die Grenzen rasch in Vergessenheit geraten, und man war bereit, vereint einem weitaus gefährlicheren und schrecklicheren Gegner entgegenzutreten.
    Nur noch ein schmaler Hügelzug trennte das Heer vom Ufer des Sees, auf dessen anderer Seite die Stadtfeste lag. Erst spät am Abend waren die schier endlosen Kolonnen, in denen die Erle nach Iónador geströmt waren, endlich abgerissen, sodass sich nun schätzungsweise an die zehntausend Unholde innerhalb der Stadtmauern aufhielten – fast doppelt so viele Kämpfer, wie Barand und Galfyn zusammen aufbieten konnten. Dennoch waren sie wild entschlossen, dem Feind alles entgegenzusetzen, was sie hatten, und bis zum letzten Atemzug zu kämpfen.
    Bogenschützen hatten auf dem Rücken des Hügels Position bezogen, und auch die Pfeilgeschütze und Katapulte waren im Schutz der Dunkelheit in Stellung gebracht worden. Sobald es allerdings hell wurde, würden sie von den Stadtmauern aus

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