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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Goldenen Stadt gewährt und damit zahllose unschuldige Menschen einem grausamen Tod überantwortet. Und du hast dein Heer, das dazu da gewesen wäre, deine Stadt und dein Reich zu verteidigen, in eine ebenso sinnlose wie aussichtslose Schlacht geschickt. Meine Ritter und ich wären bereit gewesen, bis zum Letzten für dich zu kämpfen. Ohne Zögern hätten wir unser Leben eingesetzt, um Iónador und dich zu schützen – aber du hast es uns schlecht gedankt. Du hast unser aller Vertrauen missbraucht um deines eigenen Vorteils willen. Und dafür, Klaigon, wirst du sterben!«
    »Durch wessen Hand?«, fragte Klaigon. »Etwa durch deine?« Der Fürstregent schüttelte den Kopf. »Du willst dein Schwert gegen deinen Lehnsherrn erheben, dem du ewige Treue geschworen hast?«
    »Nicht dir habe ich Treue geschworen, sondern Iónador«, widersprach Barand, »und der Goldenen Stadt gilt sie auch weiterhin. Du jedoch hast sie verraten.«
    »Ich soll Iónador verraten haben?« Klaigon lachte freudlos auf. »Mein Freund, ich glaube, du verkennst die Lage. Ich bin es nicht, der die Stadt der Fürsten angegriffen hat, und ich entsinne mich auch nicht, mich mit den Waldbarbaren verbündet zu haben, den erklärten Feinden Iónadors von alters her. Und ich bin es auch nicht, der ein Blutbad in den Straßen anrichtet, wie es in der Geschichte unseres Volkes noch keines gegeben hat.«
    »Nein«, gestand Barand ein, seine Wut nur mühsam beherrschend. »Wir waren es, die den Krieg nach Iónador getragen haben – jedoch nur, um den Saustall auszumisten, zu dem die Stadt durch dein Verschulden geworden ist. Um deine eigene Haut zu retten, hast du deine Untertanen den Erlen ausgesetzt, statt sie zu beschützen, wie es deine Pflicht gewesen wäre.«
    »Meine Pflicht? Du wagst es, mich an meine Pflicht zu erinnern?«, brauste Klaigon auf. »Ausgerechnet du, der du meine Befehle verweigert und dich gegen mich gewandt hast? Nicht ich bin der Verräter, sondern du, Barand! Statt den Befehlen zu gehorchen, die dir gegeben wurden, hast du gemeinsame Sache mit unseren Feinden gemacht. Aber damit ist es nun vorbei. Als dein Fürstregent befehle ich dir, dein Schwert sinken zu lassen und mit deinem Heer die Stadt zu verlassen, und zwar augenblicklich!«
    »Du hast mir nichts mehr zu befehlen«, erwiderte Barand kalt, »und Fürstregent bist du schon längst nicht mehr. Dóloan hat sich von dir abgewandt in dem Augenblick, als du sein Erbe verraten und den Boden der Goldenen Stadt mit dem Blut Unschuldiger besudelt hast.«
    »Was schert mich Dóloan?«, schrie Klaigon wie irrsinnig, und Speichel sprühte dabei von seinen Lippen. Dann deutete er auf seinen kahlen Schädel. »Schon bald wird eine Königskrone dieses Haupt zieren, und weder werde ich auf die Gunst adeliger Speichellecker angewiesen sein, die mich zum Regenten küren, noch auf wankelmütige Gefolgsleute, wie du einer bist. Meine Macht wird ohnegleichen sein und selbst die der Sylfenkönige in den Schatten stellen!«
    »Ist es das, was man dir versprochen hat?« Barand schüttelte ungläubig den Kopf. »Um der Krone willen hast du uns alle verraten? Hast die Stadt deiner Väter der Plünderung preisgegeben und in Kauf genommen, dass deine Untertanen von Unholden gefressen werden?«
    »Das ist nicht wahr!«, behauptete Klaigon.
    »Es ist wahr, und du weißt es genau«, sagte Barand mit ungnädiger Stimme. »Verschließe deine Augen nicht vor der Wahrheit, Klaigon! Wenigstens dieses eine Mal in deinem Leben nicht! Es hat dich nie besonders gekümmert, was außerhalb des Túrin Mar und Iónadors geschieht – aber diesmal öffne deine Augen, bevor ich sie dir für immer schließe!«
    »Das kannst du nicht«, war Klaigon überzeugt. »Deine Ritterehre lässt es nicht zu, einen wehrlosen Mann zu entleiben!«
    »Wohl wahr«, räumte Barand ein und trat an den Kamin des Arbeitszimmers, über dem ein großes Breitschwert hing. »Wie es heißt, hat diese Klinge einst Dóloan gehört. Er hielt dies Schwert in Händen, als er die Brücke gegen das Waldvolk verteidigte – also wird es auch dir gute Dienste leisten.«
    Kurzerhand nahm er das Schwert aus der Halterung und warf es Klaigon vor die Füße, sodass es laut klirrte. »Heb es auf und kämpfe!«, forderte Barand. »Kämpfe wie ein Mann, wenigstens dies eine Mal!«
    Klaigon war plötzlich bleich geworden. Er schwankte, als wäre er betrunken. »I-ich kann nicht…«
    »Nimm das Schwert!«, sagte Barand noch einmal, jede einzelne Silbe betonend.

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