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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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erwiesen. Dennoch waren sie nicht gewillt, sich kampflos ihrem Schicksal zu ergeben.
    Vielleicht deshalb, weil sie die Wirklichkeit nicht wahrhaben und sich ihr Versagen nicht eingestehen wollten. Vielleicht auch, weil sie sterbliche, zerbrechliche Kreaturen waren, die um jeden Preis überleben wollten. Vielleicht aber auch nur, weil sie noch einmal zur Oberfläche zurückkehren, noch einmal das Licht des hellen Tages erblicken wollten, ehe die Welt in Dunkelheit verfiel und das Eis alles Leben erstickte.
    Vielleicht…

 
    53
     
     
     
    Mit rasender Geschwindigkeit ging es hinauf.
    Barand bekam keine Luft mehr, sein Magen rebellierte, und der eisig kalte Wind, der ihm ins Gesicht fauchte, trieb ihm Tränen in die Augen.
    Mit einem einzigen Schlag seiner ausladenden Schwingen schwang sich Fyrhack steil nach oben, die schlanke Form des Túrin Mar hinauf bis zu jenem Balkon, der zu Klaigons Gemächern gehörte. Dort stoppte der Drache seinen rasanten Aufstieg, verharrte mit flatternden Flügeln direkt neben der Balkonbrüstung in der Luft. Der Balkon war menschenleer. Vermutlich hatte Klaigon sie kommen sehen und die Flucht ergriffen. Aber weit würde der Verräter nicht kommen, dafür würde Barand sorgen.
    Geschmeidig glitt der Herr von Falkenstein vom Rücken des Drachen und auf die Brüstung, dann sprang er auf den Balkon. Mit einem knappen Nicken bedankte er sich bei Fyrhack für die Passage. Er zückte sein Schwert, und durch den bogenförmigen Durchlass, dessen Vorhang herabgerissen war, betrat er Klaigons Gemächer.
    Wachsam ließ er den Blick schweifen, sah die Bärenfelle auf dem Boden und die bestickten Wandbehänge, dazu die lange Tafel mit den kunstvoll verzierten Stühlen und den offenen Kamin, in dem ein Feuer prasselte. Von Klaigon indes fehlte jede Spur – wahrscheinlich, so nahm Barand an, war der Verräter in den hinteren Bereich seines weitläufigen, von Säulen getragenen Quartiers geflüchtet, wo sich sein Amtszimmer und seine Schlafräume befanden. Der Marschall war oft in den Privaträumen Klaigons gewesen, kannte sie beinahe so gut wie seine eigenen. Als er sie das letzte Mal aufgesucht hatte, war er noch Klaigons Gefolgsmann und oberster Heerführer gewesen – inzwischen war der Fürstregent zu seinem Todfeind geworden, der für seinen Verrat mit dem Leben bezahlen sollte.
    »Klaigon!«, rief Barand laut, als er den Herrscher der Goldenen Stadt nicht finden konnte. »Wo bist du? Wo hast du dich verkrochen, du Lump?«
    Er erreichte das Schlafzimmer und zerteilte den Vorhang vor dessen Eingang mit einem Schwerthieb. Doch auch dort war Klaigon nicht zu finden. Blieb das Amtszimmer, jener Raum, in dem Barand seine Befehle erhalten hatte – darunter auch den, der seine Leute und ihn ins Verderben hatte führen sollen…
    Die schwere Eichenholztür war geschlossen. Mit dem Fuß trat Barand dagegen, so lange, bis das alte Schloss nachgab. Krachend flog das Türblatt auf – und der Herr von Falkenstein sah sich dem Verräter Auge in Auge gegenüber.
    Klaigon saß an seinem Schreibtisch und tat, als wäre er in das Studium einiger Urkunden vertieft gewesen – sein sich heftig hebender und senkender Brustkorb strafte diesen Eindruck jedoch Lügen. Er starrte Barand aus weit aufgerissenen Augen an.
    »Du?«, fragte er und gab sich erkennbare Mühe, dabei möglichst unbedarft zu klingen.
    »Ich«, bestätigte Barand schnaubend. »Du hättest wohl nicht geglaubt, mich noch mal lebend wiederzusehen.«
    »Aber… aber nicht doch…« Klaigon erhob sich und schob seine feiste Gestalt beflissen um den Tisch, um Barand zu begrüßen. »Ich freue mich, dass du hier bist. Niemals hätte ich geglaubt, dass…«
    »Dass dein Verrat misslingen könnte?« Der Marschall hob die Klinge, sodass die Spitze den fetten Bauch des Fürstregenten berührte. »Ich sollte dich aufspießen wie ein Schwein, gleich hier und jetzt. Du bist des Amtes, das du bekleidest, nicht würdig.«
    »Ich? Nicht würdig?« Klaigon wich zwei Schritte zurück, dann verfinsterten sich seine Züge. »Was weißt du schon? Was weißt du von der Bürde, die es bedeutet, ein Reich wie Allagáin zu regieren? Was von der Verantwortung, die auf meinen Schultern lastet?«
    »Nichts«, gab Barand mit bebender Stimme zu. »Aber ich weiß, dass kein Beweggrund, und wäre er noch so edel, rechtfertigen kann, was du getan hast. Du hast dein Volk verraten und gemeinsame Sache mit den Feinden der Menschheit gemacht. Du hast den Unholden Zutritt zur

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