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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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»Oder, bei meinen Ahnen, ich schwöre, dass ich dich aufschlitze wie ein Schwein!«
    Klaigons Blicke zuckten zwischen ihm und der am Boden liegenden Waffe hin und her. Jede Überlegenheit war aus seinen feisten Zügen verschwunden, ebenso wie das Funkeln in seinen Augen, das von seinem Wahnsinn zeugte. Jäh schien dem Verräter zu dämmern, dass sein Spiel zu Ende war und er sich für seine Taten verantworten musste – und wie ein Dieb, der auf frischer Tat ertappt worden und auf die Gnade seiner Häscher angewiesen war, beugte er das Haupt und sank auf die Knie.
    »Was habe ich nur getan?«, stieß er hervor und vergrub das Gesicht in den fleischigen Händen. »Du hast recht, Barand, mit jedem einzelnen Wort! Wie konnte ich nur schmählich verraten, was zu beschützen mir aufgetragen wart? Wie nur euer aller Vertrauen so schändlich missbrauchen? Ich bitte dich, lass Gnade walten…«
    »Gnade?«, fiel ihm Barand ins Wort. »Für dich?« Die Züge des jungen Marschalls wurden hart. »Nachdem so viele deine Habgier mit dem Leben bezahlen mussten?«
    »Bin ich dir nicht immer ein guter Herrscher gewesen?«, fragte Klaigon dagegen. »Standest du nicht immer in meiner Gunst? Habe ich es verdient, von deiner Klinge zu sterben wie ein elender Verbrecher?«
    Und der mächtige Fürstregent von Iónador begann zu weinen wie ein hilfloses Kind.

 
    54
     
     
     
    In den Straßen Iónadors tobte eine erbitterte Schlacht.
    Immer noch mehr Erle strömten aus dem Inneren der Stadt zusammen und warfen sich den Angreifern entgegen – und sosehr die Menschen unter Galfyns Führung auch gegen die Reihen der Unholde anrannten, es gelang ihnen nicht, sie zu durchbrechen.
    Wie auch?
    Es war längst nicht nur mehr ein Kordon von Erlen, der sich den Angreifern in den Weg stellte; die Hauptstraße bis hinauf zum großen Vorplatz des Túrin Mar hatte sich in ein wogendes Meer aus hassverzerrten, grunzenden Schweinsgesichtern verwandelt. Blutdurst sprach aus den eitrigen Augen, und nicht wenige Menschen fanden unter den Hieben rostiger Schwerter und Äxte ein grausiges Ende.
    Galfyn kämpfte in vorderster Reihe.
    Beim Waldvolk war es Sitte, dass die Anführer ihren Kriegern als leuchtendes Beispiel vorangingen, und es wäre ihm nicht im Traum eingefallen, sich irgendwo zu verkriechen, um von dort aus den Ausgang der Schlacht abzuwarten. Zusammen mit den Kämpfern Iónadors und den Kriegern der Waldstämme focht er gegen die Erle, deren Masse immer noch größer und erdrückender wurde – und obwohl sich Berge erschlagener Unholde auf der Straße türmten und ihr Blut in Strömen in der Gosse zusammenfloss, stellte Galfyn mit Erschrecken fest, dass sich die Menschen rückwärts bewegten!
    Zu wütend war der Ansturm der Feinde, zu erdrückend ihre Zahl. Langsam, aber stetig vergrößerte sich der Abstand zum Großen Turm, der ihnen als lohnendes Ziel vor Augen stand, nicht mehr fern, doch inzwischen wieder unerreichbar.
    Ein Speer zuckte hervor und stieß nach Galfyns Brust. Mit der Linken bekam der junge Heerführer den Schaft unterhalb der vergifteten Spitze zu fassen, während seine Schwerthand zuschlug und sowohl den Speer als auch die Klaue des Angreifers durchschlug. Unter wüstem Gekeife ging der Erl zu Boden – dafür wurde ein junger Krieger, der unmittelbar neben Galfyn stand, von einer rostigen Klinge niedergestreckt.
    Gleichzeitig hagelten Schwärme von Pfeilen auf die Menschen herab; zu beiden Seiten der Straße hatten sich Unholde in den geplünderten und teils zerstörten Häusern verschanzt – keine Erle, sondern grauhäutige Kreaturen, die mit langen schwarzen Bögen bewaffnet waren, mit denen sie meisterlich umzugehen verstanden. Soeben sanken zwei weitere Allagáiner mit durchbohrten Kehlen zu Boden. Galfyn wusste nur zu gut, dass seine Leute, so mutig und beherzt sie auch kämpften, der Übermacht der Unholde nicht mehr lange würden standhalten können.
    Der junge Heerführer merkte, wie die Schlachtreihe wankte. Schon bald würden die Erle an einigen Stellen durchbrechen, und was dann geschah, war Galfyn nur zu klar. Natürlich, er konnte auch den Rückzug befehlen, aber mit jedem Schritt zurück würden sie Boden aufgeben, für den sie erbittert gekämpft und den sie mit ihrem Blut getränkt hatten. Warum nur, so fragte er sich, hörte er nichts von Barand und Fyrhack? Hatten sie den Großen Turm nicht erreicht? War ihrer Mission kein Erfolg beschieden gewesen?
    Galfyn wusste es nicht, und diese Ungewissheit

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