Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen
dem, was er sagen wollte, blieb Barand im Halse stecken – denn plötzlich fühlte er barbarischen Schmerz, der heiß und sengend in seine Eingeweide fuhr.
Entsetzt blickte er an sich herab und sah die Klinge Dóloans fast bis zum Heft in seinem Unterleib stecken, ungeachtet des Kettenhemds, das er trug. Indem Klaigon sich schwach und besiegt gegeben und ihn in trügerischer Sicherheit gewogen hatte, hatte er den jungen Heerführer herangelockt, um dann blitzschnell die Klinge vom Boden aufzuheben und mit aller Kraft zuzustoßen.
Ein triumphierendes Grinsen im Gesicht, blickte der Verräter zu Barand auf; die falsche Reue war aus seinen schweißglänzenden Zügen verschwunden. »Und nun?«, fragte er höhnisch. »Was willst du nun tun, Barand von Falkenstein? Hast du immer noch vor, mich für meine Vergehen zu bestrafen?«
Barand wankte. Er wollte etwas erwidern, aber alles, was über seine Lippen kam, war ein dünner Faden Blut.
Trotz der quälenden Schmerzen, die in seinen Eingeweiden wüteten, schloss sich seine Rechte fester um den Griff seines Schwertes, und er wollte ausholen, um Klaigon zu erschlagen und ihn mit hineinzureißen in die dunkle Kluft des Todes.
Seine Bewegungen waren jedoch langsam und vorhersehbar, und als Klaigon sah, was Barand tat, drehte er die Waffe mit Gewalt in der Wunde herum.
Der Marschall von Iónador hatte das Gefühl, als würde sein Innerstes von glühenden Eisen zerfetzt. Nicht länger war er fähig, sich auf den Beinen zu halten. Das Schwert fiel ihm aus der Hand, und er stürzte, schlug inmitten der Blutlache auf, die sich um ihn gebildet hatte.
»Du bist genau wie Karrol!«, sagte Klaigon voller Hohn, während sich sein sterbender Gegner am Boden krümmte. »Genauso vertrauensselig. Und genauso dumm!«
Mit einem Ruck riss er das Schwert aus dem Leib des jungen Marschalls und erhob sich, während Barand von Falkenstein den letzten Atemzug tat.
Der Fürstregent warf den Kopf in den Nacken und erging sich in kreischendem, irrem Gelächter. Seine Stimme überschlug sich, und nicht länger war der Wahnsinn in seinen Augen nur eine leise Vorahnung, sondern brach sich endgültig Bahn.
Niemand konnte Klaigon von Iónador aufhalten!
Zu groß war seine Macht, als dass sie ihm jemand streitig machen konnte, zu scharf sein Verstand, als dass ein Gegner ihm gewachsen wäre. Hatte er sich tatsächlich vor Barand gefürchtet? Vor einem grünen Jungen, der zu einfältig war, um List und Wahrheit zu unterscheiden? Mit Leichtigkeit hatte sich Klaigon seiner entledigt, so wie er es mit allen tun würde, die sich ihm widersetzten – und er hatte dazu noch nicht einmal Kaelors Hilfe gebraucht.
Dank seiner neuen Verbündeten hatte der Fürstregent gelernt, was wahre Macht bedeutete, und sobald seine Feinde zerschmettert waren und die Krone auf seinem Haupt saß, würde er sie rücksichtslos ausüben und…
Das Gelächter des Fürstregenten über die Dummheit und Einfalt der Welt ging in schrilles Kreischen über. Aufrecht stehend, das Schwert Dóloans in der Hand, stand Klaigon über dem Leichnam seines Gegners, breitbeinig und vor Stolz und Häme fast berstend – als er sich plötzlich in eine Flammensäule verwandelte!
Gelbes Feuer hüllte den Fürstregenten ein und verzehrte sein Fleisch, erstickte seinen heiseren Schrei. Als es nach Augenblicken wieder verlosch, waren verbrannte Knochen alles, was von Klaigon geblieben war.
»Du redest zu viel, Mensch«, knurrte Fyrhack, der lautlos hinter Klaigon aufgetaucht war. Die schwelenden Überreste des Verräters keines weiteren Blickes würdigend, wandte sich der Drache ab. Dabei schabte seine Schuppenhaut an der Wand entlang und hinterließ dort tiefe Kratzspuren.
Zwar waren die Turmgemächer und Korridore des Túrin Mar alles andere als klein und beengt; dennoch war es erstaunlich, mit welcher Gewandtheit sich die riesige monströse Kreatur darin zu bewegen wusste, die Schwingen eng an den geschuppten Körper geschmiegt. Doch wie Yvolar vor langer Zeit erklärt hatte, als Erwyn und er Fyrhacks Höhle aufgesucht hatten, waren Drachen uralte Wesen, die in den Tiefen der Welt ebenso zu Hause waren wie in der Luft. Ihre Leiber waren dazu geschaffen, sich selbst in sehr beengten Umgebungen zu bewegen, sonst hätte Fyrhack auch niemals durch den Geheimtunnel in die Goldene Stadt gelangen können.
Nachdem Fyrhack seinen menschlichen Begleiter abgesetzt hatte, hatte er die Turmgemächer auf der Suche nach seinem Erzfeind
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