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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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des Eissees keinen anderen als Mux auf sich zuflitzen, mit wehendem Haarschopf und vor Furcht weit aufgerissenen Augen. Gleichzeitig war ein grollendes Rumoren zu hören, das nicht nur den Stollen und das Tor, sondern sogar den gesamten See zu erfassen schien.
    »Mux!«, rief Leffel dem Kobling entgegen. »Was tust du noch hier? Wieso bist du nicht längst auf und davon?«
    »Mux der Kobling ist zurück«, krähte es heiser, »und nicht nur er allein, zum Glück. Hat er doch was mitgebracht, was hoffentlich das Tor aufmacht…«
    Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als es erneut laut krachte und knackte. Im Eis bildete sich ein Spalt, der sich so sprunghaft vergrößerte, dass der flüchtende Mux um ein Haar davon verschlungen worden wäre. Im letzten Augenblick gelang es ihm, sich mit einem weiten Satz in Sicherheit zu bringen, und im nächsten Moment war er durch die Gitterstäbe der Falltür geschlüpft und befand sich wieder in Gesellschaft seiner Gefährten.
    Dort jedoch, wo er eben noch gerannt war, verbreiterte sich der Spalt. Das dunkle Wasser des Sees kam zum Vorschein, spritzte über das brechende Eis, und aus der Tiefe stieg jene gewaltige Kreatur empor, die Leffel in seinen Träumen verfolgte und mit der es die Gefährten schon einmal – und Alphart und Yvolar sogar schon zweimal – zu tun gehabt hatten!
    Das Ungeheuer aus dem Búrin Mar!
    Fauchend schoss der schlanke Hals mit dem hässlichen Haupt in die Höhe. Das verbliebene Auge des Untiers rollte wie im Wahnsinn, sein hässliches Fischmaul schnappte auf und zu – und dann sah es die Gefährten hinter dem Gitter.
    Das Pfeifen und Schnauben, das die Kreatur von sich gab, steigerte sich vor Zorn und Wut, und dann griff sie ein weiteres Mal an.
    Wie das Ende einer langen Peitsche zuckte der Hals mit dem unförmigen Haupt zunächst zurück, ehe es mit unsagbarer Wucht nach vorn katapultiert wurde, direkt auf das Tor zu.
    »In Deckung!«, konnte Alphart gerade noch brüllen, und sowohl er als auch seine Begleiter flüchteten sich hinter den Fels zu beiden Seiten des Tors – und das keinen Augenblick zu früh!
    Denn im nächsten Moment prallte das fuhrwagengroße Haupt gegen das Gitter und sprengte es aus seiner Verankerung. Unter hässlichem Knirschen barst das Eisen, und der Fischkopf der Kreatur schob sich in den Stollen, auf der Suche nach den Wesen, die ihm so übel mitgespielt hatten. Wie das Haupt einer Schlange auf der Jagd nach Mäusen bohrte sich der Schädel des Seeungeheuers in den Hauptstollen von Urgulroth, so tief, dass Alphart schon hoffte, es würde stecken bleiben.
    »Hört das denn niemals auf?«, jammerte Leffel entsetzt.
    »Nein«, entgegnete Alphart trocken, »das Biest ist verdammt nachtragend – aber diesmal hat es uns unwissentlich einen Gefallen getan.« Er schnappte sich Mux und setzte ihn sich auf die Schulter. »Woher hast du gewusst, dass das Ungetüm in diesem See ist? Ich habe dir nichts davon erzählt.«
    »Mein feiner Sinn hat es erspürt«, erklärte Mux, »erzürnt und dann hierher geführt.«
    Alphart konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, dann aber wurde er wieder ernst und rief: »Los, kommt mit!«
    Der Jäger sprang auf, um sich an dem zuckenden und unentwegt hin und her pendelnden Hals des Tieres vorbei in die Freiheit zu zwängen. Er lief an der Seite des Kopfes entlang, wo das Ungetüm kein Auge mehr hatte, sondern nur noch eine eitrige Wunde, sodass es ihn nicht sehen konnte. Seine Gefährten folgten ihm ohne Zögern. Während das Ungeheuer im dunklen Stollen nach ihnen suchte, folgten sie Alphart mit angehaltenem Atem durch das offene Tor, und einen Herzschlag später waren sie frei. Wenigstens vorläufig…
    »Gut gemacht, kleiner Freund«, lobte Alphart den Kobling, der sich auf seiner Schulter festklammerte. »Das Mistvieh hat nicht nur das Tor für uns geöffnet, es wird auch die Erle aufhalten.«
    »Du gibst also endlich zu, dass ich auch viel Gutes tu? Nennst mich nie mehr Butzemann, weil ich tatsächlich helfen kann?«
    »Ganz sicher nicht«, beschwichtigte Alphart. »Die Kreatur aus der Tiefe zu Hilfe zu holen war ein wirklich guter Einfall. Sollte ich je etwas Schlechtes über dich gesagt haben, dann vergiss es ganz schnell.«
    »Ich will’s vergessen und vergeben«, meinte Mux. »Manchmal streiten Freunde eben.«
    »Und genau das sind wir«, sagte Alphart, »Freunde!«
    »Und wohin jetzt?«, fragte Leffel, der keuchend neben ihnen über das brüchige Eis hetzte, aus dem sich wie ein Gebirge

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